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26.04.2006 - dvb-Presseservice

KKH legt Weißbuch Prävention 2006 mit dem Titel "Stress? Ursachen, Erklärungsmodelle und präventive Ansätze" vor

KKH weist auf steigendes Alkoholrisiko bei jungen Frauen und bei Arbeitslosen hin Weißbuch Prävention widmet sich Stress-Krankheiten und ihrer Vorbeugung.

Die Kaufmännische Krankenkasse – KKH schlägt Alarm. Um über 75 Prozent gestiegen ist die Behandlungsrate bei Alkoholproblemen in der Altersgruppe der 15- bis unter 20-jährigen weiblichen Versicherten zwischen 2000 und 2003. Trotz der hohen Besteuerung von Alkopops und der dadurch gesunkenen Verkaufszahlen dieser Alkohol-Mixgetränke hat sich die Zahl der Krankenhausbehandlungen aufgrund akuter Intoxikation in den Jahren 2004 und 2005 bei diesem Personenkreis weiter erhöht. Wie das jetzt in Zusammenarbeit mit der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) herausgegebene zweite Weißbuch Prävention der Kaufmännischen mit dem Titel „Stress? Ursachen, Erklärungsmodelle und präventive Ansätze“ ausweist, gibt es zwei Altersgruppen mit besonders auffälligen Alkoholproblemen. 

Die erste Gruppe betrifft die mittleren Lebensjahre, bei Männern ab 40 bis 44 Jahren, bei Frauen ab 45 bis 49 Jahren. Die zweite Auffälligkeit liegt in der Altersgruppe der 15- bis 19-Jährigen – und sie ist bei weiblichen Jugendlichen besonders markant. Junge Frauen sind in stärkerem Maße von Alkoholproblemen betroffen als die weiblichen Versicherten aus den vier nachfolgenden Altersgruppen zwischen 20 und 39 Jahren. Unabhängig hiervon haben aber nach wie vor Männer über alle Altersgruppen hinweg stärker mit Alkoholproblemen zu kämpfen als Frauen. 

Arbeitslosigkeit und die damit verbundenen Stressfaktoren sind Hauptursache für Alkoholprobleme. Die KKH-Daten weisen aus: bei arbeitslosen Männern und Frauen werden im Vergleich zu Berufstätigen 20 bzw. neun Mal häufiger Störungen durch Alkohol diagnostiziert. Zudem ist die Steigerung der Behandlungsraten Arbeitsloser innerhalb von vier Jahren um rund 60% besonders besorgniserregend. 

Vorstandsvorsitzender Ingo Kailuweit betont: „Die Auswertung der KKH-Daten belegt, dass von Stress (mit)verursachten psychosomatischen Gesundheitsbeschwerden, psychischen Störungen sowie Alkoholproblemen nicht nur Erwachsene mittleren Lebensalters betroffen sind, sondern auch Kinder und Jugendliche. Gleichzeitig ist und bleibt Arbeitslosigkeit ein ganz entscheidendes Gesundheitsrisiko.“ Kailuweit plädiert für eine stärkere Beteiligung aller an den wachsenden Aufwendungen für gesellschaftlich (mit)bedingte Alkohol- und Suchtprobleme. „Eine höhere Steuer auf alle alkoholischen Getränke würde den Konsum eindämmen. Mit den zusätzlichen Steuermitteln könnte dem Alkoholismus und generell den modernen Suchtgefahren wirksamer als bisher begegnet werden.“ Gesellschaftliche Lasten sollten von allen getragen werden, so Kailuweit vor Journalisten in Berlin. Eine höhere Alkoholsteuer muss nach seiner Ansicht mit weiteren Aufklärungskampagnen sowie einer kritischeren Einstellung zum Alkohol in unserer Gesellschaft insgesamt einhergehen.  

Zudem forderte Kailuweit wegen der besonderen Betroffenheit Arbeitsloser eine enge Zusammenarbeit zwischen der Bundesagentur für Arbeit und den Krankenkassen beim Thema Stressbewältigung: "Wir sehen hier ein gemeinsames Handlungsfeld, das von der Bundesagentur und den Krankenkassen angegangen werden muss."  

Psychische Erkrankungen belegen dritten Platz unter 21 Krankheitskapiteln 

Die leistungsbezogenen Daten der Kaufmännischen – die Routinedaten – bieten in anonymisierter Form und im Hinblick auf ein großes Versichertenkollektiv von über zwei Millionen Menschen eine große Dichte an gesundheitsrelevanten Informationen zur Bevölkerung. Sie geben Auskunft über die Häufigkeit von Erkrankungen und die Kosten ihrer Behandlung. Die schon im „Weißbuch Prävention! HERZgesund?“ durchgeführte Analyse der Routinedaten der KKH von 2000 bis 2002 wird im neuen Weißbuch Prävention 2005/2006 „Stress? Ursachen, Erklärungsmodelle und präventive Ansätze“ unter besonderer Berücksichtigung psychisch relevanter Störungen um das Jahr 2003 fortgeschrieben.  

Prof. Dr. Ulla Walter (MHH): „Die Ergebnisse der KKH-Routinedatenanalysen haben die hohe Relevanz psychischer Störungen und damit auch die Relevanz gezielter präventiver Aktivitäten eindeutig belegt. Seelische Erkrankungen erzeugen hohe Ausgaben.“ So belegen psychische Störungen unter allen 21 Diagnosekapiteln, in denen Krankheitsbilder bei der KKH zusammengefasst sind, mit Ausgaben rund 250 Mio. Euro jährlich den dritten Rangplatz. Lediglich die Diagnosekapitel „Krankheiten des Kreislaufsystems“ und „Neubildungen“ (Krebs) sind mit höheren Ausgabenanteilen verbunden. 

Alkoholismus sorgt für lange Krankenhausaufenthalte 

Alkoholstörungen verursachen mehr Krankenhaustage als fast alle übrigen der mehr als 1.600 Einzeldiagnosen. Die Einzeldiagnose „Störungen durch Alkohol“ bezieht ihre Relevanz aus dem hohen Anteil an Ausgaben sowie den hohen Verweilzeiten in Krankenhäusern. Ab Vollendung des 30. Lebensjahres dominieren bei Männern und Frauen nicht mehr Behandlungen aufgrund akuter Intoxikation, sondern der Alkoholabhängigkeit. Sie führt bei männlichen wie weiblichen Versicherten am häufigsten in der Altersgruppe von 45 bis 49 Jahren zu einer Krankenhausbehandlung. 

Psychische Krankheiten und Alkohol: Unterschiede zwischen Regionen und Berufsgruppen 

Auch im Hinblick auf Regionen und Berufsgruppen gibt es, bezogen auf Alkohol wie psychische Probleme generell, eine unterschiedliche Betroffenheit. Versicherte aus den Bundesländern Bremen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern sind im stärksten Umfang von alkoholbedingten Störungen betroffen. In Baden-Württemberg und Thüringen treten am seltensten Alkoholprobleme auf. Der höchste Anteil an Versicherten mit psychischen, Verhaltens- und Belastungsstörungen wurde im Stadtstaat Hamburg verzeichnet. Relativ hohe Betroffenheitsquoten bei mehreren Diagnosegruppen und Einzeldiagnosen im Bereich der psychischen Störungen insgesamt sind zudem auch in den beiden anderen Stadtstaaten Bremen und Berlin sowie in Schleswig-Holstein feststellbar. 

Berufsgruppenspezifische Auswertungen zeigen, dass Arbeitslose am häufigsten mit Alkoholproblemen wie auch mit psychischen Störungen insgesamt zu kämpfen haben, gefolgt von den Berufsgruppen Bürofach-/-hilfskräfte und Warenkaufleute sowie – zusätzlich bei weiblichen Versicherten – den Berufsgruppen Übrige Gesundheitsberufe und Sozialpflegerische Berufe. 

Psychischen Erkrankungen kommt bei Pflegebedürftigen eine wesentliche Bedeutung zu, wie auch die KKH-Routinedaten über Jahre hinweg deutlich machen. Rund 10 Prozent der Pflegebedürftigen weisen zwischen 2000 und 2003 jeweils eine vorrangige Erkrankung aus dem Diagnosekapitel „Psychische Störungen“ auf. Der Anteil stationär versorgter Pflegebedürftiger ist hier sehr hoch. Weibliche Pflegebedürftige sind am häufigsten von einer Demenz sowie von den Diagnosen „Schizophrenie“ oder „Depressive Episode“ betroffen. Auch bei den Männern mit Pflegeanspruch zählen Demenz und Schizophrenie zu den bedeutendsten seelischen Erkrankungen. Am anteilig relevantesten ist bei den männlichen Pflegebedürftigen allerdings die Diagnose „Störungen durch Alkohol“. 

Altersspezifische Unterschiede deutlich erkennbar 

Kinder und Jugendliche leiden vielfach unter Stress sowie psychosomatischen Beschwerden wie Kopfschmerzen. Auch weisen sie, wie der KKH-Stressreport ermittelt hat, zunehmend psychosozial bedingte (Befindlichkeits-)störungen und Verhaltensauffälligkeiten wie Depressionen, Aufmerksamkeitsstörungen, Störungen des Sozialverhaltens und einen übermäßigen Alkoholkonsum auf. Mädchen berichten über mehr psychische sowie somatische Symptome und geben ein höheres Stresserleben an als Jungen. 

Sucht- wie auch Stressprävention ist nach Auffassung der Kaufmännischen eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Die KKH engagiert sich bereits aktiv in diesem Bereich, so etwa durch den Einsatz ihres Suchtmobils zur gezielten Beratung und Information sowie ihre Angebote zur Stressbewältigung. Sie baut ihr Engagement in der Individual- und Verhältnisprävention weiter aus. Wichtig für künftige Anstrengungen wird es sein, die zielgruppenspezifische Ansprache noch weiter zu fördern und entsprechende Angebote vorzuhalten. In Zukunft gilt es, noch mehr komplexe Präventionsansätze zu fördern. 

Stressbezogene Prävention muss an konkret vorfindbaren Lebensumständen der Menschen ausgerichtet werden. Und sie bezieht sich nicht nur auf eine oder zwei Einzelkrankheiten. KKH-Chef Ingo Kailuweit: „Maßnahmen sollten zielgruppengerecht gestaltet sein und das Risiko für besonders relevante Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Rückenschmerzen sowie depressive Episoden und rezidivierende depressive Störungen wirksam mindern. Darüber hinaus könnten sie gesundheitsgefährdenden Alkoholkonsum positiv beeinflussen.“ 

Der Stressreport der Kaufmännischen legt nahe, dass präventive Interventionen auf unterschiedlichen Ebenen einsetzen sollten. Prof. Walter (MHH) plädiert für einen umfassenden Ansatz in der Präventionsarbeit: „Flankiert werden sollten solche verhaltensbezogenen präventiven Maßnahmen aber auch durch eine gezielte Verhältnisprävention. Beispiele sind Veränderungen der Organisationsstrukturen im Bereich Arbeit sowie eine gesundheitsförderliche Gestaltung von Schulen.“ Das ist heute aktueller denn je – auch aggressives Verhalten hat eng mit Stress und ungesunden Lebensbedingungen zu tun. 

Weitere Informationen auch unter www.kkh.de



Pressesprecher
Herr Klaus-Hubert Fugger
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