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22.06.2007 - dvb-Presseservice

Arzneimittelausgaben steigen deutlich – Zuzahlungsvolumen bleibt trotzdem konstant – viele Finanzwirkungen der Gesundheitsreform kaum kalkulierbar

Für das Jahr 2007 rechnet der BKK Bundesverband insgesamt mit einem Aus-gabenanstieg für Arzneimittel um 2,1 Mrd. Euro auf rund 27,1 Milliarden Euro. Dies entspricht einer Zuwachsrate von 8,4 Prozent. Das Zuzahlungsvolumen wird mit rund 2,1 Mrd. Euro für die Versicherten konstant bleiben.

Der Anstieg im GKV-Markt einschließlich Abschläge und Zuzahlungen im Jahr 2007 (voraussichtlich auf 31,4 Mrd. Euro) wird insgesamt bestimmt durch die Erhöhung der Mehrwertsteuer (plus 750 Mio. Euro), die anhaltende Strukturver-schiebung (Verordnung neuer und teurer Arzneimittel statt günstiger und bewähr-ter, plus 1,2 Mrd. Euro) und den Mengenzuwachs (mehr Packungen, plus 630 Mio. Euro). Entlastend wirken mit jeweils minus 140 Mio. Euro die Festsetzung neuer Festbeträge und die Erhöhung des Apothekenabschlags auf 2,30 Euro pro Packung. Die neuen Möglichkeiten aus der Gesundheitsreform reichen trotz des großen Engagements der Kassen nicht aus, um den Ausga-benanstieg wirksam zu bremsen.

Von dieser Dynamik sind auch die Abschläge für die Gesetzliche Krankenversi-cherung erfasst, also die gesetzlichen Rabatte, die die GKV z. B. von der Phar-maindustrie erhält. Sie erhöhen sich, so die BKK-Schätzung, mengen- und struk-turbedingt von 2,0 Milliarden Euro 2006 auf 2,2 Milliarden Euro in 2007.

Allein im April dieses Jahres sind die Arzneimittelausgaben gegenüber dem Vor-jahresmonat um 10,9 Prozent gestiegen. Die Tatsache, dass die Steigerungsra-ten bei den Arzneimittelausgaben im April zwischen + 7,9 Prozent in Sachsen und + 14,6 Prozent in Baden-Württemberg liegen, weist darauf hin, dass es kei-neswegs nur medizinische Gründe sind, die die Arzneimittelausgaben ansteigen lassen. Dem Pharma-Marketing kommt auch bei der regionalen Kostenentwick-lung eine wichtige Rolle zu.

Zuzahlungsvolumen konstant

Trotz der steigenden Arzneimittelausgaben bleibt das Zuzahlungsvolumen der Versicherten im Vorjahresvergleich mit 2,1 Milliarden Euro aufgrund verschiede-ner, sich teilweise ausgleichender Effekte konstant. Die Kombination aus zuzah-lungsbefreiten Arzneimitteln, der Überforderungsklausel („2-Prozent-Grenze“) und der Begrenzung von Zuzahlungen auf zehn Euro pro Packung bei einem gleichzeitigen Trend zu Großpackungen führt dazu, dass die Versicherten den Anstieg der Arzneimittelausgaben nicht über mehr Zuzahlungen im eigenen Geldbeutel spüren werden.

Viele Finanzwirkungen der Gesundheitsreform kaum kalkulierbar

Jenseits der bereits dargestellten Entwicklungen gibt es Faktoren, deren finan-ziellen Auswirkungen kaum zu kalkulieren sind. Dies betrifft viele Neuregelungen aus der Gesundheitsreform, denn hier gibt es noch keine Erfahrungswerte. Ob es die kassenindividuellen Rabattverträge sind, die Inanspruchnahme von Kosten-erstattung statt von Sachleistungen oder auch die ausgeweiteten Möglichkeiten, dass Arzneimittel von Zuzahlungen befreit werden können.

Ein wesentlicher Punkt sind Schutzimpfungen, die die Krankenkassen bisher als freiwillige Satzungsleistungen übernommen haben, die ab dem 1. Juli 2007 in den allgemeinen Leistungskatalog übergehen. Die zu übernehmenden Imp-fungen bestimmt der Gemeinsame Bundesausschuss in einer Richtlinie. Ausge-dehnt wird die Leistungspflicht auf berufsbedingte Impfungen, bei denen in den arbeitsschutzrechtlichen Vorschriften keine Zuständigkeit der Arbeitgeber be-stimmt ist. Hier findet eine teilweise Entlastung der Arbeitgeber statt, die die Bei-tragszahler der GKV finanzieren müssen.

Seriöse Schätzungen - Grundlage solider Finanzplanung

Für die Finanzplanung jeder einzelnen Krankenkasse ist es wichtig, in den ver-schiedenen Ausgabenbereichen seriöse Einschätzungen über die voraussichtli-che Kostenentwicklung zu bekommen. Nur so kann sie ihren Beitragssatz solide kalkulieren und ggf. rechtzeitig anpassen. Der voraussichtliche Ausgabenanstieg allein für Arzneimittel für das laufende Jahr von gut zwei Milliarden Euro ent-spricht rund 0,2 Beitragssatzpunkten. Dies müssen die Kassen rechtzeitig wis-sen, um entsprechend handeln zu können. Um solche Informationen kümmern sich die Spitzenverbände der gesetzlichen Krankenkassen - frei von politischen oder wirtschaftlichen Vorgaben oder Erwägungen.



Herr Florian Lanz
Tel.: 030/22312-121
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E-Mail: presse@bkk-bv.de

BKK Bundesverband
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Seit über 200 Jahren versichern und versorgen Betriebskrankenkassen Mitarbeiter von Unternehmen und Betrieben – vom Pförtner und der Verkäuferin über den Fließbandar-beiter und kaufmännischen Angestellten bis zur Leitungs- und Vorstandsebene. Seit der Einführung des freien Kassenwahlrechts haben sich immer mehr Menschen für die BKK entschieden. Über 14 Millionen Menschen, einschließlich der Familienversicherten, wer-den heute von 188 Betriebskrankenkassen versorgt.

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Arzneimittel-Vertragspolitik Juni 2007.pdf (355,7 kb)  Herunterladen
Faktenspiegel zur PK.pdf (324,14 kb)  Herunterladen
PM 07-06-20 Arzneimittelausgaben steigen wieder.pd (36,49 kb)  Herunterladen