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21.12.2006 - dvb-Presseservice

Gefährlicher Spartrend – Marsh-Studie „Limits of Liability 2006”

  • Weiter geringe Haftpflichtdeckung bei deutschen Unternehmen
  • Europaweit weicher Markt bei leicht steigenden Deckungssummen
  • Trend zu steigenden Haftpflichtschäden in der EU
 

Frankfurt, 20. Dezember 2006 Wegen starker Konkurrenz der Versicherer untereinander sank das Prämienniveau in Deutschland. Trotzdem liegt die durchschnittliche Haftpflichtdeckung deutscher Unternehmen auch im Jahr 2006 deutlich unter der des europäischen Wettbewerbs. Gleichzeitig zeigt der Schadentrend in der EU und weltweit seit Jahrzehnten kontinuierlich nach oben. In Europa lag die Haftpflichtdeckungssumme derjenigen Unternehmen, die in der Vergangenheit größere Haftpflichtschäden zu verzeichnen hatten, um mehr als das Siebenfache über dem allgemeinen Durchschnitt. Die weltweite Marsh-Studie „Limits of Liability“ untersucht Deckungssummen, Prämien und Trends industrieller Haftpflichtversicherungen.

Deutsche Unternehmen haben im abgelaufenen Jahr besonders stark an ihrer Haftpflichtdeckung gespart. Betrug die durchschnittlich versicherte Haftpflichtsumme der in der Studie untersuchten Unternehmen in Deutschland 2005 noch 33 Millionen Euro, so sank sie in diesem Jahr um 12 Prozent auf 29 Millionen Euro. Gleichzeitig fielen die Haftpflichtprämien, abhängig von der individuellen Risikosituation, in Deutschland um bis zu 21 Prozent, von 20.308 Euro je Million Deckungssumme im Jahr 2005 auf 16.062 Euro im Jahr 2006. 

„Die im europäischen Vergleich niedrigen Deckungssummen deutscher Unternehmen zeigen einen gefährlichen Spartrend und eine Risikoeinschätzung, die hinterfragt werden sollte“, so Dr. Georg Bräuchle, COO und Mitglied der Zentralen Geschäftsleitung bei Marsh. „Denn die Haftungsrisiken steigen weiter.“ Wie sehr sich die Einschätzung der Haftungsrisiken bei betroffenen Unternehmen ändert, zeigt der enorme Unterschied in der eingekauften Haftungsdeckung zwischen Firmen mit Schadenhistorie und denen ohne: In den USA kauften Unternehmen, die in den letzten fünf Jahren große Haftpflichtschäden erlitten hatten, eine vierfach höhere Deckung ein, als Unternehmen ohne größere Schäden. In Europa betrug dieses Verhältnis sogar sieben zu eins.

Haftpflichtkosten in Gesamteuropa weiter gesunken

In Europa sank das Prämienniveau 2006 um 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr, von 13.494 Euro pro Million Deckungssumme auf 11.342 Euro. Die Deckungssummen sanken in diesem Zeitraum um 9 Prozent. Die Kosten für Haftpflichtversicherungen verringerten sich europaweit um 20 Prozent, von 0,51 Euro pro 1.000 Euro Umsatz im Jahr 2005 auf 0,41 Euro 2006. Mitteleuropäische Unternehmen mit Engagement in den USA zahlten
eine durchschnittlich mehr als doppelt so hohe Prämie pro Million Deckungssumme als Unternehmen ohne US-Präsenz (19.248 gegenüber 8.659 Euro). Zudem kauften diese Unternehmen eine achtmal höhere Deckungssumme ein: Durchschnittlich betrug sie 128 Millionen Euro bei den Unternehmen mit Engagement in den USA, gegenüber 15 Millionen bei nicht in den USA tätigen Unternehmen. Gegenüber dem Vorjahr verringerten die in den USA tätigen europäischen Unternehmen ihre Haftpflichtdeckung jedoch deutlich.

 

Europaweiter Trend zu mehr Haftpflichtschäden

Seit der ersten Datenerfassung im Jahr 2004 stieg die Zahl der Produktrückrufe in der EU drastisch, von durchschnittlich sechs pro Woche im Jahr 2004 auf 14 pro Woche im Jahr 2005. Praktisch alle Arten von Konsumgütern sind das Thema ausführlicher Debatten und aufsichtsrechtlicher Initiativen. Typische Beispiele dafür sind Lebensmittel, Chemikalien, Medikamente, Mobiltelefone und andere im privaten Bereich eingesetzte Technologien, Transportmittel und Autos. Die zwei größten Fälle betrafen die Lebensmittelindustrie. In britischen Erfrischungsgetränken wurde der von der Weltgesundheitsorganisation als zulässig festgelegte Richtwert für Benzol überschritten und in belgischem Schweinefett wurde Dioxin nachgewiesen. Zunehmend gibt es in sensiblen Bereichen einen Trend zu vorbeugenden Rückrufen, wie etwa in Großbritannien im Jahr 2005, als 100.000 Dosen des Softgetränks Tango zurückgerufen wurden, weil die Verpackung eventuell hätte platzen können.

Auch die Möglichkeit zu Sammelklagen steigt in ganz Europa erheblich, unterstützt durch zahlreiche Gesetze – Beispiele sind Bürgerklagen gegen Umweltbelästigungen in Großbritannien oder Aktionärsklagen in Deutschland. Europaweit zunehmend ist auch der Trend zu Berufshaftpflichtklagen. In den letzten Jahren gab es vor allem in Skandinavien Aufsehen erregende Urteile gegen Buchprüfungsunternehmen und Anwaltskanzleien. Durch die kontinuierliche Entwicklung zur Dienstleistungsgesellschaft werden immer mehr Unternehmen und Einzelpersonen Berufshaftungsrisiken ausgesetzt sein.

 

Die Studie

Im Rahmen der Studie „Limits of Liability 2006“ befragte Marsh weltweit 7.200 Unternehmen zu ihren Produkthaftpflicht- und allgemeinen Haftpflichtversicherungsprogrammen. Der Fokus der jährlich durchgeführten Studie liegt auf den eingekauften Deckungsumfängen und -summen sowie den dafür gezahlten Prämien. Die Auswertung erfolgt nach Ländern, Regionen und Branchen.

 

Die Studie liefert damit qualitative und quantitative Benchmark-Daten, die Risikomanagern Auskunft über ihr relatives Absicherungsniveau und die dafür gezahlten Preise geben.

 

Die „Limits of Liability“ enthält zudem:

  • eine Zusammenfassung der weltweiten Haftpflichtschadentrends
  • die 66 teuersten Urteile des Jahres
  • den aktualisierten „Industry Loss Report“ von XL Insurance mit den größten Haftpflichtschäden der letzten 20 Jahre

Bei Interesse vermitteln wir Ihnen gerne ein Interview oder weitere Informationen zu diesem Thema.



Leiterin Unternehmenskommunikation
Frau Katja Kamphans
Tel.: 069/6676-624
Fax: 069/6676-625
E-Mail: Katja.Kamphans@marsh.com

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