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03.02.2009 - dvb-Presseservice

Abwärtstrend gestoppt CFS-Finanzplatzindex nahezu unverändert bei 98,8

Umsätze und Erträge übertreffen Erwartungen / Aber weiterer Stellenabbau befürchtet / Bad Bank umstritten

Der CFS-Finanzplatzindex ist im Zeitraum 4. Quartal 2008 (2008Q4) bis 1. Quartal 2009 (2009Q1) mit 98,8 gegenüber dem Vorquartal (99,0) nahezu konstant geblieben. Die Stimmung am Finanzplatz hat sich damit auf niedrigem Niveau stabilisiert. Es zeigt sich aber auch, dass die Finanzkrise weiter andauert. Obwohl der Umsatzindex (98,7) noch immer negativ ist, haben die in 2008Q4 realisierten Umsätze die zuvor gemessenen niedrigen Erwartungen deutlich übertroffen (+4,7). Ebenso wird ein Anstieg der in 2008Q4 erwirtschafteten Erträge (+4,9) auf einen Wert von 95,3 beobachtet. Damit befindet sich dieser Indexwert weiterhin auf niedrigem Niveau. Die Entwicklung der Mitarbeiterzahl wird mehrheitlich für 2009Q1 als weiter rückläufig eingeschätzt, vor allem bei den Kreditinstituten: Jede fünfte Bank am Finanzplatz gibt an, ihre Mitarbeiterzahl zu reduzieren. Insbesondere Asset-Manager beurteilen ihre Geschäftssituation im abgelaufenen Quartal negativ. Erstmals erwartet auch ein Großteil der Wirtschaftsprüfer und Berater in 2009 sinkende Erträge. „Obwohl die Geschäftsvolumina der Kreditinstitute anscheinend nicht, wie noch im Oktober erwartet, eingebrochen sind, bleibt die Ertragslage sehr angespannt. „Die Stabilisierung auf der Umsatz- und Ertragsseite wird einhergehen mit einem weiteren Stellenabbau“, fasst CFS-Direktor Professor Dr. Jan Pieter Krahnen die Ergebnisse für den Bankensektor zusammen.

Beurteilung der Bad Bank: Uneinigkeit am Finanzplatz

Die aktuellen Sonderfragen des CFS-Finanzplatzindex beschäftigen sich mit dem Krisenmanagement der Bundesregierung, der möglichen Gründung einer Bad Bank sowie den krisenbedingten Veränderungen im Arbeitsumfeld der Finanzplatzakteure. Die Befragten glauben überwiegend, dass die Bundesregierung in der Lage ist, die Stabilität des deutschen Finanzsystems zu gewährleisten. Allerdings hält eine knappe Mehrheit von 51% die bislang ergiffenen Maßnahmen für nur begrenzt wirksam. Der Zuspruch für die künftige Kopplung staatlicher Kapitalhilfen an geschäftspolitische Einflussmöglichkeiten, etwa durch eine Beteiligung am Eigenkapital, ist vor allem bei den Kreditinstituten hoch. Nahezu zwei Drittel der teilnehmenden Banken unterstützen diese Form der Staatsbeteiligung, wie erstmals im Falle der Commerzbank praktiziert. Verglichen mit dem US-amerikanischen Modell der „Zwangskapitalisierung“ werden die strengen Beteiligungsauflagen der EU-Kommission bei der Stabilisierung europäischer Banken mehrheitlich (60%) nicht als Wettbewerbsnachteil gesehen.

Über die aktuell diskutierte Gründung einer Bad Bank (über die der Staat notleidende Kredite von betroffenen Banken aufkauft) herrscht keine Einigkeit am Finanzplatz. So signalisieren die befragten Banken eine Ablehnungsquote von 36% und eine Zustimmung von 43%. Die ablehnende Haltung ist mehrheitlich darin begründet, dass die Risikobefreiung der Banken ein moralisches Risiko (moral hazard) hervorrufen kann.

Folgen der Krise: Auftragsrückgänge und Budgetkürzungen

Drei Viertel aller Befragten sehen für sich unmittelbare, aus der Krise resultierende Konsequenzen im Arbeitsumfeld. Diese Konsequenzen äußern sich den Angaben zufolge einerseits in der veränderten Bewertung finanzieller Risiken, aber andererseits auch in einem Wandel der Organisationsstruktur in Unternehmen. Wirtschaftsprüfer und Unternehmensberater berichten von Auftragsrückgängen sowie Budgetkürzungen, die verringerte Investionen und Personalabbau nach sich ziehen dürften. „Das Geschäftsklima der Finanzindustrie ist weiter angespannt,“, kommentiert CFS-Direktor Krahnen, „da nun auch die bislang von der Krise profitierenden Dienstleister von negativen Folgen erfasst werden.“

Allgemeine Methodik der Indexberechnung

Der CFS-Finanzplatzindex basiert auf einer vierteljährlich durchgeführten Managementbefragung unter aktuell über 400 Unternehmen des Finanzstandortes Deutschland. Der Index fasst qualitative Angaben bezüglich der Unternehmenskennzahlen Geschäftsvolumen, Ertragssituation, Mitarbeiteranzahl und Investitionen bezüglich des gerade vergangenen und aktuellen Quartals zusammen. Die vier angesprochenen Bereiche repräsentieren zusammengenommen in Ansätzen die volkswirtschaftliche Wertschöpfung der Finanzindustrie. Konstruktionsbedingt beträgt der maximale Indexwert 150, der minimale 50; ein Wert von 100 signalisiert eine neutrale Stimmungslage. Bei der Umfrage handelt es sich um eine Panel-gestützte Erhebung bei Unternehmen und Institutionen der Finanzindustrie und der von ihr direkt und indirekt profitierenden Unternehmen. Die zugrundeliegende Definition ist sehr weit gefasst und beinhaltet nachfolgende vier Gruppen.

Entstehungsgeschichte und Zukunft

Der CFS-Finanzplatzindex ist Teil des hessischen Finanzplatz-Monitorings, mit welchem die Wettbewerbsfähigkeit des Finanzplatzes Frankfurt und des Finanzstandortes Deutschland insgesamt im europäischen Vergleich gemessen werden soll. Weitere Partner in diesem Projekt sind z.B. die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Weitere Informationen zum CFS-Finanzplatzindex, z.B. eine Übersicht der an der Umfrage beteiligten Unternehmen sowie die genaue Abgrenzung der Gruppen von „Finanzinstitutionen und Börse“ und „Finanzplatzorientierte Dienstleister“, erhalten Sie unter www.finanzplatzindex.de.



Frau Corinna Wolf
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Center for Financial Studies
an der Johann Wolfgang Goethe-Universität
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60323 Frankfurt am Main
www.ifk-cfs.de

Kurzprofil CFS
Das Center for Financial Studies (CFS) mit Sitz in Frankfurt am Main ist ein an die Johann Wolfgang Goethe-Universität angegliedertes und unabhängig finanziertes Forschungsinstitut. Es betreibt international ausgerichtete Forschung über Finanzmärkte, Finanzintermediäre und Monetäre Ökonomie. Das CFS veranstaltet regelmäßig internationale Konferenzen, Kolloquien, wissenschaftliche Foren und Fachvorträge zu finanzmarktrelevanten Fragen und fördert so den Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis. Präsident des CFS ist Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Otmar Issing. Vorstandsvorsitzender des Trägervereins ist Dr. Rolf-E. Breuer. Die Institutsarbeit wird von den beiden Direktoren Prof. Dr. Jan Pieter Krahnen und Prof. Volker Wieland, Ph.D. geleitet.