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09.02.2009 - dvb-Presseservice

Corporate Bonds statt Staatsanleihen

Sowohl die Nachrichtenlage als auch die Aktienmärkte blieben im Januar unverändert schlecht. 300.000 Anträge auf Kurzarbeit wurden im vergangenen Monat in Deutschland gezählt, in etwa genauso viele wie im Dezember und zwanzigmal so viele wie im Januar 2008. Für den Februar sieht es, den Anträgen von VW (60.000), Schäffler (20.000) und anderen Großkonzernen zu Folge, nicht besser aus –  die Zahl der Kurzarbeiter explodiert. Die zunehmende Zahl von Insolvenzen belastet den Arbeitsmarkt ebenfalls. Beispiele wie Edscha, dem Marktführer für Cabrio-Technik und Zulieferer für nahezu alle namhaften Autokonzerne, zeigen, wie schnell aus einer florierenden Firma mit 4.200 Mitarbeitern in Deutschland ein Notfall werden kann. Auch in den USA muss für 2009 wohl mit sechs Millionen neuen Arbeitslosen gerechnet werden. Allein im Januar wurden 522.000 neue Arbeitslose gemeldet. Ein schwacher Trost ist, dass der noch dramatischere Anstieg vom Dezember von 693.000 auf 659.000 überprüft und berichtigt wurde. Dennoch sind die aktuellen Zuwächse auf einem 26-Jahreshoch. Fehlende Arbeitsplätze bedeuten fehlenden Konsum und schon allein die Verunsicherung führt zu einer drastisch reduzierten Anschaffungsneigung insbesondere bei Autos und anderen langlebigen (teuren) Konsumgütern. Die dramatischen Einbrüche beim Absatz von Häusern, Luxusgütern, Autos, Reisen etc. bestätigen dies. Als weitere Folge dieser Abwärtsspirale bricht nun auch die Nachfrage nach Investitionsgütern ein. Allein im Dezember verzeichnete die deutsche Industrie fast 27 Prozent weniger Aufträge als im gleichen Vorjahreszeitraum, womit wir wieder bei der Kurzarbeit angelangt wären.

Leichte Differenzierung an den Aktienmärkten

Kein Wunder also, dass die Achterbahnfahrt der weltweiten Aktienmärkte im Januar anhielt und der allgemeine Trend weiter nach unten zeigte. Zu den größten Verlierern zählten die Aktienmärkte in Europa, wo der DAX 9,8 und der Eurostoxx50 8,6 Prozent verlor. Die US-Börsen schnitten – zumindest aus Sicht des Euroanlegers – deutlich besser ab, wofür aber eher der starke Dollar (Plus 7,8 Prozent zum Euro) bzw. der schwache Euro als die dortigen Indexentwicklungen verantwortlich waren. So verlor der Dow Jones Industrial auf Eurobasis nur gut ein Prozent (in USD Minus 8,8 Prozent) und die Technologiebörse Nasdaq gewann sogar 5,6 Prozent (Nasdaq 100). Sehr uneinheitlich entwickelten sich die Schwellenländer-Märkte. Russland stellte unter den großen Emerging-Markets-Ländern das absolute Schlusslicht dar und verlor rund 15 Prozent in Heimatwährung und über die Rubelabwertung zusätzlich rund neun Prozent zum Euro. In Summe macht dies einen Verlust von 24 Prozent (RTS-Index) –allein im Januar! Kein Wunder, dass in Russland derzeit sämtliche Alarmglocken läuten und die Menschen bereits auf die Straßen gehen. Gegenläufig entwickelten sich die Aktienmärkte in Brasilien und China, die mit einem Anstieg von 4,7 Prozent bzw. 13,5 Prozent auf Eurobasis zu den Gewinnern weltweit zählten. Ein erstes Aufbäumen und eine gewisse Differenzierung scheint also am Aktienmarkt mittlerweile wieder stattzufinden. Positiv ist ferner, dass die Tiefstände im DAX und Eurostoxx aus dem vergangenen Jahr bisher nicht bzw. nicht nachhaltig durchbrochen wurden und damit zuletzt eine gewisse Bodenbildung – bei hoher aber nachlassender Volatilität – einher ging. In China könnten zusätzlich noch Käufe der eigenen Staatsfonds bzw. der Notenbank unterstützt haben. Auch Japans Notenbank erwägt offenbar über den Kauf von Bankaktien ein aktives Eingreifen in den Aktienmarkt.

Staatsanleihen nicht mehr um jeden Preis gefragt

Etwas Unterstützung bekam der Aktienmarkt auch von der Rentenseite. Der Bundfuture korrigierte trotz teils nervöser Aktienmärkte von 126,5 auf 122,5 Punkte relativ stark. Dies zeigt, dass Geld nicht mehr um jeden Preis in lang laufende Staatsanleihen fließt und auf dem erreichten Zinsniveau der Appetit nach diesen Papieren spürbar nachlässt bzw. größere Gewinnmitnahmen einsetzen. Die Umlaufrendite stieg dadurch wieder über die Drei-Prozentmarke. Die Befürchtung, dass die massive Ausdehnung der Staatsverschuldung zur Finanzierung der Konjunktur- und Rettungspakete langfristig nur über die Inflation abgebaut werden kann, könnten Staatsanleihen weiterhin belasten. Ein weiterer Belastungsfaktor könnte von der Währungsseite kommen: Mittlerweile sehen nicht nur Euro-Skeptiker ein gewisses Restrisiko darin, dass in Ländern wie Griechenland, Portugal, Irland, Italien oder Spanien Finanzierungsprobleme immer wahrscheinlicher werden. Nur so ist zu erklären, dass gerade der Dollar ähnlich massiv zum Euro zulegen konnte. Auch der extreme Anstieg des Goldpreises von 615 Euro pro Unze auf über 705 Euro, d.h. um 14 Prozent allein im Januar, unterstreicht den Vertrauensverlust in die Finanzsysteme im Allgemeinen und die europäische Währungsunion im Besonderen. Auf die jüngste Inflationsentwicklung kann der Goldpreisanstieg jedenfalls nicht zurückgeführt werden. Die Inflationsrate ging im Euro-Raum per Januar auf 1,1 Prozent zurück und lag damit deutlich unterhalb der mittelfristigen EZB-Zielrate von knapp zwei Prozent. Wie von EZB-Präsident Trichet bereits angedeutet, wurde der Leitzins bei der letzten EZB-Sitzung bei zwei Prozent belassen. Weshalb die EZB von dem aktuell, dank der niedrigen Inflation, vorhandenen Zinssenkungsspielraum keinen Gebrauch gemacht hat und die nächste Senkung auf März verschiebt, erschließt sich aktuell den Wenigsten. Die Aktienmärkte reagierten zunächst eher enttäuscht – viele hatten wohl doch auf eine positive Überraschung gehofft. Die Bank of England senkte jedenfalls die Zinsen erneut massiv um ein halbes auf nunmehr 1,0 Prozent und tat damit das ihr Mögliche, um die Wirtschaft anzukurbeln.

Chancen am Markt für Unternehmensanleihen

Einen kleinen Lichtblick bieten derzeit einzelne Konjunktur-Indikatoren. Der IFO-Geschäftsklimaindex, der ZEW-Indikator und auch der in den USA bedeutende ISM (Institute for Supply Management)-Index für das verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor zeigten überraschenderweise leichte Erholungstendenzen. Andererseits drohen aber gerade aus dem Finanz- und Versicherungssektor weitere Hiobsbotschaften, wie die SwissRe (Schweizer Rückversicherung) in diesen Tagen beweist. Wenn man allerdings dem Chef der Hannoverschen Rück, Wilhelm Zeller, glauben darf, drohen seinem Unternehmen keine negativen Einflüsse mehr aus der Finanzkrise. Auch die jüngsten Aussagen von Deutsche Bank Chef Josef Ackermann, dass er nicht wüsste, welche (toxischen) Wertpapiere er noch in eine Bad Bank (Auffanggesellschaft für faule Wertpapiere) einbringen sollte, würden eigentlich positiv stimmen, hätte er nicht kurz vor der Lehman-Pleite etwas voreilig das Ende der Finanzkrise herauf beschworen und die Postbank viel zu früh übernommen. Dass die Finanzmärkte noch nicht wirklich funktionieren, beweist ganz aktuell, dass eine Traditionsfirma wie Harley-Davidson sich zu 15 Prozent Zinsen frische Mittel von Warren Buffet leihen muss, weil sie von den Banken (die sich zu nahe null Prozent refinanzieren können) offenbar kein billigeres Geld bekommt. Dies zeigt aber auch die Renditechancen, die aktuell der Corporate Bond Markt (Unternehmensanleihen) bietet – freilich nicht ohne Risiko – aber mit einem ordentlichen Risiko-Ertragsverhältnis im Gegensatz zu den Staatsanleihen.

Helmut Knestel ist Fondsmanager der unabhängigen Vermögensverwaltung GECAM AG und mitverantwortlich für das Portfoliomanagement der vier GECAM Dachfonds. Sein Marktkommentar erscheint monatlich.



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