Große Ziele und wohldosierter Optimismus bei HDI-Gerling Leben

Die Ziele sind hochgesteckt: Verdoppelung des Neugeschäftesbis zum Jahr 2012, gekoppelt mit einer deutlichen Effizienzsteigerung. FünfMaßnahmenbündel mit einer Vielzahl von Zielen und Einzelprojekten sollen denWeg ebnen.

Es geht um Wachstum, operative Exzellenz, Optimierung derKapitalanlage-Performance, Verankerung einer „High-Performance-Kultur“ undstrukturelle Maßnahmen und Optimierung des Steuerungsinstrumentariums derGruppe.

Die Wachstumsziele sollen von einer Überprüfung undNeuausrichtung des Produktportfolios begleitet und unterstützt werden. Dr.Löffler zieht den Vergleich zu anderen Industrien und spricht damit den Wunschaus, Versicherungsprodukte sehr viel stärker flexibel auf die Bedürfnisse derKunden abstimmen zu können. „In der Autoindustrie rollt nur jedes etwa10.000ste Fahrzeug in einer vergleichbaren Konfiguration vom Band“.  Ein interessanter Ansatz, der sicher imRahmen der geplanten oder schon laufenden Projekte mit den Vertriebspartnernintensiv diskutiert wird. Großes Potenzial in der Geschäftsprozessoptimierungwird in der sogenannten „Dunkelverarbeitung“ gesehen, also die automatisierteVerarbeitung standardisierten Geschäfts. Konkrete Aussagen, wie dies in derZusammenarbeit mit Maklern umgesetzt werden soll, wurden indes nicht getroffen.

Überproportionales Wachstum verspricht sich die Gruppe indefinierten ausländischen Märkten, wohl mit Schwerpunkt Osteuropa. Aber auchProdukttransfers aus Luxemburg und Lichtenstein stehen auf der Agenda.

Offene Worte fand Dr. Löffler auch hinsichtlich derAuswirkungen der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise, die jedoch auch Chancenberge. Sein Unternehmen habe in 2008 einen Rückgang von 24% im Neugeschäfthinnehmen müssen, das sei aber nicht als gefährlich zu sehen. Ein Lichtblicksei das sehr gut verlaufene bAV-Geschäft gewesen, während das Jahresendgeschäftquasi nicht stattgefunden habe.

Bedingt durch Standortauflösungen habe das Unternehmen einendeutlichen Verlust von qualifiziertem und hochwertigem Personal erlitten.Löffler betonte die besondere Bedeutung der Mitarbeiter im Unternehmen.

Intensiver ging Jacques Santer im Verlaufe des Abends inseinem Vortrag auf die aktuelle Krise ein. Der frühere EU-Kommissions-Präsidentberichtete losgelöst von den Zwängen des Amtes und sparte nicht an Kritik ander aktuellen Politik, insbesondere am französischen Präsidenten Sarkozy,während er die Besonnenheit der deutschen Politik lobte. Er ging u.a. auf denpsychologischen Effekt ein, der im Verlauf der Krise eine bedeutende Rollespielte und noch spielt. Von selbsterfüllender Prophezeiung war die Rede.Gemeint war damit die Tatsache, dass vor Monaten bei Prognosen von 2-3 % Minusim Wirtschaftswachstum von Erdrutschen und dramatischen Einbrüchen die Redewar. Das daraus entstandene Klima der Angst hat den Abwärtstrend  mindestens beschleunigt.

Ein weiterer wesentlicher Hinweis von Santer: Wir dürfen obder Finanzmarktkrise nicht die anderen wichtigen Aufgaben der Zeit vergessen.Die Klimaentwicklungen oder die Probleme, die sich aus der Überalterung derGesellschaft ergeben, dürfen nicht unbearbeitet beiseitegeschoben werden,während wir uns auf Konjunkturprogramme konzentrieren. Als bildhaften Vergleichzog er die Vorstellung eines mehrgleisigen Bahnüberganges in Frankreich heran.Warnschilder an solchen Bahnübergängen sagen „Un train peut en cacher unautre“, ein Zug kann einen anderen verdecken. Achte ich nur auf denvordergründig Sichtbaren, kann es gut sein, dass der andere mich überrollt.

Volker P. Andelfinger