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30.03.2007 - dvb-Presseservice

Angestellten-Krankenkassen und UK Essen schließen Vertrag zur Protonentherapie

Patienten mit schweren Krebserkrankungen können sich ab 2009 mit neuartiger Protonentherapie bestrahlen lassen

Versicherte großer Ersatzkassen können sich künftig bei schweren Krebserkrankungen am UK Essen mit Protonen bestrahlen lassen. Der heute von Mitgliedskassen des Verbandes der Angestellten-Krankenkassen e. V. (VdAK) und dem UK Essen unterzeichnete Vertrag schafft die Grundlage, dass nach Inbetriebnahme des im Bau befindlichen Westdeutschen Protonentherapiezentrums Essen (WPE) Patienten der DAK, TK, KKH, HMK und hkk in Essen bestrahlt werden können – voraussichtlich ab November 2009.

Mit der Protonenbestrahlung weitet das Universitätsklinikum sein Spektrum in der Therapie onkologischer Patienten aus. Die Bestrahlung mit Protonen erfolgt zielgenauer, schonender und kann mit höherer Dosis als die bisherige konventionelle Bestrahlung mittels Photonen angewandt werden. Die Protonentherapie stellt aus heutiger Sicht für bestimmte Indikationen, wie zum Beispiel Patienten mit Schädelbasistumoren und bestimmten kindlichen Tumoren, eine effektivere Behandlungsform dar. Bei anderen Krebsarten weist die Protonentherapie jedoch keine bedeutsamen Vorteile gegenüber der herkömmlichen Bestrahlung auf.

Das UK Essen und die Ersatzkassen legen daher gemeinsam fest, welche Krankheiten sich zur Behandlung eignen. „Der Vertrag umfasst spezielle, seltene Indikationen – unter anderem Tumore im Kindesalter, Leberzell-, Lungen-, Pankreas­- und Ösophaguskarzinome sowie Kopf-Hals-Tumore und bestimmte Augentumore. Die Behandlung ist dabei von bestimmten Voraussetzungen abhängig, insbesondere dem Stadium der Krebserkrankung sowie der Größe und Lokalisation des Tumors“, erläutert Prof. Dr. Martin Stuschke, Leiter der Essener Strahlenklinik. Die Wirksamkeit der Versorgung werde im Rahmen begleitender wissenschaftlicher Studien überprüft, um sowohl die dauerhaft hohe Qualität der Versorgung als auch die Berücksichtigung aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse zu gewährleisten. Zudem werde ein wissenschaftlicher Beirat eingerichtet, der auf Basis der gewonnen Erkenntnisse über die Weiterentwicklung des Indikationsspektrums und der Protonentherapie insgesamt entscheiden soll.

„Unser Ziel ist es, die aufwändige Protonentherapie denjenigen Patienten zukommen zu lassen, die davon wirklich profitieren. Dafür haben wir mit der Universitätsklinikum Essen einen Partner gefunden, der vernünftige Medizin in den Mittelpunkt seines Handelns stellt und nicht von rein kommerziellen Interessen geleitet ist", betonte Dr. Werner Gerdelmann, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des VdAK.

Auch Reinhold Keil, Kaufmännischer Direktor des Universitätsklinikums Essen, begrüßte das erzielte Verhandlungsergebnis: „Mit diesem Vertrag haben wir die Grundlage für eine innovative, qualitativ hochwertige und zugleich wirtschaftliche Patientenversorgung geschaffen.“ Mit den vereinbarten Vergütungspauschalen – 19.500 Euro für die alleinige strahlentherapeutische Behandlung mit Protonen, 10.000 Euro für die Behandlung mit Protonen in Kombination mit konventioneller Strahlentherapie und 16.000 Euro für die Behandlung von Augentumoren – werde der Preis sowohl den Wirtschaftlichkeitsanforderungen der Krankenkassen als auch dem Kostenrahmen des Universitätsklinikums gerecht.

„Allerdings können wir die Behandlung nur deshalb so kostengünstig anbieten, weil wir unser Zentrum als Public Private Partnership-Projekt verwirklichen. Die privaten Anbieter, die die Anlage finanzieren und errichten, an uns vermieten und dabei die technische Verfügbarkeit garantieren, haben wir in einem harten europaweiten Wettbewerb ausgesucht“, fügt Keil hinzu. Medizinisch betrieben wird die Anlage von der Westdeutschen Protonentherapiezentrum Essen (WPE) gGmbH, einer gemeinnützigen Tochtergesellschaft des UK Essen.

„Damit ist aber auch klargestellt, dass Protonentherapie nicht geeignet ist, um übertriebene Renditeerwartungen zu erfüllen", so Gerdelmann. Er erteilte zugleich den zahlreichen Investorenaktivitäten eine deutliche Absage, die Deutschland mit einem dichten Netz von Protonenanlagen überziehen wollen. „Für mehr als fünf bis sechs Einrichtungen sind in Deutschland weder genug Patienten vorhanden, noch werden die erheblichen Investitionskosten von über 140 Millionen Euro refinanziert. Wir gehen davon aus, dass wir mit dem Essener Zentrum den Bedarf für ganz Nordrhein-Westfalen abdecken können – was die Augentumore angeht, sogar bundesweit.“

Das Universitätsklinikum Essen steht auch mit anderen Kassenarten in Vertragsverhandlungen. „Die optimale Behandlung von Krebspatienten ist eine zwingende Notwendigkeit und kein Profilierungsfeld im Kassenwettbewerb. Das sehen die Ersatzkassen erfreulicherweise genauso und haben keine Einwände, wenn sich in Zukunft andere Kassen dem Vertrag anschließen", so Keil.



Frau Michaela Gottfried
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