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03.07.2009 - dvb-Presseservice

Börse schaukelt ins Sommerloch

Ein sehr volatiles erstes Halbjahr ist zu Ende. Wer durchhielt, konnte die zum Teil massiven Anfangsverluste aus dem ersten Quartal im DAX wieder aufholen und erzielte auf Halbjahresbasis letztlich eine rote Null (-0,03 Prozent). Besser schnitt unter den großen, entwickelten Märkten Japan (Nikkei 225: 12,4 Prozent) ab, wobei hier Währungsverluste im Yen (-7,4 Prozent) den Großteil aufzehrten. Deutlich schlechter erging es Anlegern dagegen im DowJonesIndustrial. Er verlor in Euro gerechnet 4,6 Prozent. Die Nase vorn hatten Investoren im laufenden Jahr eindeutig mit Emerging Markets: Der chinesische Shanghai A gewann 62,5 Prozent, der russische RTS 56 Prozent und Brasilien als weiteres Rohstoffland 37 Prozent. Auf Branchenebene waren überraschenderweise ebenfalls die Rohstoffwerte vorne. Der Branchenindex DJ Stoxx 600 Basic Materials schaffte es mit 19,3 Prozent auf Platz eins in der Branchenliga, gefolgt von Technologiewerten (11 Prozent) und  Finanztiteln (9,1 Prozent).

Die von uns erwarteten Gewinnmitnahmen drückten den deutschen Leitindex DAX im Juni zwischenzeitlich um ganze 10 Prozent, von 5.170 auf 4.660 Punkte, um am Ende mit -6,5 Prozent (4.808) deutlich negativ zu schließen. Wesentlich besser erging es den Asiaten im Berichtsmonat: China (8,7 Prozent), Japan (4,5 Prozent) und Thailand (3 Prozent) konnten sich der Korrektur vollständig entziehen. Dafür traf es die russischen Aktienwerte mit einem Minus von 14,6 Prozent mit am stärksten – trotz eines robusten Ölpreises von rund 70 Dollar/Barrel.

Die Börse wurde einerseits von der Markttechnik, andererseits von äußerst uneinheitlichen Konjunkturdaten hin- und hergeschaukelt. Positiven Signalen, wie zum Beispiel dem deutschen Konsum sowie dem IFO-Geschäftsklima, dem japanischen TANKAN oder dem amerikanischen ISM-Index, standen schlechte Daten zum US-Verbrauchervertrauen und dem US-Arbeitsmarkt gegenüber. Allein im Juni waren die neugemeldeten US-Arbeitslosen mit 467.000 um 104.000 höher als erwartet. Auch die Aussagen von AIG, einem der weltgrößten Versicherungskonzerne, belasteten: Angeblich sollen enorme Abschreibungen auf dessen 192 Mrd. Dollar schweren Bestand an Kreditderivaten, insbesondere gegenüber europäischen Banken, drohen – was eine Fortsetzung der Abschreibungsspirale auch bei den Geldinstituten bedeuten könnte. Entsprechend schwierig ist es nach wie vor für Banken, verbriefte Kredite weiterzuverkaufen. In der Folge leihen die Finanzhäuser nur noch Geld aus, wenn sie davon überzeugt sind, es zurückzubekommen. Da dies bei Firmen, wie beispielsweise Schaeffler, nicht mehr allzu sicher scheint, herrscht aktuell Kreditklemme bei den Unternehmen. Bundesbank-Präsident Axel Weber drohte nun den Banken Ende Juni ungewöhnlich scharf: Sollten sie die Liquiditätsmaßnahmen der Notenbanken nicht zur Kreditvergabe an Unternehmen nutzen, müsse die EZB die Geschäftsbanken eben umgehen. Hintergrund: Erstmals in der Geschichte hat die EZB über tausend Banken Liquidität in Höhe von 442 Mrd. Euro für ein ganzes Jahr zur Verfügung gestellt. Zusammen mit kürzeren Laufzeiten beträgt die Liquiditätsspritze rund 1 Billion Euro (Reutersschätzung). Allerdings nicht, um das Geld nur zu parken.

Investmentnachfrage nach Gold ungebrochen

Angesichts der massiven Gelddruckaktionen der Notenbanken meldete sich Alan Greenspan, ehemaliger Chef der US-Notenbank, mahnend zu Wort: “in der Zukunft sehe ich die Inflation als die größere Herausforderung. Der Statistik nach müsste sie etwa 2012 auftreten, falls politischer Druck die Zentralbanken daran hindert, ihre aufgeblasenen Bilanzen zügig in den Griff zu bekommen. Was die Inflation im kommenden Jahrzehnt so wahrscheinlich macht, ist die Lawine an Staatsschulden, die kurz davor ist, über die Weltfinanzmärkte hereinzubrechen".

Die volumenmäßige Entwicklung des weltgrößten Publikumsfonds auf physisches Gold, dem SPDR-GOLD, unterstützt Greenspans Befürchtung. Der Zuwachs des Goldfonds entsprach im ersten Halbjahr 2009 enormen 380 Tonnen Gold (+43,5 Prozent). Auch die Chinesen meldeten vor Kurzem, dass sie ihre Goldreserven um rund 400 Tonnen auf nunmehr über 1.000 Tonnen aufgestockt hätten. Eigentlich hätte der jüngste Renditeanstieg bei den Staatsanleihen, verbunden mit der nullprozentigen Inflation, zum massiveren Kauf von Staatsanleihen und zum Abbau von Goldbeständen führen müssen – tat er aber nicht.

Eine weitere Frage von Greenspan ist sehr interessant: Was würde passieren, wenn die Aktienmärkte – was schwer vorstellbar ist – weiter und kontinuierlich steigen? Seine Antwort: Sämtliche Bilanzen weltweit, die Aktien enthalten, würden sich verbessern und beispielsweise den Banken zusätzliche Luft zur Kreditvergabe und den privaten Haushalten zum Konsum ermöglichen. Das könne die deflationären Kräfte aufheben, die aktuell über der Weltwirtschaft schweben, so Greenspan. Er misst deshalb den Aktienpreisen eine viel größere Bedeutung zu, als es die meisten Lehrbücher tun. Für fallende Aktienkurse gilt der Zusammenhang natürlich ebenso: Die Hausse nährt die Hausse, die Baisse nährt die Baisse.

Volatiler Seitwärtstrend setzt sich fort

Vieles spricht derzeit dafür, dass Rezessions- und Deflationsangst einerseits sowie enorme Liquidität und Inflationsangst andererseits, zu einer weiteren Achterbahnfahrt an den Börsen führt. Die enormen Geldmarktbestände in den USA und Europa von zusammen rund 3.700 Mrd. Euro könnten durchaus das Zünglein an der Waage sein und den Börsen im Hinblick auf eine bessere Zukunft neues Leben einhauchen. Allerdings sind ausschließlich liquiditätsbedingte Kurssteigerungen selten langlebig. Da ein schneller, nachhaltiger wirtschaftlicher Aufschwung noch nicht in Sicht ist, werden hoffnungs- und liquiditätsbedingte Strohfeuer von konjunkturellen Fakten immer wieder gelöscht werden. In den traditionell handelsschwächeren Sommermonaten können aber kleine Nachrichten auch große Kurssprünge nach sich ziehen. Es sieht also eher nach einer Zeit für Trader als für langfristige Buy-and-hold-Investoren aus. GECAM hat sich entsprechend positioniert: Relativ niedrigen Aktienquoten stehen hohe Cashbestände gegenüber, die zu geringeren Teilen in Schwächephasen investiert werden, ohne aber zu vergessen, schnelle Gewinne wieder mitzunehmen. Solange nicht eindeutige technische Widerstände – wie im DAX die 5.300er Marke – geknackt sind, gilt was Kostolany sagte: Angst kaufen, Euphorie verkaufen.

Helmut Knestel ist Fondsmanager des unabhängigen Finanzdienstleisters GECAM AG und mitverantwortlich für das Portfoliomanagement der vier GECAM Dachfonds. Sein Marktkommentar erscheint monatlich.



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Über die German Capital Management AG (GECAM AG)

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