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02.01.2008 - dvb-Presseservice

Gemeinsam gegen den medizinischen Versorgungsmangel

Bestehende Strukturen stärken statt weiteres Modellprojekt "mobile Praxisassistentin"

Nun steht es fest: Trotz der Modellprojekte in einigen anderen ostdeutschen Bundesländern legt Sachsen-Anhalt ein weiteres, vorerst auf drei Jahre begrenztes und aus Landesmitteln zu erforschendes Projekt - mobile Praxisassistentin - auf. Ziel soll es sein, einigen ausgewählten älteren Menschen ab 65 Jahren ein aufsuchendes, hausarztentlastendes Leistungsangebot zu machen. Der Hausarzt soll in drei Modellregionen Leistungen für diese Patienten - vorausgesetzt sie sind chronisch krank und bedürfen einer dauerhaften ärztlichen Behandlung - an seine Arzt- oder Sprechstundenhelferinnen zu Lasten der AOK delegieren können.

Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e. V. (bpa), der mehr als 5.300 private Pflegeeinrichtungen vertritt, begrüßt nachdrücklich, dass die Leistungen für chronisch kranke alte Menschen verbessert werden sollen. Aber warum ein weiterer Modellversuch für eine kleine Patientengruppe? Dass immobile ältere Menschen in ihrer Häuslichkeit medizinisch und pflegerisch versorgt werden müssen, weil sie den beschwerlichen Weg zum Arzt nicht mehr schaffen, ist bekannt. Dass der Bevölkerungsanteil der alten Menschen zunimmt und immer mehr dieser Mitbürger auf medizinische und pflegerische Hilfe angewiesen sind, war ursächlich für den flächendeckenden Aufbau von Pflegediensten. Diese Pflegedienste mit ihren examinierten Pflegekräften haben bisher die Behandlungspflege auf Verordnung des Hausarztes wahrgenommen. Jetzt werden zusätzliche Doppelstrukturen mit ärztlichen Helferinnen aufgebaut. Der bpa plädiert dafür, Pflegedienste einzubeziehen, um deren fachliche Ressourcen und deren hohes soziales Engagement zu nutzen.

Viele der heute in Pflegediensten Beschäftigten waren bis 1990 als Gemeindeschwestern tätig. "Ehemalige Gemeindeschwestern gründeten damals eigene Pflegedienste. Damit schaffen sie nicht nur Arbeitsplätze auch in strukturschwachen Regionen, sondern versorgen in Zusammenarbeit mit den Hausärzten an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr kranke und hilfebedürftige Menschen. Was wird aus diesen engagierten Fachkräften, die eine häusliche Versorgungsstruktur für kranke und alte Menschen aufgebaut haben, falls das Modelprojekt Schule macht?", kommentiert Stephan Richter, stellvertretender Landesvorsitzender des bpa in
Sachsen-Anhalt.

"Warum werden jetzt neue Parallelstrukturen mit Praxisassistentinnen, die in 160 Stunden qualifiziert werden, aufgebaut? Durch das Engagement der Pflegedienste sind bewährte und gewachsene Angebote bereits jetzt vorhanden", so Richter weiter. "Aufgaben wie das Überwachen des Blutdrucks, die die "Mobilen Praxisassistentinnen" übernehmen sollen, erbringen ambulante Pflegedienste bereits seit vielen Jahren zuverlässig mit hoch qualifizierten Pflegeteams. Die dafür notwendige Zusammenarbeit mit den Hausärzten hat sich während dieser Zeit sehr gut entwickelt und bewährt."

Das Leistungsspektrum ambulanter Pflegedienste umfasst neben der Grund- und Behandlungspflege die soziale Betreuung, die Pflegeberatung sowie die Überleitungspflege bis hin zur Unterstützung bei der Hilfsmittelversorgung und Maßnahmen der Gesundheitsvorsorge wie z.B. Ernährungsberatung und Sturzprophylaxe.

"Der drohenden medizinisch-pflegerischen Unterversorgung in ländlichen Regionen müssen wir eine Vertiefung der Kooperation zwischen Ärzten und Pflegediensten entgegensetzen. Die vorhandenen Ressourcen müssen gestärkt und ausgebaut werden. Die Krankenschwestern der Pflegedienste übernehmen die ärztliche Entlastung bereits heute. Sie führen die Behandlungspflege durch, für die sie ausgebildet sind, und sie sind bei den immobilen chronisch kranken älteren Menschen häufig bereits im Einsatz. Daher wäre ein Modellversuch, der an diesen bestehenden und bewährten Strukturen ansetzt und aufzeigt wie diese zum Wohle der älteren Menschen ausgebaut und effizienter werden können, dringend erforderlich." so Stephan Richter abschließend.



Herr Daniel Heyer
Landesbeauftragter
Tel.: 03 91 / 5 31 12
E-Mail: presse@bpa.de

bpa - Bundesverband
privater Anbieter sozialer Dienste e.V.
Hannoversche Straße 19
10115 Berlin
http://www.bpa.de

URL: www.deutsche-versicherungsboerse.de/pressespiegel/Gemeinsam-gegen-den-medizinischen-Versorgungsmangel-ps_7204.html