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14.06.2007 -
dvb-Presseservice
Deutschland entwickelt sich immer schneller zur Dienstleistungsgesellschaft
Seit Beginn der 90er Jahre hat sich in Westdeutschland der Strukturwandel hin zur Dienstleistungsgesellschaft beschleunigt. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie von Wissenschaftlern des RWI
Essen und der Humboldt-Universität zu Berlin. Sie zeigt außerdem, dass es für Arbeitslose schwieriger geworden ist, in ihrem angestammten Fachgebiet einen Arbeitsplatz zu finden. Zudem werden in
wachsenden Sektoren größtenteils Arbeitskräfte neu eingestellt, die zuvor nicht von den Sozialversicherungen erfasst waren.
In Westdeutschland hat sich der Strukturwandel bei
sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen seit Beginn der 90er Jahre beschleunigt. Der produzierende Sektor schrumpfte seither schneller als zuvor, während der Dienstleistungssektor
stärker wuchs. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Studie von zwei Wissenschaftlern des RWI Essen und der Humboldt-Universität zu Berlin.
Die Untersuchung beruht auf Daten aus der
IAB-Regionalstichprobe der Jahre 1975 bis 2001 des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit. Der Datensatz enthält Informationen aus Meldungen der
Arbeitgeber an die Sozialversicherungsträger und umfasst unter anderem rund 1,1 Millionen Westdeutsche, darunter keine Beamten und Selbständigen. Genauer untersucht wurden ein schrumpfender und ein
wachsender Sektor: Zum einen der Konsumgütersektor, dessen Anteil an der Beschäftigung zwischen 1975 und 2001 um 35% sank, zum anderen der Sektor „unternehmensbezogene Dienstleistungen“, dessen
Beschäftigungsanteil im gleichen Zeitraum um 75% zunahm.
Beschäftigungswachstum durch höhere Zuflüsse an Arbeitskräften
Die Studie zeigt, dass wachsende und schrumpfende
Sektoren sich bezüglich des Anteils abfließender Arbeitskräfte kaum unterscheiden, wachsende Sektoren jedoch erheblich höhere Zuflüsse an Arbeitskräften aufweisen. So verzeichnete der schrumpfende
Konsumgütersektor im Zeitraum zwischen 1981 und 2000 einen Zufluss von 18,7%, während er bei den wachsenden „unternehmensbezogenen Dienstleistungen“ 25,7% betrug. Gleichzeitig wies der schrumpfende
Sektor bei den neu eingestellten Arbeitskräften einen höheren Anteil von Personen, die zuvor Arbeitslosenunterstützung bezogen hatten, auf als der wachsende Sektor.
Insgesamt hat die
Wahrscheinlichkeit, aus Arbeitslosigkeit zurück in Beschäftigung zu kommen, abgenommen. So sank die Wahrscheinlichkeit für einen Arbeitslosen, wieder im Sektor seiner letzten Beschäftigung zu
arbeiten, von 46% in den 80er auf 30% in den 90er Jahren. Sie stieg jedoch in Zeiten der Rezession. Dies ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass der Anteil der kurzzeitig Arbeitslosen, die
wegen ihrer Qualifikation rasch eine neue Beschäftigung finden, in einer Phase des Abschwungs höher ist.
Strukturwandel wird von verschiedenen Sektoren bestimmt
Der
Blick auf einzelne Sektoren zeigt, dass keiner alleine für den beschleunigten Strukturwandel verantwortlich ist. In der ersten Hälfte der 90er Jahre bestimmte vor allem das produzierende Gewerbe das
Geschehen, während der Dienstleistungssektor nur durchschnittliche Veränderungen der Nettobeschäftigung aufwies. In der zweiten Hälfte der 90er Jahre zeigte sich das produzierende Gewerbe relativ
stabil, während bezüglich der Nettobeschäftigung die Turbulenzen im Transport- und Kommunikationssektor sowie bei den unternehmens- und haushaltsbezogenen Dienstleistungen zunahmen. Auslöser für den
beschleunigten Strukturwandel seit Beginn der 90er Jahre könnten mehrere Faktoren sein, darunter beispielsweise die deutsche Wiedervereinigung, die neue wirtschaftliche Möglichkeiten eröffnete.
Frau Sabine Weiler
Tel.: (0201) 81 49-213
Rheinisch-Westfälisches
Institut für Wirtschaftsforschung e.V.
Hohenzollernstraße 1-3
45128 Essen
http://www.rwi-essen.de/
Download
REP_07_005.pdf
(457,24 kb)
URL: www.deutsche-versicherungsboerse.de/pressespiegel/Deutschland-entwickelt-sich-immer-schneller-zur-Dienstleistungsgesellschaft-ps_5001.html