Deutscher Export wächst trotz Euro-Stärke
Nach Einschätzung der Deutschen Postbank AG werden die deutschen Exporte trotz
des starken Euro weiter zunehmen. Für das laufende Jahr rechnen die Volkswirte
der Bonner Bank mit einem Exportwachstum von rund sechs Prozent, 2009 sollen es
sogar sieben Prozent werden. "Zwar dürfte der hohe Eurokurs die Dynamik etwas
bremsen. Solange aber die Weltkonjunktur und vor allem das globale
Investitionswachstum solide bleiben, befürchten wir keinen Einbruch", sagt Dr.
Marco Bargel, der Chefvolkswirt der Postbank.
Insgesamt haben die
Wechselkurse keinen dominanten Einfluss auf die deutsche Exportwirtschaft. Das
ist erstaunlich. Denn theoretisch müsste der steigende Euro deutsche Produkte
für Kunden außerhalb der Eurozone verteuern und damit die Nachfrage drosseln.
Genau das aber lässt sich empirisch nicht belegen. Im Gegenteil: In den Jahren
1995 bis 2001, in denen die D-Mark und später der Euro gegenüber dem Dollar
kontinuierlich an Wert verloren, lag das durchschnittliche Exportwachstum bei
8,4 Prozent. Das ist nur ein Prozentpunkt über dem Durchschnitt der Jahre
2002 bis 2007, die durch eine massive Euro-Aufwertung geprägt waren. Der Export
ist also trotz der Euro-Aufwertung nahezu unvermindert weiter gewachsen.
Noch bemerkenswerter ist ein anderes Ergebnis. In sechs Jahren des
betrachteten Zeitraums notierte der Euro (respektive die D-Mark) über seinem
Durchschnittswert, der in den letzten dreizehn Jahren bei ca. 1,14 Dollar lag.
In diesen Jahren lag das durchschnittliche Wachstum der Ausfuhren bei 8,4
Prozent. In den vier Jahren, in denen der Euro (respektive die D-Mark) deutlich
niedriger bewertet wurde, stiegen sie um durchschnittlich 7,2 Prozent und in
den verbleibenden drei Jahren mit durchschnittlicher Euro-Bewertung wurde ein
mittleres Wachstum von 7,7 Prozent erreicht. Scheinbar eine verkehrte Welt!
Eine wichtige Rolle für die Resistenz der Exporte Deutschlands gegenüber
der Aufwertung des Euro in den letzten Jahren spielt die regionale Struktur des
Außenhandels: Rund 43 Prozent der Exporte gehen in die EWU-Partnerländer, 22
Prozent in die anderen EU-Länder und weitere knapp 11 Prozent in die
restlichen Länder Europas. Drei Viertel der deutschen Ausfuhren sind damit für
Europa bestimmt. Hinzu kommt, dass die deutsche Wirtschaft ihre
Wettbewerbsfähigkeit infolge gesunkener Lohnstückkosten kontinuierlich
verbessert hat.
Die Ära der Euro-Aufwertung geht nach Einschätzung von
Postbank Research ihrem Ende entgegen. Die außergewöhnlich kräftigen Kursgewinne
und vor allem die starken Kurssprünge der letzten Wochen sprechen dafür, dass
sich der Euro im finalen Stadium einer Übertreibungsphase befindet und kurz
vor einem Trendwechsel steht.
Die vollständige Studie "Postbank
Perspektiven" für den April und zurückliegende Monate finden Sie auch im
Internet unter www.postbank.de/research.
Herr Hartmut Schlegel
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