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07.07.2010 - dvb-Presseservice

China im Blickpunkt: Renminbi, Rohstoffe und Immobilien

Ein Kommentar von Dr. Mark Mobius

Die Entwicklungen der letzten Wochen haben China wieder in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. Das Land hat vor Kurzem mehr Flexibilität für seine Währung, den Renminbi (RMB), angekündigt. Ich habe erst kürzlich angemerkt, dass eine bevorstehende Aufwertung des Renminbi keine dramatischen Auswirkungen auf die chinesischen Aktienmärkte haben sollte, da sie sich allmählich vollziehen dürfte. Und tatsächlich wird die Währung unseren Beobachtungen seit der Ankündigung nach vermutlich sanft und kontrolliert anziehen, da die chinesischen Behörden die Wechselkursbewegung aufmerksam überwachen.

Da wir mit einer behutsamen Entwicklung rechnen, ändert sich unser Gesamtausblick für chinesische Aktien dadurch nicht wesentlich. Sie sollten unseres Erachtens mittelfristig Stärke zeigen. Wir entdecken vereinzelt immer noch reizvolle Titel. Unternehmen aus den rohstoff- und konsumabhängigen Sektoren und aus dem Dienstleistungsgewerbe bieten offenbar die interessanteren Chancen.

Vor allem aber gilt, dass die chinesische Regierung US-Schatzpapiere im Wert von über 800 Mrd. US-Dollar hält, was der Flexibilität des Renminbi gewisse Grenzen setzt. Ein heftiger Ausschlag in die eine oder andere Richtung wäre für beide Parteien potenziell schädlich – für die ausländische und die chinesische. In Bezug auf die Binnenwirtschaft erkennen die chinesischen Behörden meiner Ansicht nach, dass ein stärkerer Renminbi aufgrund der anziehenden Material- und Roh­stoffimporte längerfristig vorteilhaft sein könnte. Auch weiß die People’s Bank of China, dass sie den Wechselkurs anstel­le von Zinserhöhungen als Instrument zur Inflationskontrolle verwenden könnte, denn die Inflationsraten haben in den letzten Monaten angezogen.

China ist per Saldo Rohstoffimportland, obwohl manche chinesischen Unternehmen zu den ganz großen Produzenten gehören. Höhere Preise können auf die Rohstoffunternehmen in China belastend wirken, dürften das Wachstum aber nicht bremsen, da diese Unternehmen in der Lage sind, die im Falle weiter steigender Nachfrage zulegenden Preise zu zahlen. Das größere Risiko besteht in der Volatilität der Preise, die die Produktionsplanung der Unternehmen über den Haufen werfen kann. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass die Preise auf kurze Sicht volatil bleiben werden, solange auf den Märkten weiter Ungewissheit herrscht. Langfristig rechne ich jedoch mit hoher Rohstoffnachfrage, ge­stützt von steigenden verfügbaren Einkommen in Staaten wie China, Indonesien, Indien und anderen Entwicklungslän­dern.

Ein Bereich, der bereits einen kräftigen Preisanstieg erlebt ist, ist der chinesische Immobilienmarkt. Das weckt Ängste vor Blasenbildung. Eine Blase bedeutet, dass die Preise auf unhaltbares Niveau steigen und dann verfallen. Unseres Erachtens dürfte das für ganz China unwahrscheinlich sein. Das Land ist enorm groß und der Immobilienmarkt vielgestal­tig. Eine einfache Analyse ist daher nicht möglich. Ein paar Fakten erhellen vielleicht, warum wir glauben, dass die Lage in China heute ganz anders ist als in den USA vor der jüngsten Subprime-Krise.

1. In China müssen Eigenheimkäufer erst rund 20 bis 30% des Gesamtwerts in bar als Eigenkapital vorweisen, bevor sie eine Hypothek aufnehmen dürfen.

2. Das Verhältnis der Verbraucherkredite zum BIP liegt in China bei rund 17% gegenüber 94% in den USA und 56% in Hongkong.¹

3. Auch sind die Haushalte in China mit rund 26% gegenüber 124% in den USA deutlich geringer verschuldet.1

Der chinesische Immobilienmarkt lässt sich nicht über einen Kamm scheren. Kräftige Preiserhöhungen gab es vor allem in den großen Küstenstädten Schanghai, Peking, Shenzhen und Guangzhou. Auf diese Städte entfallen jedoch nur 8% der Stadtbevölkerung des Landes und 8% der gesamten Umsätze mit Wohnimmobilien nach Fläche. Es gibt noch über 150 andere Millionenstädte. Von Januar 2005 bis Januar 2010 haben die Preise in den Großstädten enorm angezogen – in Shenzhen beispielsweise um fast 300% und in Schanghai um rund 132%. In anderen Städten wie Chengdu, Chong­qing und Xi’an haben sich die Preise kaum verändert. Chengdu hat den größten Preisanstieg unter den „kleineren” Städten verzeichnet. Die durchschnittlichen Eigenheimpreise sind von Januar 2005 bis Januar 2010 von rund 3.000 auf 5.800 Renminbi pro Quadratmeter geklettert. In Xi’an dagegen erhöhten sie sich im selben Zeitraum im Schnitt von 2.000 auf 4.500 Renminbi pro Quadratmeter.2

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass der Anstieg der Immobilienpreise in China insgesamt in etwa dem Anstieg der Haushaltseinkommen entspricht. Der Immobilienmarkt hat vielleicht in bestimmten Regionen Blasenmerkmale entwickelt, doch die Regierung hat umgehend darauf reagiert, um Blasenbildung zu kontrollieren und zu verhindern – etwa durch Maßnahmen zur Einschränkung von Bankkrediten für den Erwerb von Zweit- und Drittwohnungen. Insgesamt ist die Bla­sengefahr auf dem chinesischen Immobilienmarkt nach meinem Dafürhalten nicht besonders groß.

¹ Quelle: CEIC 12/2009

² Quelle: SouFun



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