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04.09.2009 - dvb-Presseservice

Die Homogenität sinkt – die Spannung steigt

Positive Konjunkturdaten sowie technische Käufe gaben den meisten Aktienmärkten ab Mitte August massiven Rückenwind. Der DAX kam mit 5580 Punkten fast exakt an die von uns im Vormonat prognostizierte 5600er Widerstandszone heran, worauf erwartungsgemäß Gewinnmitnahmen einsetzten. Der Blick über den Globus zeigt jedoch, dass einigen Märkten bereits im August die Luft ausging. Am schwächsten tendierte der Markt in China, wo Ängste, dass die dortige Notenbank die Kreditvergabe deutlich einschränken könnte, den Shanghai-A-Index um 21,8 Prozent erleichterten. Auf Jahresbasis liegen Anleger in China mit 46,4 Prozent jedoch noch immer vorne. Im globalen Vergleich sogar auf den ersten Plätzen. Der Rücksetzer kann daher als Gewinnmitnahme oder gesunde Korrektur interpretiert werden. Andere „aufstrebende Regionen“ wie Lateinamerika oder Osteuropa wurden von der jüngsten China-Schwäche nicht mitgerissen. Im Gegenteil: Durchaus ansehnliche Monatsergebnisse entstanden an den Börsen in Ungarn (+12,2 Prozent), Russland (+4,8 Prozent), Mexico (+4,0 Prozent) und Brasilien (+3,15 Prozent). Auf Branchenebene waren wie in den Vormonaten Bank- und Finanztitel die Favoriten (DJ Stoxx Financials +11,5 Prozent), während Konsumtitel gemieden wurden (-0,2 Prozent). Bei den Banken wirkte sich die nach längerem Streit errungene Einigung zwischen UBS und US-Finanzbehörden in Sachen „Beihilfe zur Steuerhinterziehung“ positiv aus. Zudem beflügelten auch Meldungen wie jene von Commerzbankchef Blessing, dass man voraussichtlich bereits in 2010 (statt erst in 2011) die Gewinnzone erreichen werde.

Renten- und Devisenmärkte: Sturm voraus?

Der europäische Rentenmarkt tendierte im August ebenfalls fester, so dass es nicht zu nennenswerten Umschichtungen von Renten in Aktien kam. Die Umlaufrendite sank hier von 3,11 auf 3,01 Prozent. Die leicht rückläufigen Zinsen entlasten jedoch Unternehmen und Privatpersonen und könnten die Finanzierbarkeit der einen oder anderen Investition begünstigen. Von den Devisenmärkten gingen im August keine nachhaltigen Impulse aus. Der Euro kostete zwischen 1,405 und 1,445 Dollar, was für Devisenmärkte eine geringe Schwankungsbreite darstellt. Die aktuelle Langeweile am Devisenmarkt könnte jedoch die Ruhe vor dem Sturm darstellen. Denn der Dollar, wie auch der Goldpreis, befinden sich derzeit in einer technischen Dreiecks- oder Keilformation, aus der ein Ausbruch mit größeren Kursschwankungen verbunden sein könnte: Anfang September war bereits ein erster deutlicher Ausbruchsversuch beim Gold zu erkennen: Die Feinunze sprang rund 5 Prozent (von 955 auf 995 Dollar) und die Goldminenaktien (AMEX-Goldbugs-Index) gewannen binnen zwei Tagen sage und schreibe 15 Prozent an Wert – obwohl der Dollar relativ stabil um 1,43 pendelte. Hier könnte also der nächste Ausbruch bevorstehen. Denn ein steigender Goldpreis kann entweder mit einer Schwächephase des Dollars über 1,45 zusammenhängen oder aber mit einer Flucht in Sicherheit. Dann würden Dollar und Gold gleichzeitig steigen. Letzteres Szenerario (Dollaranstieg 1,40=>1,35) könnte eine Sturmwarnung für die Finanzmärkte bedeuten.

Politische Börsen mit kurzen Beinen

Für eine Dollarabschwächung spricht ferner der zum Dollar stärkere Yen, wobei der Auslöser hierfür im erdrutschartigen Wahlsieg der DPJ (Demokratische Partei Japans) über die seit Jahrzehnten regierende LDP (Liberaldemokratische Partei) zu sehen ist und somit politischer Natur war. Getreu dem Börsenspruch, dass politische Börsen kurze Beine haben, sollte der Yen-Anstieg daher nicht überbewertet werden. Auf jeden Fall sollten Dollar und Gold jedoch vorerst genau beobachtet werden. Sofern die Preise relativ stabil bleiben, werden auch die Notenbanken an ihrer Niedrigzinspolitik festhalten können. Sobald jedoch größere, kontraproduktive Eingriffe, wie Zinserhöhungen, notwendig werden, könnte dies die zarten Konjunkturtriebe schnell absterben lassen.

Noch einmal zurück zur Politik: Nach dem Wahl-Debakel bei den jüngsten, deutschen Landtagswahlen (aus Sicht der aktuellen Regierung – aber auch der Börse), wird die Bundestagswahl am 27. September ganz und gar nicht unbedeutend für das weitere relative Abschneiden des deutschen Aktienmarktes ab Oktober sein. Sollte es zu einem Rot-Roten Bündnis auf Bundesebene kommen, ist nicht ausgeschlossen, dass dies Investoren zum Kapitalabzug aus Deutschland veranlasst. Sollte es jedoch überraschenderweise zu einem wirtschaftsliberalen Bündnis aus Schwarz-Gelb kommen, ist ein positiver Effekt auf den ansonsten von wenig Eigenleben gekennzeichneten DAX möglich.

Ebenfalls vom Ausgang der Bundestagswahl ist abhängig, welche Maßnahmen die jeweilige Regierung zur Konjunkturförderung einsetzen wird. Ob die 1,4 Mio. Kurzarbeiter demnächst arbeitslos werden oder ob am inoffiziellen Beschäftigungspakt mit der Regierung festgehalten wird. Die Arbeitsmarktentwicklung beeinflusst letztlich auch das Verbrauchervertrauen. Befürchten die Marktteilnehmer ein Ausbleiben des Weihnachtsgeschäftes werden die Börsen bereits in den Monaten zuvor wenig Freude bereiten.
Spannend für die Entwicklung an den Börsen ist zudem die Frage, ob es eine „Abwrackprämie 2.0“ geben wird. Schließlich bestand der deutsche Autoabsatzmarkt vor der Finanz- und Wirtschaftskrise – grob überschlagen – zu zwei Drittel aus Geschäftswagen und zu einem Drittel aus Privatfahrzeugen. Durch die Abwrackprämie wurde dieses Verhältnis kurzzeitig umgedreht und damit der massive Einbruch auf der gewerblichen Seite vorübergehend kompensiert. Es scheint nicht realistisch, dass sich die Situation und Investitionsbereitschaft in den Unternehmen nun so weit gebessert hat, dass der gewerbliche Markt die Abwrackprämie kompensieren kann.

Die entscheidenden Fragen

Zusammenfassend bleibt daher festzuhalten, dass es für die Börsen hierzulande in den nächsten Monaten folgende spannende Themen gibt:

1) Dollar- und Goldpreis: Was wird passieren? Ein steigender Euro wäre schlecht für unsere Exporte, ein steigender Dollar begleitet von steigendem Gold könnte eine Sturmwarnung für die Finanzmärkte bedeuten. Beides ist aktuell möglich.

2) Bundestagswahl: Welche Außenwirkung wird das Ergebnis haben? (Gespenst Rot-Rot?)

3) „Abwrackprämie 2.0“ und Kurzarbeiter: Welche Konjunkturmaßnahmen initiiert die neue Regierung?

4) Weihnachtsgeschäft: Wie werden sich Arbeitsmarkt und Verbrauchervertrauen entwickeln?

5) Notenbankenpolitik: Werden Zinserhöhungen nötig?

Letztlich muss klar sein, dass sich alle Konjunkturindikatoren (Arbeitsmarkt, Einkaufsmanagerindex, ifo-Geschäftsklima, Absatz- und Preisentwicklung am Privat- und Gewerbeimmobilienmarkt, Privatkonsum) zuletzt nur dank der Liquiditätsspritzen von Staat und Notenbanken stabilisiert haben. Diese Töpfe sind zunehmend ausgeschöpft und weiteres Pulver kaum noch vorhanden. Der globale Wettbewerb und der Margendruck werden weiter zunehmen, was die rückläufigen Einfuhr- und Erzeugerpreise schon jetzt belegen. Nach welchem Rezept daraus resultierende geringeren Steuereinnahme und höhere Staatsschulden vermieden und gleichzeitig die Wirtschaft weiter stimuliert werden soll, bleibt abzuwarten. Aber es gilt weiterhin: die Hausse nährt die Hause, die Baisse die Baisse. Und im Moment befinden wir uns irgendwo dazwischen. Vielleicht zieht sich der Markt ja selbst aus dem Schlamassel.

Helmut Knestel ist Fondsmanager des unabhängigen Finanzdienstleisters GECAM AG und mitverantwortlich für das Portfoliomanagement der vier GECAM Dachfonds. Sein Marktkommentar erscheint monatlich.



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