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30.06.2008 - dvb-Presseservice

Haben politische Börsen noch kurze Beine?

Russland verdeutlicht Machtstellung

Mit dem in der vergangenen Woche verhängten Importverbot für Fleisch aus Europa machten die Russen ihre derzeitige Machtstellung im Vorfeld des EU-Russlandgipfels ein weiteres Mal sehr deutlich. Nachdem Moskau bereits in der Vergangenheit den Nachbarn immer wieder den Gashahn zugedreht hat, scheint man sich aktuell auch den Agrar- und Lebensmittelsektor vorzuknöpfen. Zuvor wurden die Westkonzerne BP und Shell aus den sehr bedeutenden Erdgasprojekten Sachalin und Kowykta gedrängt und Lufthansa-Cargo sollte mit Überflugverboten erpresst werden, sein Drehkreuz von Kasachstan nach Sibirien zu verlegen.

Zur politischen Wankelmütigkeit Russlands gesellen sich unheilige Allianzen zu vielen ähnlich tickenden Ölländern wie Iran und Venezuela. Druckmittel auf wirtschaftlicher Ebene fehlen gegen diese Nicht-WTO-Mitglieder weitgehend, und wie weit politischer Druck zum Erfolg führt, zeigt aktuell das Beispiel Iran. Nicht umsonst erzitterten die Börsen am vergangenen Mittwoch, als Gerüchte über einen Anschlag auf eine iranische Atomanlage die Runde machten. Die Importeure von Öl verlieren also aktuell nicht nur massiv Geld, sondern auch Macht. Inwieweit diese von dem einen oder anderen Land missbraucht wird, ist schwer zu sagen.

Im Vergleich zur Asien-Russlandkrise vor zehn Jahren sitzen diese Länder derzeit am deutlich längeren Hebel, woran sich aufgrund des Anstiegs der globalen Nachfrage durch China & Co so schnell auch nichts ändern wird. Unter dem Aspekt, dass Wirtschaft auch „Krieg mit anderen Mitteln“ sein kann, scheint zumindest fraglich, ob politische Börsen weiterhin so kurze Beine wie in der Vergangenheit haben.

Wohin mit dem Geld?

Das einzig Positive an dieser Situation scheint fast, dass die Ölländer ihre Petro-Dollars irgendwo reinvestieren müssen. Russland sitzt voraussichtlich bis Ende diesen Jahres auf 600 Milliarden Petro-Dollars und in die Kasse Saudi-Arabiens spült das Öl gut 400 Milliarden, pro Jahr versteht sich. Auch die (bis zuletzt noch) boomenden Emerging Market Staaten wie China haben ähnlichen „Anlagenotstand“. Insgesamt belaufen sich die Devisenreserven dieser Staaten auf rund drei Billionen Dollar.

Dass der durch die Finanzkrise bedingte Kapitalnotstand bei vielen Großbanken so glimpflich ablief, haben wir nicht zuletzt dem zum Teil beherzten Eingreifen dieser Staatsfonds zu verdanken. Jüngstes Beispiel ist die Barclays Bank, die vergangene Woche bekannt gab, ihr Kapital um 4,5 Milliarden Pfund u.a. mit Geldern aus Katar, China und Japan aufzustocken. Auch gut aufgestellte Großkonzerne sowie Mittelständler, die den Geschmack (Luxus, Autos etc.) und Bedarf (Bau, Energie, Infrastruktur) dieser Staaten kennen und treffen, dürften sich weiterhin über gute Auftragslagen aus diesen Ländern erfreuen. Zweigniederlassungen dort sind jedoch - wie eingangs erwähnt - mit erheblichen politischen Risiken verbunden.

Inflationsrisiken – Notenbanken in der Pflicht

Hinzu kommen für uns die ebenfalls aus den hohen Energie- und Rohstoffpreisen resultierenden Inflationsrisiken, die sich als weitaus hartnäckiger erweisen, als es die Notenbanken bisher zugeben möchten. Die US-Notenbank beließ am 25.06. den Zinssatz bei zwei Prozent mit der Argumentation, dass sich die Inflation wegen der mäßig laufenden Wirtschaft wieder beruhigen werde. Die EZB wird kommenden Donnerstag die Zinsen aller Voraussicht nach um 0,25 Prozent erhöhen und damit ihrer Pflicht zur Erhaltung des Geldwertes besser nachkommen.

Alles in allem zeigt sich am Finanzmarkt also ein sehr gemischtes Bild, wobei es für Langfristanleger nach wie vor kaum eine Alternative zur Aktie gibt.

Helmut Knestel ist Fondsmanager der unabhängigen Vermögensverwaltung GECAM AG und mitverantwortlich für das Portfoliomanagement der fünf GECAM Dachfonds. Sein Marktkommentar erscheint monatlich.



Frau Dana Garbe
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Über die German Capital Management AG (GECAM AG)
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