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03.11.2008 - dvb-Presseservice

Kreditkrise: Zahlungsausfälle steigen

Coface wertet Großbritannien, Irland und Island ab - Rating Italiens und Frankreichs unter Beobachtung

Im Zuge der internationalen Finanzkrise hat sich in Europa die Kreditproblematik weiter verschärft. Aufgrund der Vertrauensverluste wird es immer schwieriger, Bankkredite zu erhalten. Das hat spürbare Auswirkungen auf die Realwirtschaft. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum stiegen die Zahlungsausfälle der Unternehmen von Januar bis September 2008 um 36 Prozent an. Coface reagiert nun auf diese rapide Zunahme: Großbritannien und Irland wurden im Länderrating von A1 auf A2 abgewertet. Beide Länder waren bereits im letzten Jahr unter Beobachtung für eine Abwertung gestellt worden. Island, schon seit März 2007 unter Beobachtung, wurde jetzt von dem internationalen Forderungsspezialisten von A1 auf A3 heruntergestuft. Neu unter negative Beobachtung gestellt wurden Italien und Frankreich, aber auch Hongkong.

Die Kreditkrise beschränkt sich keinesfalls auf einzelne Länder. "Angesichts der signifikanten Verschlechterung des Zahlungsverhaltens bei den Unternehmen weltweit zeichnete sich für uns schon Anfang des Jahres das Aufkommen einer globale Kreditkrise ab", sagt Norbert Langenbach, Vorstandsmitglied von Coface Deutschland. Die fünfte Krise seit dem ersten Ölschock in den 1970er Jahren sei aber nun im vollen Gange.

Dabei wird das Ausmaß der Krisen von 1973, 1982 und 1991 noch nicht erreicht, doch dem Platzen der Internetblase 2001 kommt die aktuelle Krise schon sehr nahe. Vor allem die Industrieländer sind betroffen. So stieg allein im letzten Quartal das Risiko in Westeuropa nochmals um über 18 Prozent. Dank der Widerstandskraft der Schwellenländer weitete sich die Krise zwar weniger aus als in früheren Krisenjahren, doch bedingt durch die spezifisch finanzielle Komponente ist die Kreditklemme dafür umso heftiger. Wie in der Vergangenheit muss nach Ansicht von Coface auch dieses Mal damit gerechnet werden, dass die Wirtschaftskrise mindestens 18 Monate, wenn nicht zwei Jahre anhalten wird. Dies setzt allerdings voraus, dass es nicht zu weiteren Einbrüchen kommt, etwa beim US-Dollar, in China oder bei neuen Finanzinstrumenten.

Auf den Anstieg des Risikos reagiert Coface mit einer Serie von Abwertungen im Länderrating. Begonnen hat es damit, dass die Bewertung A1 der Vereinigten Staaten im April 2007 unter Beobachtung für eine Abwertung gestellt wurde. Ein Jahr später wurde die kriselnde Wirtschaftsmacht auf A2 heruntergestuft. "Die westeuropäischen Länder, zu Jahresbeginn noch kaum betroffen, ziehen jetzt nach", kommentiert Norbert Langenbach die aktuelle Situation. "In Deutschland bleibt die Lage zwar noch vergleichsweise stabil, doch registrierten wir im dritten Quartal für Westeuropa insgesamt eine Steigerung des Risikos um mehr als 18 Prozent. Gerade die deutschen exportorientierten Unternehmen sollten jetzt auf ihr Risikomanagement achten", empfiehlt das Vorstandsmitglied.

"Hauptauslöser der Krise war das Platzen der Immobilienblasen. Vor allem in Ländern wie Großbritannien und Irland sind die Unternehmen davon betroffen", erklärt Yves Zlotowski, Chefvolkswirt von Coface. "Beim Anwachsen der Finanzkrise kamen neue Verbreitungswege zutage, die dazu beitragen, dass das Vertrauen der Wirtschaftsakteure mehr und mehr untergraben wird. Die Krise macht vor der Eurozone nicht halt. Auch in Frankreich und in Italien zeigen sich unmittelbare Auswirkungen."

In Großbritannien, Irland und Island löste speziell der Niedergang im Eigenheimbereich die Krise aus. In die Fußstapfen der USA und von Spanien tretend, sehen die drei Länder nun ihr A1-Rating, das bereits unter negativer Beobachtung stand, heruntergestuft. Das Rating von Großbritannien und Irland liegt jetzt bei A2, die Abwertung Islands auf A3 zeugt vom Ernst der Lage dort. Coface rechnet in allen drei Ländern mit wachsenden Schwierigkeiten für Unternehmen: Speziell in Großbritannien nehmen die Auswirkungen der Finanz- und Eigenheimkrise auf den privaten Konsum und die Unternehmensinvestitionen weiter zu. Die Zahl der Insolvenzen stieg mit 14 Prozent im ersten Halbjahr 2008 drastisch an.

In Irland hat die Eigenheimkrise die gesamte Volkswirtschaft im Mitleidenschaft gezogen. Das Land steht kurz vor einer Rezession. In der ersten Jahreshälfte stiegen die Zahlungsausfälle bei Unternehmen um 75 Prozent.

In Island ist nach dem Niedergang des Immobilienmarkts auch noch das Bankensystem zusammengebrochen.

Doch auch die Unternehmen in Italien und Frankreich leiden unter dem Vertrauensverlust und der Kreditklemme: Für Italien wurde das Rating A2 unter negative Beobachtung gestellt, da sich angesichts des geringen Wachstums und der stetig steigenden Kosten die Risiken für Unternehmen erhöhen.

Frankreichs Rating A1 erging es entsprechend. Vor allem seit diesem Sommer registriert Coface einen deutlichen Anstieg bei den Zahlungsausfällen französischer Unternehmen. Im September 2008 lagen sie um 75 Prozent höher als im Vorjahresmonat. Die Branchen Transport und Bau sowie der Immobilienmarkt überhaupt waren als erste betroffen. Die Probleme sind vor allem auf die Schwierigkeiten beim Kreditzugang sowie auf den allgemeinen Auftragsrückgang zurückzuführen."

Angesichts der europaweiten Schwierigkeiten bei der Kreditbeschaffung unterstreicht Norbert Langenbach das Engagement der Kreditversicherer, die Auswirkungen der Krise für die Unternehmen abzufedern. Ihnen käme auch insofern eine präventive Rolle zu, indem sie Unternehmen vor Kunden bewahren, die ihre Lieferungen nicht bezahlen. "Der Hauptgrund für die Insolvenz eines Unternehmens liegt in der Zahlungsunfähigkeit seiner Kunden."

Die Coface-Länderbewertungen berücksichtigen insbesondere das Zahlungsverhalten der Unternehmen bei kurzfristigen Verbindlichkeiten in den jeweiligen Ländern. Es fließen aber auch Daten zur wirtschaftlichen, finanziellen und politischen Entwicklung eines Landes ein sowie zum dort vorzufindenden Geschäftsumfeld, wozu vor allem die Transparenz bei den Unternehmensbilanzen, der Gläubigerschutz und institutionelle Rahmenbedingungen gehören. Das Rating ist ein guter Indikator für Unternehmen, die mit oder in diesen Ländern Geschäfte machen. Die Bewertungen folgen einer ähnlichen siebenstufigen Skala wie die der Ratingagenturen: A1 bis A4 entsprechen Investmentgrades, B, C und D stehen für ein mittleres bis hohes Risiko. Regelmäßig werden 155 Länder analysiert und bewertet.

Länderratings, Risikoeinschätzung und Informationen zu Zahlungsausfällen sind gebührenfrei abrufbar unter www.laenderrisiken.de




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