Lebensversicherer auf sicherem Fundament

Die Ausstattung der deutschen Lebensversicherer mit Eigenmitteln, auch Solvabilität genannt, liegt trotz Finanzkrise samt politisch verordnetem Niedrigzins und künftig schärferer Eigenkapital-Vorschriften weit über den Anforderungen der Aufsichtsbehörde BaFin. Das Polster ist nach der vier Jahre anhaltenden Schrumpfung erstmals wieder um 3,2 Prozent gewachsen, zeigt die Analyse „Solvabilität im Vergleich 2001 bis 2011“ des Marktbeobachtungsdienstes map-report (map-report 805 - 806; kostet 75 Euro; Bestellung im Internet).

Auf Basis einer Hochrechnung aus Daten von 64 Anbietern ergibt sich nach der Studie: 32,2 Milliarden Euro Solvabilität werden gefordert, die Branche kann auf 58,15 Milliarden Euro Solvabilität vorweisen. Das ergibt eine Solvabilitätsquote von 180,73 Prozent dessen, was die BaFin fordert (2010: 179,5 %). 2007, als die Finanzkrise ihre Schatten vorauswarf, schaffte die Branche noch 207,9 Prozent. „Die Anforderungen der Aufsicht sind zwischenzeitlich schneller gewachsen als die bereitgestellten Mittel der Gesellschaften“, sagt Chefredakteur Manfred Poweleit.

Die höchsten Solvabilitätsquoten der Lebensversicherer weist zum wiederholten Male die Mecklenburgische aus (339,3 %), gefolgt von myLife mit 292,6 Prozent (ehemals Ageas,  davor Fortis und zuvor Gutingia) – siehe Tabelle. Marktführer Allianz liegt mit 203,5 Prozent im vorderen Mittelfeld. Generali, Württembergische, AachenMünchener und AXA verfehlen den Marktdurchschnitt deutlich.

Das wichtigste Instrument bei der Aufsicht von Banken und Versicherungen ist die Solvabilität. Der Staat definiert, wie viele Eigenmittel die Marktteilnehmer bereithalten müssen, um ihren Geschäften nachgehen zu können. Es wird erwartet, dass die Solvabilität mindestens 100 Prozent der geforderten Größe entspricht. Nähert sich diese Quote – von oben – zu sehr dieser 100-Prozent-Marke, wird in der Regel die BaFin aktiv.

Allerdings ist die Marktübersicht nicht vollständig. Einige Lebensversicherer verweigerten die Daten, darunter alle vier Anbieter des Talanx-Konzerns: neue leben, Targo, PBV und HDI-Gerling. Angeblich will man wegen des beabsichtigten Börsengangs keine Daten herausgeben, die über die Geschäftsberichte hinausgehen. Aber auch Gothaer, Asstel, VPV und Provinzial Rheinland haben gemauert.

Neben der Leben-Sparte ist die Solvabilität in der sonstigen Assekuranz auch beruhigend. In der PKV beträgt die Quote 238,7 Prozent, wobei 85 Prozent der Anbieter an den map-report gemeldet hatten. Die Schaden- und Unfallversicherer haben traditionell eine wesentlich bessere Eigenmittelausstattung; 2011 waren es 306,5 Prozent. Das hat auch damit zu tun, dass viele Schadenversicherer an der Spitze von Konzernen stehen und bei Schieflagen von Töchtern einspringen müssten.

Lebensversicherer mit der höchsten und niedrigsten Solvabilität

Anbieter

Quote 20111

Ist-Solvabilität 2011 (Mio. Euro)

Höchste Solvabilität

Mecklenburgische

339,3

137,4

myLife (ehemals Ageas und Fortis)

305,1

18,1

Stuttgarter

254,8

510,3

Direkte Leben

254,0

k.A.

LVM

235,9

612

Niedrigste Solvabilität

Dialog

132,6

90,3

Neue Bayerische Beamten

141,0

28,2

Iduna

144,5

1.094

AachenMünchener

146,2

1.472

AXA

146,7

1.245

Markt

180,7

58.147,72

       

1 in Prozent der von der BaFin geforderten Solvabilität (Eigenmittel)

Quelle: map-report 805 - 806/2012