Drohen ab Januar neue Lieferengpässe in den Apotheken?
Mitte November wird die AOK bekannt geben, mit welchen Generikaherstellern sie
Rabattverträge für die Jahre 2009 und 2010 abschließen wird. Insgesamt hat sie
64 Wirkstoffe mit einem Gesamtumsatzvolumen von 2,3 Milliarden Euro
(Apothekenverkaufspreis) ausgeschrieben. Sechs Wochen vor Jahresende werden
damit 320 neue Rabattverträge abgeschlossen, die zum 1. Januar 2009 in Kraft
treten sollen. 2009 und 2010 versorgt in den fünf Regionen, die die AOK gebildet
hat, jeweils nur noch ein pharmazeutisches Unternehmen die AOK-Versicherten mit
den ausgeschriebenen Wirkstoffen. Zu den betroffenen Substanzen gehören alle
generischen "Blockbuster" gegen die chronischen Volkskrankheiten wie Diabetes
mellitus, Bluthochdruck und koronare Herzerkrankungen.
"Es ist bereits
jetzt absehbar, dass diese neue Rabattstrategie der AOK weit reichende
Konsequenzen haben wird. Eine davon besteht darin, dass angesichts der extrem
kurzen Vorlaufzeit anfängliche Lieferengpässe vorprogrammiert sind", warnte
Peter Schmidt, Geschäftsführer des Branchenverbandes Pro Generika. Er forderte
daher die AOK dazu auf, dieser Gefahr rechtzeitig vorzubeugen und notfalls
Übergangsfristen zu vereinbaren, in denen die AOK-Versicherten weiterhin ihr
gewohntes Arzneimittel erhalten.
Unabhängig davon empfiehlt der Pro
Generika-Geschäftsführer allen Patienten, in den ersten Wochen des neuen Jahres
längere Wartezeiten in den Apotheken einzuplanen. "Ab 1. Januar werden viele
AOK-Versicherte - wieder einmal - neue Medikamente bekommen. Auf die Apotheken
wartet damit erneut die Aufgabe, im großen Stil verunsicherte Patienten zu
informieren und verärgerte Kunden zu beruhigen. In jedem Fall kommt erhebliche
Mehrarbeit auf die Apothekerinnen und Apotheker sowie ihre Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter zu. Ihre hohe soziale Kompetenz wird damit schon wieder auf eine
harte Probe gestellt. Die Apothekenteams werden alle Hände voll zu tun haben, um
ihren Kunden zu verdeutlichen, dass sie gesetzlich verpflichtet sind, bei den
Wirkstoffen mit Rabattverträgen nur die Arzneimittel abzugeben, für die
entsprechende Vereinbarungen getroffen wurden, wenn die allgemeinen
Voraussetzungen für eine Substitution erfüllt sind und der Arzt die Ersetzung
nicht ausgeschlossen hat. Ohne die enorme Beratungsleistung der Apothekenteams
wäre die Umstellung - und damit auch die Erfüllung der gesamten Rabattverträge -
überhaupt nicht leistbar", betonte Schmidt.
Mehrbelastungen kommen auf
die Apotheken aber auch in Zusammenhang mit ihrer Lagerhaltung zu. So müssen sie
ihr Warenlager zielgenau zum 1. Januar von den bisherigen
Rabattvertragsarzneimitteln auf die Produkte umstellen, für die die neuen
Vereinbarungen getroffen wurden. Besonders betroffen sind darüber hinaus
Apotheken in Urlaubsregionen. Denn zu deren Kunden gehören in der Regel
Patienten aus ganz Deutschland. Da die AOK aber für ihre Ausschreibung die
Bundesrepublik in fünf Gebietslose aufgeteilt hat, für die jeweils unabhängig
voneinander Zuschläge erteilt werden, müssen diese Apotheken ihr Warenlager ganz
erheblich ausweiten. "Es ist eine Frage der Redlichkeit, dass die AOK auch die
daraus entstehenden Zusatzkosten in die volkswirtschaftliche Gesamtbetrachtung
ihrer Rabattverträge einfließen lässt", erklärte Schmidt.
Herr Peter Schmidt
Geschäftsführer
Tel.: (030) 81 61 60 9-10
E-Mail: info@progenerika.de
Pro Generika e.V.
Unter den Linden 32-34
10117 Berlin
www.progenerika.de