Hamburg, Februar 2008. Mehr als 5,5 Milliarden Gratispackungen Ärztemuster dürfen die Pharmafirmen pro Jahr in den Praxen abgeben – zwei Kleinpackungen pro Präparat, Arzt und Jahr. Die Motive der Industrie liegen auf der Hand: Die Ärzte sollen sich an die Medikamente gewöhnen und später in möglichst großer Zahl verordnen. Welche Folgen hat das für die Arzneimittelausgaben der Krankenkassen? Und gibt es sinnvolle Alternativregelungen, die es dem Arzt ermöglichen, neue Medikamente kennenzulernen, ohne dass eine "Musterflut" die Praxen überschwemmt? Diesen Fragen ist das "Wissenschaftliche Institut der Techniker Krankenkasse für Nutzen und Effizienz im Gesundheitswesen" (WINEG) nachgegangen. Das Fazit der Experten: Die Musterabgabe sollte zeitlich begrenzt werden auf die ersten zwölf Monate nach der Zulassung des Medikamentes. Anschließend sollte auf wirkstofffreie Muster umgestellt werden. So lässt sich auch bei speziellen Präparaten – zum Beispiel zur Inhalation oder zur Injektion – der Umgang erlernen.
Dr. Eva Susanne Dietrich, Direktorin des WINEG: "Amerikanische Studien haben gezeigt, dass die Ärzte Präparate häufiger verordnen, wenn sie davon auch Muster erhalten haben. Durch den Zugang zu Ärztemustern hat sich der Verordnungsanteil der so beworbenen Präparate, die meist überdurchschnittlich teuer sind, um 8,5 Prozent erhöht." Durch ein Verbot der Musterabgabe habe in den USA die Therapie mit Mitteln der ersten Wahl – also der eigentlich für die spezielle Erkrankung empfohlenen Medikamente – um 33 Prozent zugenommen.
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