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29.08.2008 - dvb-Presseservice

Deutscher Private Equity-Markt mit deutlichem Investitionsplus im ersten Halbjahr

Im ersten Halbjahr 2008 haben die Private Equity-Gesellschaften in Deutschland so viel investiert wie nie zuvor: 3.575 Mio. € Eigenkapital flossen in deutsche Unternehmen. Der größte Teil mit 2.643 Mio. € stammt dabei von deutschen Kapitalbeteiligungsgesellschaften, das sind 43 % mehr als im Vorjahreszeitraum. Dies geht aus der heute vom Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) veröffentlichten Statistik für den deutschen Private Equity-Markt im ersten Halbjahr 2008 hervor. Die Nachfrage in Deutschland nach Private Equity ist anhaltend hoch, sowohl im Gründungs- und Technologiebereich als auch im deutschen Mittelstand. Dies dürfte dem Markt weitere Dynamik verleihen. Dagegen verlor das zuletzt starke Fundraising der deutschen Private Equity-Fonds wie erwartet an Fahrt.

Das Investitionsplus zeigt, dass Private Equity-Gesellschaften in Deutschland von den Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten und den konjunkturellen Unsicherheiten wenig betroffen sind. Sowohl im ersten als auch im zweiten Quartal lagen die Investitionen über denen des jeweiligen Vorjahresquartals. Insgesamt investierten die deutschen Beteiligungsgesellschaften 2.643 Mio. € in 544 Unternehmen, davon 2.212 Mio. € in deutsche und 431 Mio. € in ausländische Unternehmen. Erstmals ermöglicht die Umstellung der statistischen Erfassung auf die neue, pan-europäische Statistikplattform PEREP Analytics auch detaillierte Aussagen zu den hiesigen Investitionen durch Beteiligungsgesellschaften, die nicht ihren Sitz in Deutschland haben. Diese investierten zusätzlich 932 Mio. €, wodurch sich das insgesamt innerhalb Deutschlands investierte Kapital in den abgelaufenen sechs Monaten auf 3.575 Mio. € erhöht.

Das Investitionsplus gegenüber dem ersten Halbjahr des Vorjahres ist auf gestiegene Investitionen sowohl im Buy-out- (Mehrheitsbeteiligungen) als auch Venture Capital-Bereich (Wagniskapital- und Wachstumsfinanzierung) zurückzuführen. Von den Gesamtinvestitionen der deutschen Beteiligungsgesellschaften entfielen 68 % auf Buy-out-Transaktionen. Darüber hinaus flossen 20 % in Wachstumsfinanzierungen und 9 % in Seed und Start up-Engagements. Insgesamt summierten sich die Buy-out-Investitionen auf 1.796 Mio. € - rund 20 % mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Zahl der Buy-outs blieb mit 59 gegenüber 60 praktisch unverändert. Innerhalb des Venture Capital-Bereichs übertrafen Frühphaseninvestitionen mit 234 Mio. € in 297 Seed- und Start up-Unternehmen das erste Halbjahr 2007 als 179 Mio. € in 255 Unternehmen flossen.

Nachdem im Jahr 2007 zahlreiche deutsche Private Equity-Fonds neue Fonds schließen konnten, und vor allem einige große Buy-out-Fonds für das beste Fundraising-Ergebnis seit dem Jahr 2000 sorgten, folgte im ersten Halbjahr 2008 nun eine merkliche, allerdings erwartete, Abkühlung des deutschen Fundraisings. Im ersten Halbjahr flossen den heimischen Private Equity-Gesellschaften neue Mittel in Höhe von 992 Mio. € zu, davon 703 Mio. € im ersten und 289 Mio. € im zweiten Quartal. Somit halbierte sich das Fundraising im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, als insgesamt 2.044 Mio. € eingeworben werden konnten. Vor allem das Ausbleiben neuer Buy-out-Fonds sorgte für diesen Rückgang, denn anders als in den Vorjahren dominierten nicht die Buy-out-Fonds das Fundraising. Vielmehr warben Venture Capital-Fonds mit 45 % annähernd so viel neue Mittel ein wie Buy-out-Fonds, auf die 49 % des Fundraisings entfielen.

Der BVK erwartet eine weiterhin hohe Nachfrage nach Private Equity in Deutschland. Die Finanzierungsschwierigkeiten des deutschen Mittelstandes dürfte sich insbesondere aufgrund von Basel II weiter verschärfen. Die betroffenen Unternehmen werden sich deshalb verstärkt nach alternativen Finanzierungsmöglichkeiten wie Private Equity umschauen. Auch junge Technologieunternehmen sind weiterhin auf Venture Capital als Finanzierungsquelle angewiesen, da die Banken oftmals das hohe Risiko solcher Investitionen scheuen. Dies dürfte dem Markt weitere Dynamik verleihen. Weniger optimistisch ist der Blick auf das Fundraising. Die etablierten, deutschen Gesellschaften haben in der jüngsten Vergangenheit neue Fonds einwerben können und werden wohl erst 2009 wieder ins Fundraising gehen. Deshalb sind für das laufende Jahr, auch aufgrund der anhaltenden Investorenzurückhaltung, keine Impulse zu erwarten.

Trotz der starken Investitionstätigkeit liegt Deutschland im europäischen Vergleich noch weit hinten. In der größten europäische Volkswirtschaft finden - gemessen am Bruttoinlandsprodukt - weit weniger Private Equity-Investitionen statt als in Schweden, Großbritannien, Frankreich und Finnland. Grund: Die Rahmenbedingungen für heimische Private Equity-Fonds sind nach wie vor nicht optimal. Insbesondere die gesetzlichen Regelungen könnten deutlich verbessert werden. Seit 2005 wurde fast ein Drittel der neuen, deutschen Private Equity-Fonds im Ausland aufgelegt. Um den Eigenkapitalstandort Deutschland zu stärken und noch mehr deutschen Unternehmen einen Zugang zu privatem Eigenkapital zu verschaffen, müssen für die Branche international wettbewerbsfähige gesetzliche Rahmenbedingungen geschaffen werden.

Die BVK-Statistik wurde erstmals von PEREP Analytics, der neuen, pan-europäischen Statistikplattform erstellt. PEREP Analytics ist ein nicht kommerzielles Gemeinschaftsprojekt von 16 europäischen Private Equity-Verbänden mit dem Ziel der europaweit einheitlichen Erfassung und Auswertung der Private Equity-Marktdaten und wird vom europäischen Private Equity-Verband EVCA betrieben.

Die ausführliche Erläuterung der Beteiligungsmarktstatistik zum ersten Halbjahr 2008 finden Sie unter www.bvkap.de zum Download.



Frau Dörte Höppner
Tel.: +49 (0) 30 / 306982-0
Fax: +49 (0) 30 / 306982-20
E-Mail: hoeppner@bvkap.de

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