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10.07.2008 - dvb-Presseservice

Anleger schlecht beraten durch Sparkasse Harburg-Buxtehude

Herr W. wollte im Oktober letzten Jahres 50.000 Euro anlegen und ging zu seiner Sparkasse Harburg-Buxtehude. Dort gab er an, dass er einige Zinsen mit seinem Geld erwirtschaften wolle, nicht bereit sei, Risiken bei der Anlage einzugehen und das Geld nicht für lange angelegt werden sollte, damit er jederzeit an sein Geld heran könne. Mit fast siebzig Jahren befürchtete er, aufgrund plötzlicher Krankheit im Notfalle kurzfristig auf sein Geld zurückgreifen zu müssen.

Seine Sparkasse riet ihm dazu, den ganzen Betrag in Allegro Investm. Corp. S.A. Euroz. Income Plus 07 zu investieren, wie er dem nach Abschluss des Geschäfts übersandten Kaufauftrag entnehmen konnte. Er könne mit Zinsen zwischen 3 und 6 Prozent im Jahr rechnen. Die Sparkassenmitarbeiterin versicherte ihm, er könne seine Anteile jederzeit verkaufen. Unterlagen, aus denen er sich über die Geldanlage informieren hätte informieren können, erhielt er nicht ausgehändigt.

Erst als er hörte, dass er für das abgelaufene Jahr überhaupt keine Zinsen erhalten werde und der Wert der Anlage um 19,4 Prozent gefallen sei, erfuhr Herr W. auf sein Beschwerdeschreiben hin, dass es sich um ein Zertifikat handele und dass es von der Citigroup aufgelegt wurde. Wie dieses Zertifikat funktioniert, wusste Herr W. damit aber immer noch nicht.

Der neue Mitarbeiter in der Sparkasse, der nun für Herrn W. zuständig ist, hat die weitere Entwicklung des Papiers schwarz gemalt. Es könne sein, dass Herr W. bis zur Fälligkeit 2014 keine Zinsen erhalte. Dann aber erhalte er sein Kapital zu 100 Prozent zurück.

Die Verbraucherzentrale fragt: Warum verkauft die Sparkasse einem Rentner anstelle von Fest- oder Tagesgeld ein solches Zertifikat? Kann es irgendwelche Gründe außer dem Provisionsinteresse der Bank und dem Interesse an der Berechnung hoher Kosten der emittierenden Bank geben, die es rechtfertigen, einem mit derartig komplizierten Finanzprodukten nicht vertrauten Kunden so etwas anzubieten? Wenn Herr W. vor Ablauf der Laufzeit über sein Geld verfügen muss, hat er erhebliche Kursverluste in Kauf zu nehmen. Spekuliert die Sparkasse darauf? Auch wenn Herr W. bis zur Fälligkeit 2014 abwartet und dann wenigstens sein eingezahltes Kapital zurück erhält, hat er angesichts der angefallenen Depotgebühren und der Inflation, die derzeit bei über 3 Prozent liegt, nicht nur entgangene Zinsen zu beklagen sondern real einen Kapitalverlust hinzunehmen. Warum stellt die Sparkasse ihm keinerlei schriftliches Material zur Verfügung, aus dem er sich informieren kann, um was für ein Produkt es sich handelt und wie die Anlage funktioniert?

„Damit wird der Kunde entmündigt, der darauf vertraut, dass die Sparkasse ihm schon nichts Schlechtes andrehen wird“, sagt Gabriele Schmitz von der Verbraucherzentrale.

Herr W. hat nun gelernt, dass Vertrauen gegenüber dem Geldinstitut nicht angebracht ist. Er wird in Zukunft keine Entscheidungen mehr treffen, bevor er sich nicht von unabhängigen Dritten Rat geholt hat, ob er der Empfehlung der Sparkasse trauen kann. Und er wird nie wieder ohne Zeugen in die Bank gehen, damit er nicht später das Nachsehen hat, wenn die Bank das Beratungsgespräch ganz anders schildert, als er es erlebt hat.



Frau Gabriele Schmitz
E-Mail: presse@vzhh.de

Verbraucherzentrale Hamburg e.V.
Kirchenallee 22
20099 Hamburg
http://www.vzhh.de/

URL: www.deutsche-versicherungsboerse.de/pressespiegel/Anleger-schlecht-beraten-durch-Sparkasse-Harburg-Buxtehude-ps_10163.html