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07.05.2009 - dvb-Presseservice

Abschwung gewinnt an Tempo

Die konjunkturelle Talfahrt der Weltwirtschaft hat sich in den ersten Monaten 2009 deutlich beschleunigt. Auch die Schwellen- und Entwicklungsländer konnten sich den negativen Einflüssen nicht mehr entziehen, so dass die gesamte Weltwirtschaft eine erhebliche konjunkturelle Abkühlung zu verzeichnen hat.

Diese starken Belastungen haben sich ausgesprochen rasch auch auf die Berliner Industrie übertragen und zogen überdies den heimischen unternehmensnahen Dienstleistungsbereich, den Tourismus, den Einzelhandel und das Gastgewerbe in Mitleidenschaft. Besonders betroffen von den Orderrückgängen waren die Industriebranchen Chemie, Maschinenbau, Metall, Elektrotechnik, Fahrzeugbau sowie das Papier- und Druckgewerbe. Auch für die nächsten Monate rechnen die Berliner Industriefirmen mit weiter rückläufigen Bestellungen.

Branchen, die die Krise glimpflicher als andere Bereiche überstehen könnten sind neben dem dynamischen Kreativbereich die Vielzahl kleiner Unternehmen in den Berliner Kompetenzfeldern, die als Nischenanbieter und Wissenschaftsdienstleister eine gute Ausgangsposition haben. Diese Firmen sind oft Spezialisten, die weltweit in ihrem Gebiet zu den besten zählen. Sie sind selten auf einen Markt konzentriert und daher relativ krisenresistent. Vor allem die Branchen Photonik, Mikrosystemtechnologie sowie Umwelt-, Bio- und Energietechnologie rechnen mit Zuwächsen.

Mittlerweile hat der Konjunktureinbruch auch den Berliner Arbeitsmarkt erreicht. So ist die Arbeitslosigkeit in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen. Seit dem Tiefstand im November 2008 erhöhte sich die Zahl der Erwerbslosen bis April 2009 um mehr als 30.000 Personen bzw. um rund 14%. Dennoch reagiert der Arbeitsmarkt zurzeit auffallend langsam auf den konjunkturellen Abschwung. Es ist zu beobachten, dass die Berliner Unternehmen bisher in einem außergewöhnlich hohen Maß an ihren Arbeitskräften festhalten. So wird z. B. umfangreich vom Instrument der Kurzarbeit Gebrauch gemacht. Im Umkehrschluss folgt daraus, dass dem Arbeitmarkt ein massiver Rückschlag drohen könnte, falls die Konjunkturhoffnungen der Unternehmen enttäuscht werden.

In diesem schwierigen konjunkturellen Umfeld wurden von den Berliner Amtsgerichten für Januar 2009 ein Drittel mehr Unternehmensinsolvenzen gemeldet als im entsprechenden Vorjahresmonat. Die angemeldeten Forderungen verdoppelten sich sogar. Wie in den Vorjahren konzentrierten sich die Unternehmensinsolvenzen auf die unternehmensnahen Dienstleister, den Handel und das Baugewerbe, die zusammen rund 73% der Konkurse ausmachen. Auf Insolvenzen im Verarbeitenden Gewerbe entfällt hingegen nur noch ein Anteil von gut 2%.

Alles in allem ist vorerst davon auszugehen, dass die negativen Tendenzen in den nächsten Monaten anhalten werden. Vor diesem Hintergrund muss für 2009 mit einem Rückgang des Berliner Bruttoinlandsprodukts von etwa 3% bis 4% gerechnet werden. Neue Hiobsbotschaften aus der Finanzwirtschaft, die weitere Insolvenzen, massive Wertberichtigungen und eine Verschärfung der Kreditsituation verursachen könnten, dürften die Wirkungen des Konjunkturpakets zumindest teilweise kompensieren und die negativen Tendenzen auch in Berlin verstärken. Bei weiterer Schrumpfung der Indikatoren könnte sich dann für 2009 auch ein stärkerer Rückgang des Berliner Bruttoinlandsprodukts ergeben. Als Folge des Konjunktureinbruchs werden die Berliner Unternehmen ihre Arbeitskräfte schneller freisetzen und die Arbeitslosigkeit wird 2009 wieder steigen.

Blick in die Zukunft von Optimismus geprägt

Auch wenn die Stimmungslage vieler Berliner Unternehmen sich derzeit auf gedrücktem Niveau befindet, der Blick in die Zukunft ist jedenfalls von großem Optimismus geprägt. Die Berliner Industrie ist produktiv wie nie zuvor und hat alle Chancen, in den nächsten Jahren von den weltweiten Megatrends zu profitieren. So begünstigt beispielsweise die Globalisierung unter anderem deshalb die Berliner Firmen, weil sie mittlerweile auf allen relevanten Märkten vertreten sind und intelligente, kostengünstige Systemlösungen bieten. Dies wird durch den deutlichen Anstieg der Ausfuhren unterstrichen. So erhöhte sich die Exportquote des Berliner Verarbeitenden Gewerbes von 23,6 % im Jahr 2000 auf 39,5 % im Jahr 2008. In der chemischen Industrie, im Maschinenbau und in der Elektrotechnik liegt der Anteil der Auslandsumsätze in Berlin bereits bei 72% bzw. 62% und 51%. Nach einem tief greifenden Strukturwandel hat sich die Berliner Industrie weitgehend konsolidiert, ist wettbewerbsfähig, innovativ und modern.

Die Aussichten, dass die Berliner Wirtschaftsleistung nach Ende der Krise wieder steigt und in den Folgejahren den Bundesdurchschnitt übertrifft, sogar zu den führenden Wirtschaftsstandorten aufschließt, sind nach wie vor günstig. Bereits in den vergangenen Jahren hat sich Berlin immer mehr den bundesweiten Wachstumsraten angenähert. Betrug die Differenz bei der Steigerungsrate des Bruttoinlandsprodukts 2004 noch 3,2 Prozentpunkte, so schrumpfte sie 2007 auf nur noch 0,4 Prozentpunkte und erreichte 2008 sogar einen positiven Wert von 0,3 Prozentpunkten.

Den vollständigen Konjunkturbericht sowie weitere volkswirtschaftliche Analysen und Berichte finden Sie in unserem Download-Center unter der Adresse www.ibb.de  



Herr Hartmut Mertens
Tel.: (030) 21 25-47 38

Investitionsbank Berlin (IBB)
Bundesallee 210
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www.ibb.de

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