Die konjunkturelle Talfahrt der Weltwirtschaft
hat sich in den ersten Monaten 2009 deutlich beschleunigt. Auch die Schwellen-
und Entwicklungsländer konnten sich den negativen Einflüssen nicht mehr
entziehen, so dass die gesamte Weltwirtschaft eine erhebliche konjunkturelle
Abkühlung zu verzeichnen hat.
Diese starken Belastungen haben sich ausgesprochen
rasch auch auf die Berliner Industrie übertragen und zogen überdies den
heimischen unternehmensnahen Dienstleistungsbereich, den Tourismus, den
Einzelhandel und das Gastgewerbe in Mitleidenschaft. Besonders betroffen
von den Orderrückgängen waren die Industriebranchen Chemie, Maschinenbau,
Metall, Elektrotechnik, Fahrzeugbau sowie das Papier- und Druckgewerbe.
Auch für die nächsten Monate rechnen die Berliner Industriefirmen mit weiter
rückläufigen Bestellungen.
Branchen, die die Krise glimpflicher als
andere Bereiche überstehen könnten sind neben dem dynamischen Kreativbereich
die Vielzahl kleiner Unternehmen in den Berliner Kompetenzfeldern, die
als Nischenanbieter und Wissenschaftsdienstleister eine gute Ausgangsposition
haben. Diese Firmen sind oft Spezialisten, die weltweit in ihrem Gebiet
zu den besten zählen. Sie sind selten auf einen Markt konzentriert und
daher relativ krisenresistent. Vor allem die Branchen Photonik, Mikrosystemtechnologie
sowie Umwelt-, Bio- und Energietechnologie rechnen mit Zuwächsen.
Mittlerweile hat der Konjunktureinbruch auch
den Berliner Arbeitsmarkt erreicht. So ist die Arbeitslosigkeit in den
vergangenen Monaten deutlich gestiegen. Seit dem Tiefstand im November
2008 erhöhte sich die Zahl der Erwerbslosen bis April 2009 um mehr als
30.000 Personen bzw. um rund 14%. Dennoch reagiert der Arbeitsmarkt zurzeit
auffallend langsam auf den konjunkturellen Abschwung. Es ist zu beobachten,
dass die Berliner Unternehmen bisher in einem außergewöhnlich hohen Maß
an ihren Arbeitskräften festhalten. So wird z. B. umfangreich vom Instrument
der Kurzarbeit Gebrauch gemacht. Im Umkehrschluss folgt daraus, dass dem
Arbeitmarkt ein massiver Rückschlag drohen könnte, falls die Konjunkturhoffnungen
der Unternehmen enttäuscht werden.
In diesem schwierigen konjunkturellen Umfeld
wurden von den Berliner Amtsgerichten für Januar 2009 ein Drittel mehr
Unternehmensinsolvenzen gemeldet als im entsprechenden Vorjahresmonat.
Die angemeldeten Forderungen verdoppelten sich sogar. Wie in den Vorjahren
konzentrierten sich die Unternehmensinsolvenzen auf die unternehmensnahen
Dienstleister, den Handel und das Baugewerbe, die zusammen rund 73% der
Konkurse ausmachen. Auf Insolvenzen im Verarbeitenden Gewerbe entfällt
hingegen nur noch ein Anteil von gut 2%.
Alles in allem ist vorerst davon auszugehen,
dass die negativen Tendenzen in den nächsten Monaten anhalten werden. Vor
diesem Hintergrund muss für 2009 mit einem Rückgang des Berliner Bruttoinlandsprodukts
von etwa 3% bis 4% gerechnet werden. Neue Hiobsbotschaften aus der Finanzwirtschaft,
die weitere Insolvenzen, massive Wertberichtigungen und eine Verschärfung
der Kreditsituation verursachen könnten, dürften die Wirkungen des Konjunkturpakets
zumindest teilweise kompensieren und die negativen Tendenzen auch in Berlin
verstärken. Bei weiterer Schrumpfung der Indikatoren könnte sich dann für
2009 auch ein stärkerer Rückgang des Berliner Bruttoinlandsprodukts ergeben.
Als Folge des Konjunktureinbruchs werden die Berliner Unternehmen ihre
Arbeitskräfte schneller freisetzen und die Arbeitslosigkeit wird 2009 wieder
steigen.
Blick in die Zukunft von Optimismus geprägt
Auch wenn die Stimmungslage vieler Berliner
Unternehmen sich derzeit auf gedrücktem Niveau befindet, der Blick in die
Zukunft ist jedenfalls von großem Optimismus geprägt. Die Berliner Industrie
ist produktiv wie nie zuvor und hat alle Chancen, in den nächsten Jahren
von den weltweiten Megatrends zu profitieren. So begünstigt beispielsweise
die Globalisierung unter anderem deshalb die Berliner Firmen, weil sie
mittlerweile auf allen relevanten Märkten vertreten sind und intelligente,
kostengünstige Systemlösungen bieten. Dies wird durch den deutlichen Anstieg
der Ausfuhren unterstrichen. So erhöhte sich die Exportquote des Berliner
Verarbeitenden Gewerbes von 23,6 % im Jahr 2000 auf 39,5 % im Jahr 2008.
In der chemischen Industrie, im Maschinenbau und in der Elektrotechnik
liegt der Anteil der Auslandsumsätze in Berlin bereits bei 72% bzw. 62%
und 51%. Nach einem tief greifenden Strukturwandel hat sich die Berliner
Industrie weitgehend konsolidiert, ist wettbewerbsfähig, innovativ und
modern.
Die Aussichten, dass die Berliner Wirtschaftsleistung
nach Ende der Krise wieder steigt und in den Folgejahren den Bundesdurchschnitt
übertrifft, sogar zu den führenden Wirtschaftsstandorten aufschließt, sind
nach wie vor günstig. Bereits in den vergangenen Jahren hat sich Berlin
immer mehr den bundesweiten Wachstumsraten angenähert. Betrug die Differenz
bei der Steigerungsrate des Bruttoinlandsprodukts 2004 noch 3,2 Prozentpunkte,
so schrumpfte sie 2007 auf nur noch 0,4 Prozentpunkte und erreichte 2008
sogar einen positiven Wert von 0,3 Prozentpunkten.
Den vollständigen Konjunkturbericht sowie
weitere volkswirtschaftliche Analysen und Berichte finden Sie in unserem
Download-Center unter der Adresse www.ibb.de
Herr Hartmut Mertens
Tel.: (030) 21 25-47 38
Investitionsbank Berlin (IBB)
Bundesallee 210
10719 Berlin
www.ibb.de