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03.09.2007 - dvb-Presseservice

Bedeutung teurer Einzelfälle im Gesundheitswesen überschätzt

Kostenintensive Einzelfälle bestimmen weit weniger die Höhe der Gesundheitsausgaben als bisher angenommen. Zudem verteilen sich die Gesundheitsausgaben mit steigendem Lebensalter zunehmend weniger ungleichmäßig auf die Versicherten. Dies geht aus der aktuellen Studie zur Bedeutung der ausgabenintensiven Fälle im Gesundheitswesen des Wissenschaftlichen Instituts der PKV (WIP) hervor. Dazu erklärt der Leiter des WIP, Christian Weber:

„Unsere Studie untersucht die sogenannte 20/80-These, der zufolge 20 Prozent der Krankenversicherten 80 Prozent der Gesundheitsleistungen beanspruchen. Wäre diese These richtig, dann wäre kluges Fallmanagement ein wichtiger Schlüssel zur Bewältigung der Finanzierungsprobleme im Gesundheitswesen.

Für unsere Studie haben wir die in einem Zehnjahreszeitraum angefallenen Daten von 625.000 Personen ausgewertet. Erstmalig in Deutschland konnten wir dabei neben den Krankenhaus- und Arzneimittelkosten auch die Arzthonorare vollständig erfassen. Wie sich herausstellt, ist die Verteilung der Gesundheitskosten auf die Versicherten wesentlich gleichmäßiger als bisher angenommen.

So benötigen beispielsweise die 20 Prozent der teuersten Fälle unter den 80- bis 89-jährigen Frauen nicht 80, sondern 57 Prozent aller Ausgaben ihrer Altersgruppe. Und auch in allen anderen untersuchten Gruppen über 50 Jahre liegt der Wert ganz deutlich unter 80 Prozent.

Auffallend ist zudem, dass die Konzentration auf wenige teure Fälle abnimmt, je älter die Versicherten werden. Anders ausgedrückt: Je älter die Versicherten sind, desto gleichmäßiger wird die Verteilung der Gesundheitskosten. Über einen Zeitraum von zehn Jahren hinweg ist dabei sogar festzustellen, dass das Ausmaß der Ungleichverteilung tendenziell abnimmt.

Von Bedeutung für die Gesundheitspolitik dürfte auch die Beobachtung sein, dass hohe Behandlungskosten keineswegs mit einem dauerhaft teuren Krankheitsverlauf verbunden sein müssen. Von den Personen, die im ersten Jahr in der Gruppe der teuren Behandlungsfälle zu finden waren, gehörten dieser Gruppe im zweiten Jahr weniger als 50 Prozent und im dritten Jahr weniger als 30 Prozent weiterhin an. Hohe Kosten sind also keineswegs mit einem chronischen Krankheitsverlauf gleichzusetzen.

Wenn teure Einzelfälle jedoch weniger relevant für die Finanzierung unseres Gesundheitswesens sind als bisher angenommen, dann muss die Bedeutung des Fallmanagements - von Chronikerprogrammen bis hin zur integrierten Versorgung - unter Kostenaspekten neu diskutiert werden.“

Die Studie ist im Internet verfügbar unter: www.wip-pkv.de/projekte

 



Frau Ulrike Pott
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