Coface: B2B Kreditkrise hat begonnen
Zahlungsverzögerungen nehmen stark zu - Sieben Branchen herabgestuft
Coface stellt eine deutliche Verschlechterung des Zahlungsverhaltens der Unternehmen weltweit fest. Verglichen mit demselben Zeitraum in 2007, stiegen die Zahlungsverzögerungen der Unternehmen in der ersten vier Monaten des Jahres 2008 um 45 Prozent an. "Das ist ein klares Zeichen für den Beginn einer Kreditkrise", heißt es in einer Pressemitteilung des internationalen Finanzdienstleisters.
Coface schätzt die derzeitigen Entwicklungen zwar weniger schwerwiegend ein als die Krise 2001/2002. Diese war durch eine mittlere Zunahme der Zahlungsverzögerungen um 30 Prozent gekennzeichnet. Begründet wird dies damit, dass der Indikator, der auf Angaben von Versicherungsnehmern aus 65 Ländern basiert, traditionell zu Beginn einer Krise überproportional ansteigt. Dennoch seien die Anzeichen alarmierend. Die Unternehmen müssten sich in ihrer Risikobetrachtung darauf einstellen.Die Finanzkrise wirkt sich über zwei Kanäle auf die aktuelle Konjunktur aus: zum einen durch den amerikanischen Nachfragerückgang, der hauptsächlich nordamerikanische und US-orientierte Länder und Branchen betrifft. Zum anderen beeinflusst der erschwerte Zugang zu Bankkrediten die Konjunktur. Zu diesen Faktoren kommen die Preissteigerungen für Rohstoffe und Energie, die Aufwertung von Währungen außerhalb des Dollar-Währungsblocks und der scharfe Wettbewerb hinzu. "Die fünfte Kreditkrise seit der ersten Ölkrise hat begonnen und die Zahlungsmoral der Unternehmen hat sich seit Beginn 2008 sichtlich verschlechtert. Wenn bislang auch nur marginal, so ist Deutschland von diesen Entwicklungen dennoch betroffen", sagt Benoît Claire, Vorstandsvorsitzender von Coface Deutschland. "Unsere Risikoüberwachung wurde verstärkt, um unsere Kunden weiterhin bei ihren Bemühungen, die Folgen der Krise abzudämpfen, zu unterstützen", unterstreicht Vorstandsmitglied Norbert Langenbach. Mit dem deutlichen Anstieg des Zahlungsrisiko-Indexes bestätigt sich die Einschätzung der Coface, die zu Beginn des Jahres eine erhöhte Risikolage prognostiziert und einige Länder abgestuft oder auf die negative Watchlist gesetzt hatte. "Nun erleben wir, dass die Probleme auf die Branchen durchschlagen", sagt Norbert Langenbach. Dies geschehe indes nicht gleichförmig und flächendeckend. "Bei bestimmten Branchen kommen immer auch weitere Faktoren hinzu, die nicht direkt mit der Finanzmarktkrise zu tun haben müssen."
Sieben Branchen abgestuft
Die Ratings für die
Branchen Elektronik, Papierindustrie, Handel, Automobilindustrie, Bau
und öffentliche Arbeiten, Luftverkehr und Textilindustrie wurden
herabgesetzt. Einige davon auf dem weltweiten Level, andere lediglich in den
Vereinigten Staaten und in einigen westeuropäischen Ländern.
Bau und
öffentliche Arbeiten
Für die Baubranche wird das Rating in Nordamerika von
B- auf C+ gesenkt. Dies ist in erster Linie eine Folge der Subprime-Krise in
den USA. Aufgrund des Ausfalls von Milliardenkrediten mit niedriger
Bonität gerieten Hypothekenfinanzierer und Banken auf der ganzen Welt
in finanzielle Engpässe. Die Folge: Das Überangebot von Immobilien führt
sowohl zu einer Preiserosion am Immobilienmarkt als auch zu leeren
Auftragsbüchern bei Bauunternehmen. Ähnliches droht auch in
Spanien. Wegen enormer Preissteigerungen von spanischen Immobilien kann
eine zunehmende Zahl von Investoren ihre Hypotheken nicht mehr bezahlen.
Wenn die Blase platzt, kommt es zu gleichen Entwicklungen wie auf dem
US-amerikanischen Markt. Coface senkte daher das Rating der Baubranche in
Westeuropa von B auf B-.
Handel
Der nordamerikanische Handel wird
von A- zu B+ abgewertet. Aufgrund der seit 2004 anhaltenden
Leitzinserhöhung kam es zu einer Kreditverknappung. Investitionen blieben
somit aus. Inwiefern die jüngsten Leitzinssenkungen von 5,25 Prozent auf
nunmehr 3,5 Prozent das Problem beheben, bleibt abzuwarten. Zudem wirken
sich die anhaltenden Preissteigerungen für Energie und Rohstoffe sowie die
abnehmende Binnennachfrage negativ auf die
Branche aus.
Textilindustrie
Eine Ratingsenkung von C auf
C- erfährt die nordamerikanische Bekleidungsindustrie. Das ist in
erster Linie auf asiatische Wettbewerber zurückzuführen. Dank des geringen
Lohnniveaus sind diese in der Lage, trotz steigender Kosten für Energie und
Rohstoffe, die Preise auf dem Textilmarkt zu
drücken.
Elektronik
Der scharfe Wettbewerb ist auch auf dem
Markt für Elektrokomponenten gegeben. So erfährt auch diese Branche in
Nordamerika eine Abwertung von A auf A-. Aber auch in den asiatischen
Schwellenländern senkt Coface das Rating von A zu A-. Dies ist hauptsächlich
den zunehmenden technologischen Neuentwicklungen geschuldet. Lebenszyklen von
Produkten verkürzen sich, die Forschungs- und Entwicklungskosten nehmen
zu und letztlich sinken die Gewinnmargen.
Automobilindustrie
Die US-Automobilindustrie leidet vor allem unter den zunehmend sinkenden Wechselkursen, insbesondere zum Euro. Folglich kommt es zu einer Verteuerung von global akquirierten Zuliefererteilen. Eine Abnahme der Profite ist somit unvermeidlich. Ebenso senkt eine geringe Inlandsnachfrage die Absatzzahlen US-amerikanischer Produzenten. Daher erfolgt in dieser Branche eine Abwertung von C auf C-.
Luftverkehr
Die Preissteigerungen für Kerosin wirken
sich negativ auf den nordamerikanischen Luftverkehr aus. Auch hier führen
die zunehmenden Kosten zu einer Verminderung der Profite. Zudem kommt
es zum Konkurs vieler kleiner Airlines. Coface ändert daher das Rating von C+
auf C.
Papierindustrie
Das Rating für diesen Sektor wird im
westeuropäischen Raum von B+ auf B herabgesetzt. Verantwortlich hierfür
sind die hohen Aufwendungen für Energie und Rohstoffe, die zu einer
kostenintensiveren Produktion führen. Darüber hinaus kämpfen Exporteure,
aufgrund des starken Euro-Kurses gegenüber dem Dollar, mit
Absatzschwierigkeiten im Ausland.
Insgesamt können nur wenige
Branchen diesen Entwicklungen entkommen. Aber einige, beispielsweise Eisen
und Stahl, Chemie, Maschinenbau, Pharmazie sowie die IT- und
Kommunikationsindustrie, vermögen es derzeit, die Einwirkung derartiger
Schocks zu reduzieren. Dies geschieht dank einer guten Ausrichtung
ihrer Märkte und der zunehmenden
internationalen Geschäftsausweitung, insbesondere in
Schwellenländern, deren wirtschaftliche Gegebenheiten den
benannten Einflussfaktoren noch weitgehend wiederstehen.
Basis
für die Bewertung der Branchen ist das @rating-System der Coface. Es misst
das Zahlungsverzugsrisiko von Unternehmen in
verschiedenen Wirtschaftsbereichen. Somit lassen sich die möglichen
Auswikungen auf das kurzfristige Zahlungsverhalten abschätzen. Für die
Ratings nutzt Coface drei Bewertungskriterien. Zum ersten werden
Geschäftstrends in der Branche herangezogen. Sie reflektieren, wie
Markterwartungen, Preisniveaus und Produktionskosten die Solvenz eines
Unternehmens beeinflussen können. Die durchschnittliche finanzielle
Situation von Unternehmen in einer Branche erlaubt abzuschätzen, wie
wirtschaftliche Abschwünge verkraftet werden können. Letztlich lässt
sich das konkrete Zahlungsverhalten bei kurzfristigen Transaktionen
aus den Coface Datenbanken entnehmen. Coface kategorisiert das
Branchenrating in zehn Bereiche. Sie erstrecken sich von A+ für das
niedrigste Risiko bis zu D für das höchste.
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Herr Erich Hieronimus
Pressesprecher
Tel.: 06131 / 323-541
Fax: 06131/ 323-70-541
E-Mail: erich.hieronimus@coface.de
Coface Deutschland AG
Isaac-Fulda-Allee 1
55124 Mainz
www.coface.de
Zum Unternehmen:
Coface Deutschland zählt zu den großen Anbietern von Dienstleistungen im Forderungsmanagement in Deutschland und durch die Zugehörigkeit zur Coface, Paris, auch weltweit. Coface Deutschland betreibt durch vier operative Gesellschaften vier Geschäftsfelder: Kredtversicherung (Coface Kredit),
Factoring (Coface Finanz), Forderungseinzug (Coface Debitoren) und Bonitätsinformationen (Coface Rating). Coface verfügt über Informationen zu rund 45 Millionen Unternehmen in aller Welt. Sie kann so Geschäftspartner von Kunden aus allen Branchen und in über 150 Ländern hinsichtlich der
Zahlungsfähigkeit überprüfen. Auf diesem Know-how bauen die Dienstleistungen im Forderungsmanagement auf. Ratings: Moody´s (Aa3), Fitch Ratings (AA), Standard & Poor's (AA). Die Gesellschaften von Coface Deutschland verzeichneten 2006 einen Gesamtumsatz in Höhe von rund 332 Mio. Euro. Mit
Kreditversicherung und Factoring wurden Risiken in Höhe von über 110 Mrd. Euro abgedeckt. Coface Deutschland beschäftigt rund 900 Mitarbeiter. Die Coface insgesamt hat über 120.000 Kunden und ist direkt in 64 Ländern präsent, über Partner im Netzwerk Credit Alliance in 93 Ländern. Sie hat über 6000
Angestellte und erzielte 2006 einen Umsatz von über 1,34 Mrd. Euro. Die Coface ist eine Tochter der französischen Natixis.