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04.12.2007 - dvb-Presseservice

Aufschwung trotzt Turbulenzen an den Finanzmärkten Konjunktur- und Kapitalmarktausblick der DekaBank 2008/2009

Frankfurt, Dezember 2007 - „Die derzeitige Lage an den Kapitalmärkten birgt auch Chancen“, so Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank vor Journalisten bei der Präsentation des Konjunktur- und Kapitalmarktausblicks 2008 und 2009. „Die Weltwirtschaft ist besser denn je gewappnet zur Verarbeitung eines Finanzmarktschocks.“ Die Kreditkrise werde im kommenden Jahr langsam abklingen, liege aber bis dahin „wie eine Schlinge um wichtige Lebensadern der Realwirtschaft“. Die Bilanzen der Unternehmen seien jedoch weiter gesund, die Gewinne würden 2008 erneut zulegen. Für den Dax prognostizieren die DekaBank-Volkswirte für 2008 einen Stand von 9.000, für den Euro-Stoxx von 5.100 und für den Dow Jones von 1.700 Punkten. Auf Sicht von sechs Monaten erwarten sie für den Deutschen Rentenmarkt 10-jährige Bundesrenditen von 4,30 Prozent, für die US-Märkte Renditen von 4,50 Prozent.

„Aufgrund der Finanzmarktturbulenzen sinken die Investitionen der Unternehmen. Das Wirtschaftswachstum der USA wird dadurch kurzfristig geschwächt“, betont Kater. Aufgrund fehlender Finanzierungsmöglichkeiten und unsicherer Perspektiven stocke gegenwärtig die Investitionstätigkeit. Als Folge werden weniger Jobs geschaffen. Dies führt zusammen mit einem niedrigen Verbrauchervertrauen und hohen Rohölpreisen zu einem sinkenden Konsum. Daher rechnen die DekaBank-Volkswirte für die USA im vierten Quartal diesen Jahres nur mit einer Wachstumsrate von annualisiert 1,5 Prozent. Diese Wachstumsdelle setzt sich im ersten Quartal 2008 mit einer Rate von ebenfalls annualisiert 1,5 Prozent fort. Die Erholung folgt in der zweiten Jahreshälfte. Insgesamt erwarten die Volkswirte für 2008 ein Wachstum von 2,5 und für 2009 von 2,6 Prozent.

In Deutschland geht der Aufschwung nach Einschätzung der DekaBank- Volkswirte weiter, allerdings leicht gedämpft mit 1,7 Prozent im nächsten Jahr. „Vor allem der schwache Dollar macht dem Aufschwung zu schaffen. Hätte der Dollar nicht um mehr als 20 Prozent abgewertet, könnte das Wachstum um knapp einen halben Prozentpunkt höher liegen“, so Kater. Dennoch erwarten die DekaBank-Experten einen Export-Anstieg von 5,5 Prozent im kommenden Jahr. Positiv wirkt sich der dynamische Welthandel aus und die Tatsache, dass 43 Prozent der Waren innerhalb des Euroraums ausgeführt werden Eine wesentliche Stütze des deutschen Aufschwungs bildet der Konsum, dessen Basis sich nach überstandener Mehrwertsteuer-Erhöhung verbreitert: „Zum ersten Mal seit sechs Jahren steigen nach unseren Prognosen die verfügbaren Einkommen der Deutschen real wieder deutlich an“, betont Kater.

Als Wermutstropfen erweist sich jedoch die gefühlte Inflation. Gerade gegen Ende des Jahres hat sich dieses subjektive Inflationsmaß in Deutschland deutlich erhöht. Auch wenn die offizielle Inflation im vergangenen Monat bei über drei Prozent liegen dürfte, schoss die anhand der Kaufhäufigkeit gemessene Inflation um mehr als sechs Prozent in die Höhe. „Ein Überschießen der gefühlten Inflation gegenüber der tatsächlichen um einen Prozentpunkt dämpft demnach das Konsumwachstum im Vorjahresvergleich um zwei bis drei Zehntel Prozentpunkte“, erläutert Kater die Auswirkungen. „Mit rückläufigen Preisen, insbesondere am Rohölmarkt, erwarten wir im kommenden Jahr jedoch wieder eine Entspannung.“ Für Euroland rechnen die Volkswirte 2008 trotzdem mit einer Inflation von 2,4 Prozent und erst 2009 mit einer niedrigeren Rate von 1,8 Prozent. Für die USA erwarten sie 2008 einen Verbraucherpreisanstieg von 2,5 Prozent.

In Euroland ist 2008 laut Kater eine neutrale Geldpolitik, in den USA eine leicht expansive Geldpolitik angemessen. Die DekaBank-Experten erwarten bei der Fed Funds Rate weitere zwei Zinssenkungen im Januar und Februar auf vier Prozent. „Die EZB ist im Zinsstraffungszyklus noch nicht so weit vorangeschritten wie die Fed. Sie kann es sich leisten, die weitere Konjunkturentwicklung auf dem derzeitigen Zinsniveau abzuwarten“, sagt Kater. Zusätzlich sieht sich die EZB einem steigenden Euro-Wechselkurs gegenüber. Dieser ist zwar keine direkte geldpolitische Entscheidungsgröße. Er beeinflusst aber die wirtschaftlichen Aussichten und den Inflationsausblick und wirkt so indirekt auf den zinspolitischen Kurs. „Auf dem gegenwärtigen Niveau sind die Einflüsse allerdings noch zu gering, um eine Zinsreaktion hervorzurufen“, so Kater. Sollte die EZB nicht durch konkrete Finanzmarktereignisse zum Eingreifen gezwungen werden, erwarten die Volkswirte einen gleich bleibenden Refinanzierungssatz von vier Prozent bis Ende 2008.

„Die aktuellen Turbulenzen an den Kapitalmärkten zeigen, dass die Finanzmärkte immer stärkeren Einfluß auf die Realwirtschaft ausüben“, so der Chefvolkswirt. Entscheidend sei, bei immer innovativer und dynamischer werdenden Märkten die Stabilität des Finanzsystems zu gewährleisten. Das sei ein wichtiges Forschungs- und Handlungsfeld, auf dem gerade auch die Zentralbanken gefordert sind. Kater: „Die Zentralbanken dürfen sich nicht mit einer Fixierung auf die Preisniveaustabilität zufrieden geben, sondern müssen das Themengebiet der Finanzmarktstabilität aus theoretischer und praktischer Sicht aktiv angehen.“ 



Herr Dr. Rolf Kiefer
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