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05.10.2006 - dvb-Presseservice

Bürokratie und Hierarchien verärgern Beamte

- Beamte im Zwiespalt zwischen Selbstbild und Vorurteilen
- Kürzungen von Zulagen und Pensionen zwingen zur Zusatzvorsorge
- Jeder zweite Bedienstete beklagt Versuche von Korruption

In Deutschland sind derzeit knapp fünf Millionen Beamte, Angestellte und Arbeiter im öffentlichen Dienst beschäftigt. Viele Bürger machen die Staatsdiener für den hohen bürokratischen Aufwand der Verwaltung verantwortlich. Tatsächlich aber nervt die ausufernde Bürokratie die Mitarbeiter im öffentlichen Dienst bei ihrer täglichen Arbeit mindestens ebenso wie die Bürger. Allein knapp neun von zehn Beamten klagen über ausufernde bürokratische Vorschriften. Auch das Missmanagement öffentlicher Gelder und ein erschreckend hohes Maß an Korruptionsversuchen ärgern Beamte und Angestellte bei der Ausübung ihres Berufes. Etwa jeder zweite Befragte wünscht sich an seinem Arbeitsplatz mehr Freiraum für Eigeninitiative und kritisiert die hierarchischen Strukturen innerhalb der Behörden. Beinahe jeder zweite Beamte und Angestellte spricht sich grundsätzlich für eine weitere Privatisierung des öffentlichen Sektors aus. Das ist das Ergebnis der repräsentativen Studie „Öffentlicher Dienst“ von der DBV-Winterthur in Zusammenarbeit mit dem F.A.Z. Institut.

Klischees und Vorurteile bestimmen das Bild, das sich die Öffentlichkeit über Beamte, Angestellte und Arbeiter im öffentlichen Dienst macht: Fast acht von zehn Bürgern nennen ein hohes Maß an beruflicher Sicherheit und Ansprüche auf besondere Versorgungsleistungen als markantestes Merkmal der öffentlichen Beschäftigten. Mehr als neun von zehn Bediensteten sind davon überzeugt, dass sie selbst sich durch ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein im Beruf auszeichnen. Damit unterscheidet sich das Selbstbild der Staatsdiener von den Ansichten der Bürger grundlegend. Über 80 Prozent der Staatsbediensteten heben die eigene Fachkompetenz hervor. Zwei Drittel von ihnen geben an, dass sie die Loyalität gegenüber ihrem Arbeitgeber über eigene persönliche Interessen stellen. Vor allem bei der jüngeren und mittleren Generation der öffentlichen Bediensteten sowie bei den Führungskräften unter den Beamten ist das Berufsethos noch besonders stark ausgeprägt.

Dagegen sind die Bürger vom Verantwortungsbewusstsein und der Kompetenz der Beamten und öffentlichen Angestellten deutlich weniger überzeugt. Je nach eigener gesellschaftlicher und beruflicher Stellung urteilen die Bürger aber sehr unterschiedlich. So haben Frauen ein deutlich positiveres Bild von Beschäftigten im öffentlichen Dienst als Männer. Die Besserverdiener und die Selbstständigen äußern sich im Vergleich zu Personen aus den unteren und mittleren Einkommensgruppen kritischer über Beamte und öffentliche Angestellte. Rentner, Hausfrauen und Arbeiter drücken hingegen eine deutlich höhere Wertschätzung für Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst aus. Dabei fließen persönliche Erfahrungen mit Ämtern in die Beurteilungen ein. Hat ein Unternehmer beispielsweise einen hohen bürokratischen Aufwand für seine Geschäftstätigkeit, führt dies eher zu einer schlechteren Bewertung der Beamten und öffentlichen Angestellten.

Besonders interessant: Auch eine Mehrheit der öffentlichen Beschäftigten gibt an, bei der täglichen Arbeit unter den ausufernden bürokratischen Vorschriften zu leiden. Fast neun von zehn Beamten klagen über bürokratische Vorschriften, mit denen sie sich auseinandersetzen müssen. Zudem kritisiert gut jeder zweite öffentliche Beschäftigte die hierarchischen Strukturen innerhalb der eigenen Behörde. Je älter die Befragten sind, desto größer ist ihr Unmut über die Dienstebenen in ihrer Behörde. Während 47 Prozent der 18- bis 29-Jährigen daran Kritik üben, sind es 65 Prozent der Beschäftigten ab 60 Jahre.

Das Berufsfeld des öffentlichen Dienstes ist einem starken Wandel unterworfen. Der Umbruch lässt keinen Bereich unberührt. Behörden werden zusammengelegt, lokale Versorger privatisiert und Aufgaben extern vergeben. Damit wandelt sich nicht nur die Arbeitswelt der Beschäftigten hin zu kundenorientierten Dienstleistungseinheiten. Die Reformen haben Auswirkungen auf die Einstellung der Beamten und öffentlichen Angestellten zu ihrer Berufstätigkeit. So werden beispielsweise gemischte Finanzierungsmodelle mit öffentlichen und privaten Beiträgen, so genannte Public Private Partnerships, in Zukunft weiter zunehmen. Eine Mehrheit der Beschäftigten steht entsprechenden Privatisierungsmodellen für öffentliche Einrichtungen positiv gegenüber. Sie sprechen sich aber dagegen aus, privatwirtschaftliche Grundlagen auf den gesamten öffentlichen Sektor auszudehnen. Die Gegner einer weiteren Privatisierung finden sich vor allem in den Beschäftigungsgruppen, deren Arbeitsplätze in diesem Fall besonders bedroht wären: Hauptschulabsolventen, Jüngere und die unteren Einkommensklassen.

Allerdings wird der Wandel im öffentlichen Dienst auch als Chance wahrgenommen: Jeder zweite Bedienstete wünscht sich an seinem Arbeitsplatz einen größeren Freiraum für mehr Eigeninitiative. Ärgernisse im Beruf eines Beamten wie versuchte Einflussnahme und Korruption ließen sich durch weitere Privatisierungen mildern. Der Handlungsbedarf für Dienstherren ist groß: Fast jeder zweite Beamte und Angestellte im öffentlichen Dienst sieht sich an seinem Arbeitsplatz häufiger direkt oder mittelbar Versuchen von Einflussnahme und Korruption ausgesetzt. Dabei finden sich Korruptionsversuche gegenüber Angestellten deutlich häufiger als entsprechende Anfragen an Beamte.

Die Zahl der Beamten nimmt derweil kontinuierlich ab, während der Anteil fester und befristeter Angestelltenverhältnisse ansteigt. Die Bediensteten selbst sehen ihre berufliche Stellung durch die fortschreitende Privatisierung und Konsolidierung der öffentlichen Hand nur noch bedingt als gesichert an. Das Versorgungssystem, das bisher vor allem den Beamten finanzielle Sorglosigkeit im Alter garantierte, wankt. So geraten beispielsweise die bisherigen Pensionsleistungen von Bund, Ländern und Gemeinden auf Grund der ungünstigen demographischen Entwicklung in Deutschland unter Druck. Die Kürzung von Zulagen und

Pensionen sowie die laufende Neuausrichtung des öffentlichen Sektors machen für Beamte und Angestellte Zusatzvorsorge auf verschiedenen Gebieten notwendig. Insbesondere die Mitarbeiter aus der jungen und mittleren Generation sind sich des Zwangs zusätzlicher Sparleistungen für den eigenen Lebensabend bewusst. Dabei spielt der Status – Beamter oder Angestellter – für die Intensität der Vorsorge offenbar keine Rolle. Neben der Altersvorsorge nimmt die Absicherung der eigenen Pflegebedürftigkeit und des eigenen Unfallrisikos eine zentrale Rolle ein.



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