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17.10.2006 - dvb-Presseservice

"Die Allianz ist im Kern ein europäisches Unternehmen"

In einem Interview erläutert Vorstandschef Michael Diekmann die Gründe für die Umwandlung der Allianz in eine Europäische Gesellschaft (Societas Europaea oder SE). Dieser Schritt zeigt deutlich den Kulturwandel in der Allianz Gruppe. Neben klareren Strukturen sieht er auch Vorteile für Kunden.

Die Allianz wird als erstes europäisches Großunternehmen eine Europäische Aktiengesellschaft (SE). Ist das eine rein technische Maßnahme oder ein strategischer Schritt?

Diekmann: In erster Linie war die Umwandlung zur SE der wirksamste Weg, die Allianz AG mit unserer italienischen Tochtergesellschaft RAS zu verschmelzen. Durch die vollständige Integration der RAS in die Allianz vereinfachen wir unsere Unternehmensstrukturen in Europa. Damit schaffen wir günstige Voraussetzungen, um sich in Zukunft ergebende geschäftliche Möglichkeiten in Europa besser wahrnehmen zu können.

Zahlreiche Kommentatoren haben Europa als Wachstumsmarkt abgeschrieben; wieso sehen Sie das anders?

Diekmann: Die Probleme Westeuropas sind allgemein bekannt: eine alternde Bevölkerung, schwache und unterfinanzierte soziale Sicherungssysteme, hohe finanzielle Verschuldung und so fort. Aber für eine Gesellschaft wie die Allianz bieten diese strukturellen Schwächen langfristige Geschäftsmöglichkeiten. Gerade was die Vorsorgebedürfnisse der Bevölkerung im "alten Europa" angeht, ist unsere Position besonders günstig - wir verfügen hier über die notwendige Fachkompetenz in den Bereichen Versicherung, Vermögensverwaltung, Banking und Assistance.

In den neuen und künftigen EU-Mitgliedstaaten bieten sich dagegen ähnliche Chancen wie in vergleichbaren Wachstumsmärkten in anderen Teilen der Welt: Die Allianz wird von den zunehmenden Ausgaben in Gesundheit, Spareinlagen und Versicherungen profitieren.

Wird die strategische Orientierung der Allianz also mehr auf Europa abzielen?

Diekmann: Der rechtliche Schritt unterstreicht, was in unserem Tagesgeschäft bereits Realität ist: Die Allianz ist im Kern ein europäisches Unternehmen. Fast 75 Prozent unserer Einnahmen stammen aus Europa, über die Hälfte davon werden außerhalb Deutschlands erwirtschaftet. Wir beschäftigen in Europa 153.000 Mitarbeiter und bedienen mehr als 45 Millionen Kunden in 29 Ländern; wir verwalten in diesem Wirtschaftsraum eine Geldsumme von 156 Milliarden Euro für Drittkunden und zahlen über zwei Milliarden Euro an Steuern. Ein Vergleich mit 1997, als Deutschland noch 50 Prozent der Beitragseinnahmen beisteuerte, zeigt den Grad unserer Europäisierung allein in den letzten zehn Jahren.

Dieselbe Frage einmal anders gestellt: Wird die Allianz immer europäischer, anstatt ein deutsches, französisches oder italienisches Unternehmen oder aber ein wirklich internationales Unternehmen zu sein?

Diekmann: Definitiv nein! Die Allianz ist ein internationales Unternehmen und das seit vielen Jahrzehnten. Gleichzeitig wäre es völlig verfehlt, wollte man uns als "virtuelles" Unternehmen sehen, gleichsam frei im Raum schwebend und faktisch ohne historische Wurzeln in Deutschland oder in anderen Ländern.

Deutschland ist und bleibt unser wichtigster Markt, und wir wollen unsere Zentrale in Deutschland belassen, wenngleich uns die SE-Rechtslage auch andere Optionen eröffnet hätte; in gleicher Weise haben wir viele Merkmale des deutschen Rechts und der Corporate Governance bewahrt, da sie wesentlicher Bestandteil unserer Kultur und unseres kulturellen Erbes sind.

Das sichtbarste Beispiel dafür ist die Mitbestimmung. Wir meinen, dass sie ein Wettbewerbvorteil für die Allianz ist, und wir haben deshalb nie erwogen, davon abzugehen. Wir haben allerdings Größe und Struktur unseres Aufsichtsrates geändert. Nun werden Mitarbeitervertreter aus mehreren europäischen Ländern einbezogen und nicht wie früher nur aus Deutschland, und wir haben außerdem einen europäischen Betriebsrat.

Unsere Tochtergesellschaften in Frankreich, Italien und anderen Ländern behalten ihre operative Autonomie. Aber wie ich bereits sagte: Unser Heimatmarkt ist stetig über Deutschland hinaus gewachsen und umfasst nun ganz Europa.

Darüber hinaus verzeichnen wir sehr hohe Wachstumsraten in Asien-Pazifik. Auch die Märkte in Nord- und Südamerika haben für unsere Zukunft eine wesentliche Bedeutung; wir investieren deshalb nach wie vor in beiden Regionen.

Wie wird, konkret gesagt, die Bildung der SE-Aktiengesellschaft der Allianz helfen, ihre Möglichkeiten in Europa besser wahrzunehmen?

Diekmann: Vor allem nimmt die RAS-Transaktion dem Konzern viel von seinem komplexen Charakter. Ein Blick auf die Organisationsdiagramme "vorher" und "nachher" zeigt anschaulich, wie wir auf einen Schlag unsere Strukturen radikal vereinfacht und uns von unnötigen administrativen und bürokratischen Schichten befreit haben.

Nehmen wir beispielsweise unsere Tochtergesellschaften in Spanien, Portugal und der Schweiz, die bislang der RAS unterstellt waren: Künftig werden sie direkt an die Zentrale in München berichten. Unsere neue Organisationsstruktur zeichnet sich durch größere Klarheit aus, d.h. wir können schneller und besser entscheiden und unser Kapital effizienter einsetzen.

Bedeutet das eine verstärkte Zentralisierung?

Diekmann: Wir sind mehr als eine deutsche Holding mit einer Anzahl selbständiger Töchter in ganz Europa und dem Rest der Welt. Wenn wir etwas auf zentraler oder auf regionaler Ebene besser umsetzen können, sind wir gegenüber unseren Aktionären, Kunden und Mitarbeitern dazu verpflichtet.

Aber das ist nicht der Grund für die Umwandlung in eine Societas Europaea. Durch eine effektivere Zusammenarbeit als bislang können wir den Kunden bessere Produkte bereitstellen und unseren Mitarbeitern neue Möglichkeiten erschließen. Man kann diesen Schritt als Intensivierung unserer verschiedenen strategischen Initiativen betrachten - beispielsweise unseres Sustainability-Programms oder unserer Kundenfokus-Initiative -, die wir eingesetzt haben, um Best Practice quer durch die Allianz Gruppe zu nutzen. Den lokalen Gesellschaften wird mehr Einfluss in ihrer Region und auf Gruppenebene eingeräumt.

Können Sie greifbare Beispiele für die Vorteile für die Kunden und Mitarbeiter anführen?

Diekmann: Erst in der vergangenen Woche hat Allianz Global Investors eine neue Investment-Fonds-Palette für den europaweiten Vertrieb eingeführt.

Später in diesem Jahr starten wir ein neues paneuropäisches Pensionsfonds-Angebot: Ich kann zwar noch keine Details preisgeben, aber so etwas wünschen sich unsere Firmenkunden bereits seit Jahren.

Wir haben außerdem gerade eine neue Aktienindex-gebundene Lebensversicherung für die osteuropäischen Länder auf den Markt gebracht. Im weiteren, globalen Maßstab wurde eine fondsgebundene Lebensversicherung, ein Produkt der Allianz Life in den USA, in Deutschland erfolgreich eingeführt.

In einem anderen Marktsegment haben wir ein internationales Abkommen mit dem weltgrößten Spezialisten für Glasreparaturen abgeschlossen, mit dem Ergebnis, dass mehr Kunden in aller Welt ihre Windschutzscheiben günstig reparieren lassen können. Wir werden in Kürze mit einer Haustierversicherung in den Niederlanden starten, die auf einem Produkt basiert, das die Allianz in Großbritannien entwickelt hat und auch in den USA, Kanada, Japan und Irland anbietet.

Und ich muss auch die Hedging-Leistungen erwähnen, die von unserer Investmentbank Dresdner Kleinwort vielen unserer internationalen Unternehmen angeboten werden.

Wir arbeiten dafür weltweit enger zusammen und haben von Personalseite zahlreiche Initiativen gestartet, um die internationale Mobilität unserer Manager und Experten zu fördern.

War vieles hiervon nicht bereits vor der SE vorhanden?

Diekmann: Ja, die SE-Bildung ist der neueste Beweis für den breit angelegten kulturellen Wandel der Allianz Gruppe. Unsere Corporate Governance und unsere rechtliche Struktur bilden jetzt ab, was bei uns bereits Realität ist.



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