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24.07.2007 - dvb-Presseservice

Krankentage könnten erstmals wieder steigen – mit 12,4 Krankentagen in 2006 offenbar Talsohle erreicht – psychische Krankheiten nehmen weiter zu

Der Trend der stetig sinkenden Krankenstände der letzten Jahre setzt sich nach ersten Erkenntnissen 2007 nicht fort. Bezogen auf das Gesamtjahr 2007 werden die Fehltage voraussichtlich nicht zurückgehen. BKK-Erhebungen weisen für das erste Halbjahr 2007 sogar einen leicht erhöhten Krankenstand gegenüber dem Vorjahr auf (Halbjahreswert für 2007: 3,9 Prozent; Vorjahreszeitraum 2006: 3,6 Prozent). Dies deutet darauf hin, dass sich das kontinuierliche Absinken der Krankenstände nicht weiter fortsetzt. Im vergangenen Jahr wurden mit 12,4 Tagen noch die geringsten Krankentage seit 30 Jahren ausgewiesen, jedoch scheint in diesem Jahr die Talsohle bei den geringen Fehlzeiten durchschritten zu sein.

2006: kaum Absinken der Krankentage

Über das gesamte Jahr 2006 betrug der Krankenstand 3,4 Prozent. Mit 12,4 Kalendertagen Arbeitsunfähigkeit lagen die Beschäftigten nur wenig unter dem Vorjahreswert 2005. Damit scheint das kontinuierlich starke Absinken der ohnehin schon niedrigen Krankenstände zu Ende zu sein. In den Vorjahren gingen die Krankentage von Jahr zu Jahr um jeweils einen halben Tag zurück. (2005: 12,6 Tage; 2004: 13 Tage; 2003: 13,5 Tage).

Der BKK Bundesverband erfasst und analysiert seit über 30 Jahren die gesundheitlichen Befunde jedes vierten sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland; im Jahr 2006 waren dies 6,6 von 26,4 Millionen. Die Analyse bildet damit ein repräsentatives Bild des Krankheitsgeschehens in der Arbeitswelt.

Psychische Erkrankungen – langwierig und weiter zunehmend

Muskel- und Skeletterkrankungen verursachen die meisten Krankentage (26,5 Prozent), gefolgt von Verletzungen (15,7 Prozent) und Atemwegserkrankungen (15 Prozent). Die psychischen Störungen aber haben weiter zugenommen: 8,9 Prozent aller Krankentage gehen darauf zurück (2005: 8,5 Prozent; 2004: 8,3 Prozent). 1976 lag ihr Anteil lediglich bei 2 Prozent aller Erkrankungen.

Dauert ein durchschnittlicher Erkrankungsfall der Beschäftigten 12,2 Kalendertage, so liegen die Ausfallzeiten bei psychischen Erkrankungen bei 30,4 Tagen. Nur bösartige Tumorerkrankungen weisen noch längere Fehlzeiten (35,5 Tage je Fall) auf. Muskel- und Skeletterkrankungen, wie z. B. Rückenerkrankungen, dauern im Durchschnitt 18 Tage pro Fall. Die Zunahme langwieriger Erkrankungen beeinflusst den Krankenstand erheblich. Langzeitfälle mit über sechswöchiger Krankheitsdauer verursachen 42 Prozent aller Krankentage, obwohl sie nur 4 Prozent der Fälle ausmachen.

Depressionen nehmen überdurchschnittlich zu

Die Krankentage bei psychischen Erkrankungen nahmen in den letzten Jahren (2001 bis 2006) um 17 Prozent zu. Über alle anderen Krankheitsarten gab es im gleichen Zeitraum einen Rückgang der Fehlzeiten um 15 Prozent. Auffällig ist, dass die Krankentage bei „affektiven Störungen“, unter die vor allem Depressionen fallen, mit 35 Prozent in diesem Zeitraum überdurchschnittlich zunahmen. 2006 dauerte ein Fall mit der Diagnose Depression durchschnittlich 44 Krankentage.

Arbeitslose und sozialpflegerisch Tätige psychisch stark belastet

Im Vergleich zu den Beschäftigten weisen Arbeitslose mehr als dreimal so viele psychisch verursachte Krankentage auf. Die psychisch überdurchschnittlich belasteten Arbeitnehmer üben häufig soziale und / oder pflegerische Tätigkeiten aus. Sozialarbeiter sowie Helfer und Helferinnen in der Krankenpflege weisen doppelt so viele Krankentage wie der Durchschnitt der Beschäftigten auf.

Beschäftigte großer Branchen: Immer noch wenig Fehlzeiten

Mit rund 859.000 Beschäftigten sind die Metallverarbeiter (vor allem im Kfz-Bau) die größte Branche in der BKK-Statistik. Sie liegen mit 13,1 Krankentagen höher als der Durchschnitt aller Arbeitnehmer (12,4 Tage), allerdings sanken ihre Fehltage gegenüber dem Vorjahr (2005: 13,4 Tage). Die rund 813.000 Beschäftigten des Handels mit 10,7 Tagen (2005: 10,9 Tage) wiesen unterdurchschnittliche Fehlzeiten auf, ebenso die 703.000 Dienstleister (2006: 10,3 Tage; 2005: 10,4 Tage). Nach wie vor sind aufgrund der hohen gesundheitlichen Belastung die Abfallbeseitiger mit 18,8 Tagen am meisten krank; sie fehlten etwas mehr als im Vorjahr (18,7 Tage). Die Beschäftigten bei Eisenbahnen und Verkehrsbetrieben fehlten ebenfalls überdurchschnittlich (17,9 Tage).

Banker haben mit 9,2 Tagen die wenigsten Krankentage und ihren Vorjahreswert sogar noch unterboten (9,3 Tage).

Fast die Hälfte der Beschäftigten gar nicht krank

Im Jahr 2006 waren 47 Prozent der Beschäftigen über das gesamte Jahr gar nicht krankgeschrieben, weitere 22 Prozent fielen nur kurz aus (ein bis sieben Kalendertage).

Service für Journalisten

Detailliertes Datenmaterial gibt es im BKK Gesundheitsreport 2006 „Demografischer und wirtschaftlicher Wandel – gesundheitliche Folgen“ unter www.bkk.de. Dies ist der 30. Band der arbeitsweltbezogenen Analyse, die der BKK Bundesverband seit 1976 veröffentlicht. Der Gesundheitsreport 2007 wird im Herbst erscheinen.

Herunterladbare Grafiken, u. a. mit Details zu den Branchen und Bundesländern sowie zu psychischen Erkrankungen gibt es unter www.bkk.de/faktenspiegel

Krankenstand: Prozentualer Anteil der Krankgeschriebenen je Kalendertag, 12,4 Tage : 365 = 3,4 Prozent für 2006

Krankheitsfall/Falldauer: Krankschreibung wegen einer Krankheit; bis zu 78 Wochen Krankengeldzahlung. 2006 dauerte ein Krankheitsfall durchschnittlich 12,2 Tage.



Frau Christine Richter
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