Lebensversicherung auf dem Prüfstand

Lebensversicherungen sind für viele Bereiche wichtig. Durch die demografische Entwicklung gewinnt das Produkt noch an Bedeutung: „Mit zunehmender Alterung der Gesellschaft und der Abnahme der Geburtenraten wird der Bedarf an kapitalgedeckter betrieblicher und privater Vorsorge künftig weiter steigen“, sagt Allianz-Chefvolkswirt Prof. Michael Heise im aktuellen Heft der der Publikationsreihe „Allianz Demographic Pulse“.

Das zeigt sich auch in den hohen Summen, die den Versicherern weltweit von Kunden anvertraut werden. 2011 waren es umgerechnet mehr als 1,7 Billionen Euro an Beiträgen. Diese Summe entsprach etwa dem Bruttosozialprodukt Großbritanniens. Jeder Bundesbürger gab 2011 durchschnittlich 1.042 Euro für Lebensversicherungen aus, ein US-Amerikaner umgerechnet 1.270 Euro und ein Japaner sogar 2.183 Euro.

Keine Alternative für Absicherung biometrischer Risiken

Die gegenwärtige Finanzkrise und die damit verbundenen niedrigen Kapitalmarktzinsen stellen Lebens- und Rentenversicherungen auf den Prüfstand. Aber nicht nur allein das niedrige Zinsniveau fordert das Produkt, das vor 250 Jahren erstmals von Londoner Kaufleuten angeboten worden war, vor Herausforderungen. Auch neue aufsichtsrechtliche Regelungen wie Solvency II und die Einführung von Unisextarifen machen dem Produkt zum derzeitigen Zeitpunkt das Leben schwer. Doch bei biometrischen Risiken, gibt es keine Alternativen. „Aller Kritik zum Trotz sind Lebensversicherungen für die Menschen wichtig, sicher und rentabel“, resümiert Heise.

Gäbe es auf der Welt keine Lebensversicherungen mehr, gäbe es auch keine finanzielle Absicherung von Angehörigen im Todesfall. Auch seien Lebensversicherungen häufig der Schlüssel für die Verwirklichung des Traums vom Eigenheim. Ende des Jahres 2011 gab es in Deutschland immerhin über 1,9 Millionen Bauspar-Risikoversicherungen und rund 2,9 Millionen Restschuldversicherungen, die den Erwerb einer Immobilie oft erst ermöglichten.

Schutz vor Altersarmut in der demografischen Falle

Ende 2011 verwalteten die deutschen Lebensversicherer 743 Milliarden Euro an Kapitalanlagen. In der EU insgesamt belief sich die Summe auf rund 5.400 Milliarden Euro. Damit sind die Anbieter wichtige institutionelle Teilnehmer am Kapitalmarkt, die durch ihre langfristig ausgerichtete Anlagepolitik, die letztlich die Fristigkeit ihrer Verbindlichkeiten widerspiegelt, zur Stabilisierung der Finanzmärkte beitragen.

Eine weitere wichtige gesellschaftliche Dimension liegt darin, dass Lebensversicherungen Schutz gegen Altersarmut bieten. In den meisten Ländern ist mit weiteren Einschnitten in den staatlichen Rentensystemen zu rechnen. In Deutschland wird die Sicherheit der gesetzlichen Rente fast so schwach eingeschätzt wie im Jahr 2009, ergab der jüngste „Deutschland-Trend Vorsorge“ des Deutschen Institut für Altersvorsorge.  

Kamen statistisch gesehen 1950 bereits 2,3 über 60-jährige auf ein Neugeborenes, so werden für das Jahr 2050 knapp 16 über 60-jährige auf ein Neugeborenes prognostiziert. Damit ist dann jeder fünfte Erdenbürger über 60 Jahre alt – siehe Grafik. „Die Menschen brauchen in unsicheren Zeiten ein verlässliches Produkt“, sagt Heise und geht davon aus, „dass Lebensversicherungen langfristig wichtige Bausteine der privaten Vorsorge bleiben werden“.