Mehr Frauen an die Spitze

Über 60 Prozent der Befragten aus rund 100 Assekuranz-Unternehmen und Pools prognostizieren der Assekuranz in den nächsten Jahren einen Fachkräftemangel im Innendienst, sogar zu über 80 Prozent im Außendienst. Daher vertreten fast 70 Prozent die Auffassung, dass Frauen sehr viel stärker in den Vertrieb gehen sollten. Diese und andere Erwartungen, Ursachen, Einstellungen und Hemmnisse bringt die Studie „Frauen im Assekuranz-Vertrieb“ auf den Punkt, herausgegeben von deutsche-versicherungsboerse.de in Kooperation mit BrunotteKonzept und Palatinus Consulting. Dazu waren Personalverantwortliche, Mitarbeiter aus Innendienst und Vertrieb von Versicherern sowie Entscheider bei Pools und Dienstleistern befragt worden.

Für nahezu neun von zehn Personalverantwortlichen hat der Ausbau des Frauenanteils in Führungspositionen hohe bzw. sehr hohe Priorität. Dies soll weniger durch eine Frauenquote erfolgen, sondern vor allem durch flexible Arbeitsorganisation, sagen 71 Prozent der Personalchefs. Auch die Unterstützung bei der Kinderbetreuung soll vorangetrieben werden. Denn rund 45 Prozent der Befragten gaben an, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Frauen immer noch schwer zu vereinbaren ist. 

Im Vertrieb ist wegen familienunfreundlicher Arbeitszeiten – der Kunde kann oft nur abends oder am Wochenende erreicht werden – vorerst nicht mit gravierend höheren Frauenquoten zu rechnen. Andererseits bietet der Vertrieb mehr Flexibilität, was für Frauen im Beruf einen erheblichen Vorteil darstellt. Immerhin wünschen sich 80 Prozent der Befragten der dvb-Umfrage mehr Frauen im Vertrieb, um so auch dem Fachkräftemangel zu begegnen. Allerdings gehen gut 20 Prozent davon aus, dass Frauen im Vertrieb als Vorgesetzte nicht akzeptiert werden. Nachdenklich stimmen auch die Antworten auf die Frage, ob die Wertorientierung des Unternehmens für Frauen geeignet ist: Knapp 20 Prozent verneinen das. 

Über die Hälfte der Befragten sind der Meinung, dass Frauen mehr Selbstverantwortung übernehmen, sich selbst durchsetzen und nicht auf Mentoren warten sollten. Im Gegensatz steht die Aussage, dass Frauen durch Vorgesetzte stärker gefördert werden müssten, die fast ebenso viel Zustimmung findet. Eine Frauenquote hingegen fordert nicht mal jeder zweite Befragte. Gerade im Vertrieb zeigt sich: Eine Frau, die langfristig erfolgreich tätig ist, muss nach wie vor härter arbeiten als ein Mann.

Apropos Vertrieb: Im angestellten Außendienst schwankt der Frauenanteil zwischen sieben Prozent (Gothaer) und 30 Prozent (Allianz), ergab eine eigene Umfrage von BrunotteKonzept Anfang 2011. Bei Führungskräften im Vertrieb liegt die Spannbreite zwischen null (Talanx) und 34 Prozent (Zurich). Handelsvertreterinnen (nach § 84 HGB) sind bei Allianz und LVM je 15 Prozent unter Vertrag, bei Ergo zu 21 Prozent. Die Mehrheit sind also Männer. Bei Finanzvertrieben wie AWD, DVAG, OVB liegt der Frauenanteil unter den Außendienstlern laut BrunotteKonzept sogar zwischen 20 und 30 Prozent.

An der dvb-Umfrage haben sich zu über 70 Prozent Vertriebsmitarbeiter beteiligt, darunter fast 53 Prozent Frauen. Die vollständige Studie kann im Internet bestellt werden und kostet als PDF-Version 490 Euro + 19 Prozent Mehrwertsteuer, als Druck- und PDF-Version 690 Euro (plus MWSt.). Konzerne, die die Studie nutzen wollen, müssen ein Exemplar pro Unternehmen kaufen, erhalten aber zwischen 10 und 25 Prozent pro Unternehmen Rabatt.