Vergleichsweise eher gute Stimmung an den Arbeitsplätzen in der Deutschen Versicherungswirtschaft – Umfrageergebnisse der deutsche-versicherungsboerse.de

Knapp 1.000 Mitarbeiter ausder deutschen Versicherungswirtschaft beteiligten sich an der repräsentativenUmfrage „Zufriedenheit am Arbeitsplatz“, die von derdeutschen-versicherungsboerse.de zwischen Dezember 2008 bis Januar 2009durchgeführt wurde.

Die Auswertung zeigtausführlich auf, welche Voraussetzungen Mitarbeiter motivieren und zufriedenmachen, aber auch welche Gründe das Gegenteil bewirken.

In der Stepstone-Studiesagten branchenübergreifend 19 % der Befragten, sie seien "sehr zufriedenund jeden Tag motiviert“. Weitere  39 %gaben an, „ich bin trotz mancher schlechter Tage insgesamt zufrieden“. Und 42 %meinten: „Eher schlecht, was mich sehr enttäuscht“.

In derVersicherungswirtschaft sind hingegen 7,2 % der Mitarbeiter zur Aussage bereit„ich fühle mich an meinem Arbeitsplatz sehr gut und bin immer voll motiviert“.42,5 % der Befragten kommen zu dem Ergebnis: „Bis auf Ausnahmen, die immereinmal vorkommen können, fühle ich mich sehr wohl und fast immer sehrmotiviert. Die wenigen negativen Aspekte treten für mich eher in denHintergrund“.

Aber auch Negatives ist zuhören:

  • Ich bininsgesamt zufrieden, aber es kommt schon häufiger vor, dass ich das Klima eherschlecht empfinde und meine Motivation nachlässt. (26,7 %)
     
  • Ich binenttäuscht, bin mit dem Betriebsklima eher unzufrieden, fühle mich häufigunwohl und nicht motiviert. (12,4 %)
     
  • Ich habeerhebliche Probleme, mich morgens zu motivieren, zur Arbeit zu gehen. (3,7 %)
     
  • Ich habe nichtnur erhebliche Probleme, mich morgens für die Arbeit zu motivieren, sondern ichbeobachte bei mir auch gelegentlich oder öfters negative gesundheitlicheSymptome. (7,5 %! Setzen wir diese Zahl in Relation zu den rund 470.000Beschäftigten in der Branche – Quelle GDV - , bedeutet das eine Zahl von rund35.000 Menschen, die betroffen sind!)

Friedel Rohde,Geschäftsführer der deutschen-versicherungsboerse.de, meint zur Untersuchung:„Es ergibt sich ein fast paritätisches Bild zwischen den Mitarbeitern, diezufrieden und denjenigen, die häufig oder ständig unmotiviert sind. DieseMitarbeiter sehen sich sogar teilweise mit gesundheitlichen Folgenkonfrontiert, die sie im direkten Zusammenhang mit der Unzufriedenheit sehen.Naturgemäß dürfte die Arbeitsleistung bei den zuletzt genannten addierten23,6  % deutlich beeinträchtigt sein. Fürdie Unternehmen entstehen somit erhebliche wirtschaftliche Schäden.“

Folgende Faktoren sind denMitarbeitern besonders wichtig, wenn es darum geht, eine Arbeit als positiv unddas Betriebsklima als gut zu bewerten. An erster Stelle steht dieEigenverantwortung. 76,2 % der Befragten nennen diese als den wichtigstenFaktor. Geld ist mit 58,1 % schon beinahe zweitrangig. Für 48,9 % der Befragtenist das Gefühl eines sicheren Arbeitsplatzes ein wichtiges Kriterium.Weiterhin, mit immerhin 75 %, wird Kollegialität, gegenseitige Achtung undUnterstützung genannt.

Befragt wurden dieMitarbeiter außerdem, wie sie zu interessanten Arbeitsfeldern, freierEntfaltung und Kreativität, Teamorientierung, den Zugang zu wichtigenInformationen und monetäre und nichtmonetäre Zusatzleistungen stehen.

Gaben die Befragten an, eherunzufrieden zu sein, hakten die Frager nach. Die gravierendsten Negativposten:

  • EmpfundeneUngerechtigkeiten (26 %)
     
  • ErlebteUmstrukturierungen (24,4 %)
     
  • UnzureichendeInformationspolitik der Firma (Lage der Firma, geplante Umstrukturierungen) (24%)
     
  • DieEigenschaften der Führungskraft (23,8 %)

In der weiteren Auflistungder Leiden folgen Arbeitsdruck, Termindruck, bevorstehende Umstrukturierungen,das Gehalt und eine Reihe anderer Gründe.

Rohde: „Spannend sind dieKommentare der Befragten, in denen sie ihre Vorgesetzten beurteilen sollten.Diese lesen sich wie ein Buch, das man nicht aus der Hand legen möchte.“

In der Tat werden fehlendeSozialkompetenz  und Mobbing durchVorgesetzte von immerhin 10 % der Unzufriedenen genannt. Selbst dasunkollegiale Verhalten der Kollegen kommt noch auf 8,7 % und ganz speziell Mobbingdurch Kollegen wird in 6 % der Fälle genannt. Die Häufigkeit, mit der jemand amArbeitsplatz von Kollegen gemobbt wird, liegt übrigens bei Frauen etwa doppeltso hoch wie bei Männern.

Allein acht Seiten nehmendie Meinungen zu den Vorgesetzten in der Auswertung ein. Die Untergebenen gehenmit ihren Vorgesetzten hart ins Gericht. Begriffe wie Offenheit, Ehrlichkeitund Vertrauen scheinen in der Wahrnehmung vieler Chefs zu fehlen. Im Schutz deranonymisierten Befragung fallen harsche Begriffe, wie cholerisch, rastet öfteraus, ungerecht, Selbstdarsteller, respektlos, unehrlich, Kontrolleur, faul,arrogant oder rücksichtslos, um nur die Spitze des Eisbergs zu benennen.

Einige weitere Kostproben:

  • Kritisiert nurund gibt keine Lösungen vor.
     
  • Unzuverlässig,ungerecht, selbstherrlich, kaum da, macht er sich über alle(s) lustig, nieernsthaft, listig, ohne jedes Einfühlungsvermögen, kann sich nicht durchsetzen,kennt den Laden und dessen Jobs nicht,  ...
     
  • Gibt den eigenenDruck ungefiltert weiter, drückt Zielvorgaben des Managements durch, trotz desWissens, dass das eigentlich mit der vorhandenen Mannschaft nicht zu schaffenist.
     
  • Inkompetent, nurauf den eigenen Vorteil fixiert.
     
  • KeineMenschlichkeit und kein Einfühlungsvermögen bei kranken Kollegen, keine GleichbehandlungAller, keine Vorbildfunktionen, all das habe ich hier noch nicht feststellenkönnen.
     
  • "EinManager muss so ein dickes Fell haben, dass er ohne Rückgrat stehenkann."  Dies trifft leider auf einenGroßteil der heutigen Manager und Führungskräfte zu. Viele haben nur ihreeigene Karriere im Sinn, trauen sich nicht Vorgesetzten oder Kollegen auf dergleichen Ebene zu widersprechen und drehen sich wie Fähnchen im Wind in jedeRichtung, die von „oben“ vorgegeben wird.

Es wird aber nicht nurkritisiert. Gleichzeitig geben die Befragten auf immerhin zehn Seiten derUmfrageauswertung ihren Chefs Tipps, wie Sie sich besser verhalten können. Ganzoben auf der Wunschliste stehen dabei Offenheit und Ehrlichkeit denMitarbeitern gegenüber.

Auch von den eigenenKollegen hat man nicht die beste Meinung. Die Auflistung liest sich wie auseinem Drehbuch der früheren Dallas-Fernsehserie. Beispiele:

  • Intrigen,Intrigen, Intrigen, fachliche Inkompetenz.
     
  • Mobbing inVollendung. Die jüngeren Kollegen nutzen das Verhalten des Abteilungsleitersschamlos aus.
     
  • Egoistisch,misstrauisch, linkisch, eifersüchtig, angriffslustig, unsachlich, ...
     
  • Hochnäsigkeit,weil einige Kollegen denken sie wären etwas Besseres oder zu Höherem berufen.Viele Mitarbeiter der gekauften Firma trauern auch nach einem Jahr immer nochden "alten Zeiten" nach und können sich nicht auf die neue Situationund Zeit einstellen.
     
  • DauerndesGemecker
     
  • Private Problemedrücken die allgemeine Stimmung. Durch den Termindruck wird die sowieso schonschlechte Stimmung noch schlechter.

Auffällig ist die Vielzahlder Kommentare, die eine fehlende Rücksichtnahme unter den Kollegen beklagenund dass nur noch jeder für sich selbst arbeitet.

Schließlich wurde gefragt,wie die Befragten die Situation zusammenfassend beurteilen würden:

  • Ich stehe vollhinter meinem Arbeitgeber und bin zu 100 % motiviert, sehe keinen Grund, denArbeitsplatz zu wechseln. (20 %)
     
  • Die Problemesind gut zu meistern, das Klima ist überwiegend gut und meineWechselbereitschaft ist eher gering. (36,2 %)
     
  • Die Situationsehe ich als neutral, man muss die Dinge eben sehen, wie sie sind. Ich macheeben meinen Job. (22 %)
     
  • Der„Leidensdruck“ ist hoch, wenn ich könnte, würde ich nicht zögern und wäre füreinen Wechsel bereit (innere Kündigung). (16,5 %)
     
  • Der Leidensdruckwirkt sich bereits gesundheitlich aus. (5,3 %)

Friedel Rohde ergänzt: „Inder Umfrage stellte sich heraus, dass 30,9 % derjenigen, die bereits morgengern kündigen würden, eigentlich ihren Vorgesetzten kündigen.  Diese Aussage“, so Rohde, „spiegelt sich ineinem Aufsatz von Hal Plotkin in einem Buch mit dem Titel „Dealing withDifficult People“ wieder, der dort sagt „People do not quit organizations, theyquit bosses.“

Im Vergleich der Antwortenist recht deutlich zu erkennen, dass offenbar die Zufriedenheit mit der Position steigt, die der Befragteinnehat. Auch die qualifizierte Ausbildung, insbesondere ein Studium, scheintähnlich wie Glückshormone zu wirken.

Ein Teilnehmer der Umfragefasst es mit seinen eigenen Worten zusammen: „Alles steht und fällt mit demChef, denn er ist für Unternehmens- und Mitarbeiterführung verantwortlich unddie Richtung, die er vorgibt, entscheidet über alles Weitere. Das tollste Teamkann auf Dauer nicht gegen einen schlechten Chef ankommen - aber ein guter Chefkann ein schlechtes Team zu einem guten machen.“

Die ausführliche Auswertungdürfte besonders für Versicherer, namentlich die Personalabteilungen wertvollsein. Viele Versicherer haben bereits in der Vergangenheit eigeneMitarbeiterbefragungen durchgeführt oder planen solche. Für eine Benchmarkbietet sich die vorliegende Auswertung daher als eine wertvolle Hilfe an.

Von den Befragten arbeiten65,3 % bei Versicherungsunternehmen und 17,2 % bei Versicherungsmaklern. Zu 50 % arbeiten die Befragten imInnendienst, zu 25,9 % im Außendienst und zu 24,1 % sowohl im Innen- als auchAußendienst. Die Auswertungen liegen auch nach Hierarchiestufen odervorhandener beruflicher Qualifikation spezifiziert vor.

Weitere Informationen zu der83 Seiten umfassenden Auswertung und ein Bestellformular gibt es auf http://www.deutsche-versicherungsboerse.de/umfragen/. Der Preis für die pdf-Version beträgt 590 Eurozuzüglich Mehrwertsteuer.

Volker P. Andelfinger