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24.01.2007 - dvb-Presseservice

Finanzlage deutscher Krankenhäuser: Spreu trennt sich vom Weizen

Trotz leicht verbesserter Finanzlage ist im deutschen Krankenhaussektor weiterhin viel zu tun. Zu diesem Fazit kommt der „Krankenhaus Rating Report 2007“ von RWI Essen, ADMED GmbH und der Institute for Health Care Business GmbH. Demnach wären ohne Gegenmaßnahmen bis zum Jahr 2020 voraussichtlich mehr als 40% der deutschen Krankenhäuser von der Insolvenz bedroht. Verhindert werden könnte dies zum einen durch weitere Kostensenkungen, zum anderen durch mehr marktwirtschaftliche Elemente im Krankenhaussektor. Dies könnte allerdings dazu führen, dass bis zum Jahr 2020 jedes fünfte Krankenhaus schließen muss.

Zwar haben sich die Finanzkennzahlen des deutschen Krankenhaussektors in den vergangenen Jahren leicht verbessert. Die aktuelle wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser ist jedoch weiterhin recht heterogen. Damit die Lage zumindest stabil bleibt, sind fortwährende Anstrengungen nötig. Dies ist eines der Ergebnisse des „Krankenhaus Rating Reports 2007“, den das RWI Essen, die Healthcare-Unternehmensberatung ADMED GmbH und das Institute for Health Care Business GmbH (HCB) erstellt haben. Hierzu wurden die Jahresabschlüsse von knapp 600 deutschen Krankenhäusern ausgewertet.

Wie die Studie zeigt, befinden sich zur Zeit 66% der untersuchten Krankenhäuser finanziell im sicheren „grünen“, 15% im „gelben“ und 19% im gefährdeten „roten“ Bereich. In den nächsten Jahren kommen auf den Krankenhaussektor jedoch viele Änderungen zu. Beispielsweise wird voraussichtlich die Anzahl ambulanter Operationen zunehmen, die Verweildauer der Patienten sinken und die öffentliche Förderung zurückgehen. Diese und weitere Faktoren würden dazu führen, dass ohne gegensteuernde Maßnahmen bis zum Jahr 2020 nur noch rund 50% der Krankenhäuser im „grünen“, rund 7% im „gelben“ und 44% im „roten“ Bereich lägen und damit einer erhöhten Insolvenzgefahr ausgesetzt wären.

Weitere Kostensenkungen und Marktbereinigung sind nötig

Es ist jedoch anzunehmen, dass die Krankenhäuser aktiv gegensteuern werden, um diese Entwicklung zu vermeiden. So könnte beispielsweise der derzeitige Status gehalten werden, wenn die Häuser im gelben Bereich in den kommenden sechs Jahren ihre Kosten um 0,2% senken würden. Die Krankenhäuser im roten Bereich müssten ihre Kosten hierzu zwischen 0,3 und 2% verringern.

Auch eine Marktbereinigung würde die Situation des Krankenhausbereichs verbessern. Beispielsweise könnten bis zum Jahr 2020 jährlich die 1,5% der Krankenhäuser mit dem jeweils schlechtesten Rating schließen, insgesamt also fast 22%. Als Folge würden die verbleibenden rentablen Krankenhäuser besser ausgelastet und die Überkapazitäten an Krankenhausbetten abgebaut. Diese liegen aktuell bundesweit zwischen 5 und 7% und würden sonst bis 2020 wohl bei 35 bis 40% liegen. Sie fallen allerdings regional deutlich unterschiedlich aus. Von einer solchen Marktbereinigung bis 2020 werden voraussichtlich überproportional viele große, öffentlich-rechtliche und akademische Lehrkrankenhäuser betroffen sein. Insgesamt wird sich die Trägerstruktur, auch durch Fusionen und Privatisierungen, zusätzlich in Richtung privater Trägerschaft verschieben.

Deutscher Krankenhaussektor braucht mehr Marktwirtschaft

Um die Zukunft des deutschen Krankenhaussektors zu sichern, sollten nach den Ergebnissen des „Krankenhaus Rating Reports 2007“ mehr marktwirtschaftliche Elemente im Krankenhaussektor zugelassen werden. Neben der Marktbereinigung könnten mehr Freiheiten für den Beitragszahler dafür sorgen, dass die Gesundheitswirtschaft sich stärker als bisher entfalten kann. Eine Möglichkeit hierzu wäre eine Basisversorgung für die gesamte Bevölkerung, die weniger Leistungen als die derzeitige gesetzliche Krankenversicherung umfasst. Diese könnte durch einen Markt für private Zusatzversicherungen oder Selbstzahler ergänzt werden



Pressestelle RWI Essen
Frau Sabine Weiler
Tel.: (0201) 81 49-213
E-Mail: weiler@rwi-essen.de

Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V. (RWI)
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