Anzeige
29.10.2008 - dvb-Presseservice

Haltungsschwächen bei fast zwei Dritteln aller Kinder: Stundenlanges Sitzen sorgt für Rundrücken

AOK Baden-Württemberg engagiert sich für mehr Bewegung in Schule und Familie

Aufgrund massiven Bewegungsmangels leiden immer mehr Kinder unter Haltungsschwächen - Fehlentwicklungen sind die Folge. Mit dem Projekt "Grundschule mit sport- und bewegungserzieherischem Schwerpunkt" (GSB) und dem Aufruf zu mehr Bewegung in der Familie will die AOK dem gefährlichen Trend entgegenwirken.

Rückenschmerzen gelten hierzulande als Volkskrankheit – und das nicht ohne Grund: Jeder zweite Patient in orthopädischen Praxen hat Probleme mit „dem Kreuz“. Knapp 49 Milliarden Euro pro Jahr werden in Deutschland für Behandlungen in diesem Bereich ausgegeben, so das Deutsche Forschungsnetzwerk für Rückenschmerzen. Und es sieht ganz so aus, als drohten dem deutschen Gesundheitswesen dafür in Zukunft noch viel höhere Kosten. Denn um die Rückengesundheit der deutschen Kinder ist es schlecht bestellt.

Bis zu 60 Prozent der Kinder leiden heute unter Haltungsschwächen wie Hohlkreuz und Rundrücken. Das haben die Orthopäden und Wissenschaftler an der Uniklinik Homburg (Saarland) herausgefunden. Seit 1999 haben sie mehr als 1.600 Kinder und Jugendliche auf Haltungsschwächen und -schäden untersucht.

Die Gründe für die Haltungsschwächen sind meist eindeutig, so das Ergebnis der Studie: Zu schwache, verkürzte oder überdehnte Muskeln. Bei vielen Kindern ist die Bauch- und Rückenmuskulatur so schwach, dass sie rein muskulär gar nicht in der Lage sind, über lange Zeit gerade zu sitzen. In manchen Fällen kommt auch noch dazu, dass das Körpergefühl der Kinder aufgrund von zu wenig Bewegung gestört ist, so dass sie ihre Muskulatur nicht richtig aktivieren können.

Vor allem stundenlanges, nach vorn gebeugtes Sitzen – nicht nur in der Schule, sondern auch danach bei den Hausaufgaben, am Computer und vor dem Fernseher – kann die Wirbelsäule nachhaltig schädigen. Durch die einseitige Belastung wird das Wachstum der Wirbel beeinträchtigt; die Folge sind Fehlentwicklungen. Auf Dauer wird so aus der Haltungsschwäche ein Haltungsschaden, der nicht mehr zu beheben ist.

„Die Ergebnisse der Untersuchung sind alarmierend“, sagt Ute Fischer, Sportfachkraft der AOK Baden-Württemberg. „Und sie zeigen einmal mehr, wie wichtig es ist, dass Kinder sowohl in der Schule als auch in der Familie Gelegenheit und Anreize haben, sich zu bewegen.“

In Baden-Württemberg engagieren sich die AOK, das Kultusministerium und das Landesinstitut für Schulsport seit Jahren im Projekt „Grundschule mit sport- und bewegungserzieherischem Schwerpunkt“ (GSB) dafür, dass Schule bewegungsfreundlicher wird. Über 500 Grundschulen im Land sind bisher bei dem Projekt dabei; die flächendeckende Umsetzung läuft weiter. An GSB-Schulen hat der Sportunterricht einen besonders prominenten Platz im Stundenplan. Dazu werden auch in den anderen Fächern Bewegungselemente in den Unterricht eingebaut; Bewegungspausen gliedern die Unterrichtsblöcke. „Erste Ergebnisse aus der wissenschaftlichen Begleitung des Projekts zeigen, dass sich nicht nur die Bewegungsangebote, sondern auch das Schulklima und die Konzentrationsfähigkeit der Kinder durch das GSB-Projekt deutlich verbessert haben“, so Ute Fischer von der AOK Baden-Württemberg.

Entscheidend ist aus Sicht der Bewegungsexperten aber vor allem eins: Die Förderung der Bewegung bei Kindern darf sich nicht auf das schulische Umfeld beschränken. „Kinder orientieren sich an uns Erwachsenen, vor allem an ihren Eltern“, gibt Ute Fischer zu bedenken. „Deshalb müssen sich auch die Eltern unbedingt für mehr Bewegung engagieren.“ 

Außerdem hat die aktive Freizeitgestaltung einen hohen Stellenwert. „Spielen Sie mit Ihren Kindern Fußball und Federball im Garten oder auf der Straße, gehen Sie regelmäßig mit ihnen schwimmen, Rad fahren oder wandern“, so der Aufruf der AOK-Expertin. Denn der Grundstein für ein „bewegtes“ Leben muss in der Kindheit gelegt werden.

Dann haben Kinder gute Aussichten für ihre Gesundheit im späteren Leben – und das nicht nur im Blick auf die Wirbelsäule und die Rückenmuskulatur.

Übrigens: Schwere Schulranzen halten die Experten der Uniklinik Homburg nach ihren Forschungen nicht für ein allzu großes Problem. Schließlich würden die Ranzen jeweils nur kurzzeitig getragen. Stundenlanges Sitzen in Verbindung mit Bewegungsmangel sei im Vergleich dazu um ein Vielfaches schädlicher für die kindliche Wirbelsäule.



Tel.: 0711 2593-231

AOK Baden-Württemberg
Heilbronner Str. 184
70191 Stuttgart
www.aok.de/bw

Die AOK Baden-Württemberg versichert 3,7 Millionen Menschen und zahlt fast 9,8 Milliarden Euro pro Jahr an Leistungen in der Kranken- und Pflegeversicherung.

Weitere Informationen zur AOK Baden-Württemberg im Internet unter: www.aok-bw.de