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04.01.2010 - dvb-Presseservice

Gesundheitsvision 2010: alte Ärzte in heruntergekommenen Krankenhäusern

Das Gesundheitskostenplakat offenbart Probleme im Gesundheitswesen

Mehr als die Hälfte der gesamten Gesundheitskosten werden für Ärzte und Arzneimittel ausgegeben, informiert Medizinjournalist Sven-David Müller vom Gesundheitsportal www.imedo.de. Das deckt die zweite, jetzt erschienene, Auflage des Gesundheitskostenplakates auf, das von der Medizinredaktion der imedo GmbH herausgebracht wird. Das Gesundheitskostenplakat richtet sich an Menschen, die sich für Gesundheitskosten und das Gesundheitswesen interessieren und gehört nicht nur zur Standardausstattung von Krankenkassen und Gesundheitsministerien auf Landes- und Bundesebene. Der Berliner Wissenschaftsverlag Dr. Köster verlegt das Gesundheitskostenplakat und das begleitende Booklet. Der Gesundheitsreformer Dr. med. Ellis Huber unterstützte die Aktivitäten der imedo Medizinredaktion schon beim ersten Gesundheitskostenplakat.

Das Gesundheitskostenplakat bietet die notwendige Transparenz über die Kostenströme im Gesundheitswesen. Es macht deutlich, wie sich die Gesamtausgaben in diesem Bereich verteilen. Demnach stiegen im Jahr 2008 die Gesundheitsausgaben insgesamt um drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 253 Milliarden Euro. Die größten „Kostenfresser“ sind Waren, wozu Arzneimittel, Hilfsmittel wie Prothesen und Zahnersatz gehören, mit 69,3 Milliarden Euro und ärztliche Leistungen mit 68,9 Milliarden Euro. Damit stiegen diese Kosten sogar um fünf und dreieinhalb Prozent. Die Ausgaben für Zahnersatz sind mit 5,2 Prozent deutlich gestiegen, machen insgesamt aber „nur“ 5,8 Milliarden Euro aus.

Ein positiver Trend zeigt sich in der Prävention: die Ausgaben hierfür sind insgesamt um fast acht Prozent gestiegen. Für die Gesundheitsförderung, die durch Aufklärung über Krankheiten den Gesundheitszustand der Bevölkerung verbessern soll, wurde sogar 15,5 Prozent mehr Geld ausgegeben. Fraglich ist allerdings, so Müller, ob dieses Geld in Broschüren und Werbespots richtig angelegt ist. Sinnvoller wäre es, davon Bewegungstherapeuten, Diätassistenten sowie psychologische und pädagogische Berater zu bezahlen. Das bisherige Ausgabevolumen würde ausreichen, 100.000 Beratungskräfte zu beschäftigen und das brächte mehr als Plakate, Broschüren und TV-Spots, macht Sven-David Müller deutlich.

Erschreckend ist der gewaltige Rückgang der Ausgaben für die Früherkennung von Krankheiten wie Krebsvorsorgeuntersuchungen um 7,7 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro. Für keinen anderen Bereich sanken die Ausgaben so deutlich. Lediglich die Investitionen für Krankenhäuser, Forschung und Ausbildung sind überhaupt noch zurückgegangen. Patienten müssen zukünftig mit immer älteren Ärzten in schlecht ausgestatteten Krankenhäusern rechnen, die kaum Früherkennung leisten dürfen. Seit 1995 ist das Durchschnittsalter der Kassenärzte von 47,6 auf 51,4 Jahre gestiegen.

Aber das Gesundheitskostenplakat räumt auch mit Vorurteilen auf: So ist ersichtlich, dass die Höhe und der Anstieg der Verwaltungskosten der Krankenkassen allgemein überschätzt werden. Sie stiegen um nur 0,7 Prozent, was im Vergleich zu anderen Kostenfaktoren geradezu vernachlässigbar ist. Die gesetzlichen Krankenkassen decken 58 Prozent der Ausgaben im Gesundheitswesen, die privaten gerade einmal 9 Prozent. Der Rest der Gesundheitskosten verteilt sich auf Rentenversicherung, Unfallversicherung, Arbeitgeber, Öffentliche Haushalte, Pflegeversicherung und private Haushalte, die nur 4 Prozent ihres privaten Konsums für Gesundheit ausgegeben haben.

Wie aus dem imedo-Gesundheitskostenplakat hervorgeht, sind sieben der zehn meist verkauften Arzneimittel in Deutschland Schmerzmittel. Es kommt zu einem regelrechten Schmerzmittelmissbrauch. Dr. med. Siegfried Spernau, Facharzt für Allgemeinmedizin mit Schwerpunkt Schmerztherapie, nennt ein Beispiel: wenn ein Patient mit einem Hexenschuss sechs Wochen auf einen Termin bei einem Facharzt warten muss, versucht er, die Zeit mit frei verkäuflichen Schmerztabletten zu überbrücken. Die Schmerzmittel schlagen an, die Schmerzen gehen zurück und der Patient geht unter Umständen gar nicht mehr zum Arzt, sondern behandelt sich selbst weiterhin mit Arzneimitteln. So werden die Patienten chronisch krank, weil sie nicht behandelt werden. Das sei „unterlassene Hilfeleistung“, prangert Doktor Spernau an. Um dem Missbrauch Einhalt zu gebieten, müssen Schmerzmittel verschreibungspflichtig werden.

Doktor Huber, langjähriger Präsident der Berliner Ärztekammer möchte ein neues Konzept umsetzen: seine Idee der „Driving Doctors“ (Fahrende Ärzte) soll jungen Ärzten die Möglichkeit geben, in der Stadt zu wohnen, aber auf dem Lande zu arbeiten. Dabei fahren die Mediziner mit dem Auto, ausgerüstet mit neuester Kommunikationstechnologie und in Zusammenarbeit mit einem zentralen Kompetenzzentrum, in strukturschwache Gebiete. So könnte nicht nur Medizinabsolventen ein Anreiz gegeben werden, in Deutschland als Arzt zu arbeiten, sondern auch die medizinische Versorgung in ländlichen Regionen gewährleistet werden, ist sich Huber sicher.



Herr Sven-David Müller
Medizinjournalist
Tel.: 030 - 688 316-452
E-Mail: sven.mueller@imedo.de

imedo GmbH
Karl-Liebknecht-Straße 5
10178 Berlin
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