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10.09.2008 - dvb-Presseservice

Arztwartezeiten: Termindisziplinierte und kleine Patienten warten weniger lange - über 6.000 Bundesbürger befragt

Im Zeitraum April/Mai 2008 interviewte TNS Healthcare (vormals Emnid) im Auftrag des BKK Bundesverbandes 6.013 Bundesbürger ab 14 Jahren zum Thema „Arztbesuche/Wartezeiten“. Insgesamt sind 79 Prozent aller Befragten in den letzten 12 Monaten bei einem oder mehreren niedergelassenen Ärzten zur Behandlung gewesen. Eine genaue Analyse der Antworten aller Patienten ergab, dass die vorherige Terminvereinbarung das entscheidende Merkmal ist, wie viel Zeit im Wartezimmer verbracht wird.

Methodik der Befragung
Mittels einer Clusteranalyse wurden mehrere Gruppen von Patienten ermittelt, die ähnliche Erfahrungen bei ihrem letzten Arztbesuch gemacht haben. Als statistisch und inhaltlich beste Lösung hat sich eine Einteilung in vier Patientengruppen erwiesen. Die Einteilung basiert auf Ähnlichkeiten, d.h. die Befragten einer Gruppe weisen untereinander eine Reihe von Gemeinsamkeiten auf, unterscheiden sich aber deutlich von den anderen Patientengruppen. Zur Charakterisierung der einzelnen Patientengruppen werden folgende Merkmale herangezogen:
- Art der Beschwerden (akut oder nicht akut);
- zuletzt aufgesuchter Arzt (mit oder ohne Termin);
- Wartezeit auf einen Termin;
- Krankenversichertenstatus (GKV oder PKV);
- Soziodemografische Daten (Geschlecht, Alter, Berufstätigkeit, Region).

Patienten mit Termindisziplin
Diese Patienten sind mit 46 Prozent (2.162 Befragte) die größte Gruppe der Arztbesucher. Sie haben in den letzten 12 Monaten mehr verschiedene (Fach-) Arztgruppen aufgesucht als der Durchschnitt, insbesondere Zahnärzte, Augenärzte und Gynäkologen. Alle Befragten haben vorab Termine für ihren Arztbesuch vereinbart, der ausschließlich aufgrund nicht-akuter Beschwerden stattfand. Dabei haben sie zwar länger (24 Tage) auf einen Termin gewartet als der Durchschnitt (20 Tage), jedoch häufiger mit der Begründung, dass es sich um eine (planbare) Routineuntersuchung handelte oder dem eigenen Wunschtermin entsprochen wurde.

Diese Gruppe gibt etwas seltener an (12 Prozent), schon einmal keinen Termin bei einem Arzt bekommen zu haben (14 Prozent Gesamtdurchschnitt). In den Praxen mussten diese Patienten weniger lange warten (19 Minuten) als der Durchschnitt (28 Minuten). Die Patienten mit Termindisziplin sind häufig über 60 Jahre alt und nicht (mehr) berufstätig, überwiegend kommen sie aus den alten Bundesländern. Der Versichertenstatus dieser Gruppe entspricht annähernd dem Durchschnitt: 84 Prozent sind GKV-versichert, 13 Prozent sind PKV-versichert (Gesamtdurchschnitt: 86 Prozent GKV-versichert, 12 Prozent PKV-versichert).

(Kleine) Patienten mit akuten Beschwerden
Diese mit 35 Prozent der Befragten zweitgrößte Gruppe (1.634 Personen) hat in den letzten 12 Monaten etwas weniger verschiedene (Fach)-Arztgruppen aufgesucht als der Durchschnitt. Diese Befragten sind vorrangig Frauen im „familienfähigen“ Alter (20 – 49 Jahre), sie kommen häufiger aus den alten Bundesländern. Alle waren aufgrund akuter Beschwerden (mit ihren Kindern) beim (Kinder-) Arzt, weswegen sie auch häufig keine Termine vereinbart haben und unangemeldet oder mit vorher angekündigter Wartezeit in die Praxen gingen. Wenn diese Gruppe allerdings vorab Termine vereinbart hat, dann haben diese Patienten mit 7 Tagen wesentlich kürzer auf einen Termin gewartet (Gesamtdurchschnitt 20 Tage) – häufig bekamen sie auch noch am selben Tag einen Termin. Der Versichertenstatus dieser Gruppe ähnelt dem Durchschnitt: 86 Prozent sind GKV-versichert, 11 Prozent sind PKV-versichert.

Patienten ohne Terminvereinbarung
Diese mit 13 Prozent kleinere Gruppe von Befragten (613 Personen) hat in den letzten 12 Monaten weniger Arztgruppen aufgesucht als der Durchschnitt. Sie waren allesamt wegen nicht-akuter Beschwerden beim Arzt, haben allerdings keinen Termin für ihren Arztbesuch vereinbart, sondern sind häufig unangemeldet in die Praxen gegangen. Trotzdem haben sie mit 25 Minuten etwas weniger gewartet als der Gesamtdurchschnitt (28 Minuten). Sie geben häufiger an, schon einmal keinen Termin beim Orthopäden oder Chirurgen bekommen zu haben, allerdings geben sie seltener an, schon einmal vom Arzt gar nicht behandelt worden zu sein. Diese Patientengruppe ist vorrangig männlich, häufig (noch) nicht berufstätig (z.B. Schüler, Azubis, Studenten) und kommt überwiegend aus den neuen Bundesländern. Der Versichertenstatus dieser Gruppe entspricht annähernd dem Durchschnitt: 85 Prozent sind GKV-versichert, 13 Prozent sind PKV-versichert.

Patienten mit schlechten Erfahrungen
Diese sind mit sechs Prozent die kleinste Patientengruppe (286 Personen). Der Versichertenstatus dieser Gruppe weicht vom Durchschnitt ab: 92 Prozent sind GKV-versichert, sechs Prozent sind PKV-versichert. In den letzten 12 Monaten haben sie mehr verschiedene (Fach-)Arztgruppen aufgesucht als der Durchschnitt. Diese Gruppe war vorrangig wegen akuter Beschwerden beim Arzt und hat häufig vorab keinen Termin vereinbart. Im Durchschnitt warteten diese Patienten extrem lange (zwei Stunden), mit der Begründung, dass zu viele Wartende in der Praxis waren, das Wartezimmer zu voll war oder weil man ohne Termin in die Praxis gekommen war. Diese Gruppe gibt häufiger an, schon einmal keinen Arzttermin bekommen zu haben (21 Prozent; Gesamtdurchschnitt 14 Prozent) oder schon einmal nicht vom Arzt behandelt worden zu sein (acht Prozent); Gesamtdurchschnitt vier Prozent). Diese Patienten kommen überdurchschnittlich häufig aus den neuen Bundesländern.

Die gesamten Umfrageergebnisse mit Grafiken gibt es unter www.bkk.de im PDF- und Powerpointformat.  



Frau Christine Richter
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