Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt hat die Allgemeinen Ortskrankenkassen
(AOK) gestern in der Presse aufgefordert, sich zu einer Bundes-AOK zusammen zu
schließen. Sie erwartet davon unter anderem eine größere Verhandlungsmacht
gegenüber Pharmaindustrie, Krankenhäusern und Ärzten.
"Dem BMG sei ins
Stammbuch geschrieben: Wer einen funktionierenden Wettbewerb im Gesundheitswesen
will, braucht auf beiden Seiten eine hinreichende Anzahl von Wettbewerbern. Auch
und gerade auf der Kassenseite. Den Markt beherrschende Mega-Kassen zerstören
den Wettbewerb. Sie bahnen damit zugleich den Weg in die Staatsmedizin. Ulla
Schmidt wäre gut beraten, den Irrweg zu verlassen, die Bildung einer Bundes-AOK
zu propagieren. Stattdessen sollte sie noch im Gesetz zur Weiterentwicklung der
Organisationsstrukturen in der gesetzlichen Krankenversicherung dafür sorgen,
dass das Kartellrecht auf die Krankenkassen uneingeschränkt Anwendung
findet.
Dies muss auch für die Fusionskontrolle gelten", kommentierte Peter
Schmidt, Geschäftsführer des Branchenverbandes Pro Generika, die Vorstellungen
der Ministerin. Pro Generika hat die Forderung nach einer Fusionskontrolle durch
das Bundeskartellamt nach wettbewerbsrechtlichen Spielregeln in einem heutigen
Schreiben an das Bundeswirtschaftsministerium zum Ausdruck
gebracht.
"Dieser Vorstoß belegt einmal mehr, welches höchst
eigentümliche Wettbewerbsverständnis das Bundesgesundheitsministerium (BMG)
kultiviert.", so Schmidt weiter. "Wenn ich Ulla Schmidt richtig verstehe, möchte
sie mit einer Bundes-AOK letztlich ein Kartell schaffen, das allein durch seine
Nachfragemacht die Leistungserbringer im Gesundheitswesen sowie die
pharmazeutische Industrie beim selektiven Kontrahieren noch stärker unter Druck
setzen kann. Wenn die anderen Kassen im Mitgliederwettbewerb nicht vom Koloss
Bundes-AOK erdrückt werden wollen, hätten sie gar keine andere Wahl, als
ebenfalls zu fusionieren. Über kurz oder lang gäbe es in Deutschland wohl nicht
mehr als drei oder vier Mega-Kassen. Der Ministerin geht es also gar nicht um
die bessere und effizientere Versorgung, sondern einzig und allein um das
Auspressen von Leistungserbringern und Pharmaindustrie durch ein
Kassenoligopol", schloss Schmidt.
Herr Peter Schmidt
Geschäftsführer
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