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18.12.2009 - dvb-Presseservice

Krankentage wieder auf Stand von 2003 - auch Führungskräfte betroffen - psychische Leiden nehmen weiter zu

Die Zeiten extrem geringer Krankenstände sind vorüber: Seit 2007 steigen die krankheitsbedingten Fehlzeiten leicht, aber kontinuierlich an. Von Ja­nuar bis Oktober 2009 lag der Krankenstand bei 4,0 Prozent, im glei­chen Vorjahreszeitraum waren es 3,8 Prozent (2007: 3,7 Prozent): Die gravierendsten Steigerungsraten weisen nach wie vor psychische Er­krankungenauf.

Im gesamten Jahr 2008 fehlten die Arbeitnehmer krankheitsbedingt an 13,4 Tagen, zuletzt lagen vor sechs Jahren die Fehltage auf diesem Wert, während 2006 mit 12,4 Tagen die geringsten Krankentage seit 30 Jahren gemeldet wurden.

Der BKK Bundesverband erfasst und analysiert die gesundheitlichen Befunde von jedem vierten sozialversicherungspflichtig Beschäftig­tenin Deutschland; im Jahr 2008 waren dies 6,5 von 27,5 Millionen. Diese Analyse bildet damit ein repräsentatives Bild des Krankheitsgeschehens in der Arbeitswelt.

Häufigste Krankheitsursachen

Auf Muskel- und Skeletterkrankungen gehen mit 26 Prozent die meisten Krankentage zurück, gefolgt von Atemwegserkrankungen mit 16 Prozent. An dritter Stelle folgen Verletzungen (14 Prozent), deren Anteil gegenüber den Vorjahren abnahm, was auf den Rückgang besonders gefährdender gewerblicher Tätigkeiten zurückzuführen ist. Aktuell sind psychische Er­krankungen mit 10 Prozent aller Krankentagedie viert wichtigste Krank­heitsgruppe; vor rund 30 Jahren tauchten sie in den Gesundheitsstatisti­ken kaum auf (1976: 2 Prozent).

Rund ein Drittel nur kurz krank - Fehlanzeige für „blauen Montag“

Krankheiten, die bis zu drei Tagen dauern, machen 36 Prozent aller Krankschreibungen aus, obwohl hierfür nicht alle Arbeitnehmer eine Be­scheinigung vorlegen müssen. Allerdings ist der Anteil dieser kurzen Fälle mit rund 6 Prozent recht gering. Der so genannte „blaue Montag“ ist bei der kalendertäglichen Erfassung der Krankentage nicht belegbar. Die Ver­teilung des Beginns von Krankschreibungen belegt, dass Krankenscheine - gerade bei Kurzzeiterkrankungen - keineswegs nachweislich häufiger am Montag eingeholt werden.

Tendenz steigend: Fast die Hälfte fehlen länger als sechs Wochen

Entscheidend für die Höhe des Krankenstands sind Fälle, die länger als sechs Wochen dauern. Obwohl sie nur 4 Prozent der Fälle ausmachen, verursachen sie 45 Prozent der Ausfalltage. Gegenüber dem Vorjahr nah­men die langwierigen Erkrankungen noch einmal um 3 Prozent zu. Dies korrespondiert mit dem Ansteigen der Krankengeldzahlungen, die für die meisten Arbeitnehmer ab der 7. Krankheitswoche einsetzen.

Von Krankheiten am meisten Betroffene

Arbeitslose haben mit durchschnittlich fast 26 Krankentagen den höchsten Krankenstand aller Gruppen, wobei es im Vergleich zum Vorjahr eine Zu­nahme von rund 4 Tagen gab. Häufiger krank als andere Arbeitnehmer waren gewerblich Beschäftigte mit hoher körperlicher Belastung: So wei­sen beispielsweise ältere Maurer und Betonbauer (über 55 Jahre) fast doppelt so viele Fehltage als der Durchschnitt aller Arbeitnehmer auf.

Ebenfalls überdurchschnittlich gesundheitlich belastet sind sozialpflegeri­sche Berufe und Reinigungskräfte.

Mehr Krankentage auch bei Führungskräften

Führungskräfte im Management und Ingenieure fehlen krankheitsbedingt mit ein bis zwei Wochen im Jahr weitaus seltener als gewerbliche Arbeit­nehmer. Jedoch gibt es auch bei Beschäftigten mit hohen Qualifikationen und Einkommen leichte Steigerungsraten: Freiwillig Versicherte sind ge­genüber dem Vorjahr rund einen halben Tag länger krank. Analysiert man die Diagnosen, lassen sich überdurchschnittlich steigende Zunahmen der psychisch bedingten Leiden bei Führungskräften feststellen.

Psychische Erkrankungen: Betroffene Berufe und Diagnosen

Die steilsten Steigerungsraten bei psychischen Krankheiten weisen Arbeitslose auf. In den letzten vier Jahren verdoppelten sich ihre psy­chisch verursachten Krankheitstage. Bei Beschäftigten haben über­durchschnittlich häufig Telefonistinnen, Krankenpflegerinnen und Sozial­arbeiterinnen; bei den Männern Sozialpädagogen und Sozialarbeiter, So­zialarbeiter und Schienenfahrzeugführer wie auch Krankenpfleger seeli­sche Leiden. Aber auch in Branchen mit insgesamt niedrigen Kranken­ständen wie den Informationsdienstleistungen, dem Kredit- und Versi­cherungsgewerbe sowie bei Verlagen und Medien liegen psychischbedingte Krankentage 3 Prozent über dem Durchschnitt (alle Beschäf­tigten: 10 Prozent).

Häufigste psychische Erkrankungen sind Angststörungen und De­pressionen. Bei rund 20 Prozent aller weiblichen und jedem zehnten männlichen Versicherten über 50 wurden Depressionen diagnostiziert. Die Zunahme dieser Erkrankungen liegt auch an verstärkter Diagnostik und Dokumentation durch die behandelnden Ärzte. Auch rücken „neuere“ Er­krankungen wie das Burnout-Syndrom in den Vordergrund. In der ICD-10 wird dieser Zustand zwar als Einflussfaktor erfasst, das Syndrom aber nicht als eigenständige Krankheit behandelt. Dennoch steigen die Arbeits­unfähigkeitstage mit dieser Diagnose.

Service für Journalisten

Detailliertes Datenmaterial gibt es im BKK Gesundheitsreport 2009 „Gesundheit in Zeiten der Krise“. Dies ist bereits der 33. Band des seit 1976 veröffentlichten Reports. Es gibt ihn unter www.bkk.de.

Krankenstand: Prozentualer Anteil der Krankgeschriebenen je Kalendertag, 13,4 Tage: 365 = 3,7 Prozent für 2008

Krankheitsfall/Falldauer:Krankschreibung wegen einer Krankheit; bis zu 78 Wochen Krankengeldzahlung. 2008 dauerte ein Krankheitsfall durchschnittlich 12,2 Tage.

ICD-10: Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme.



Frau Christine Richter
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