Wiedereingliederung ist Pflicht, spart aber auch Kosten - "Disability Management" hat große wirtschaftliche Vorteile
Für Unternehmen lohnt es sich, Beschäftigte, die längere Zeit oder häufig wegen Krankheit ausfallen, mit Hilfe eines Eingliederungsmanagements wieder in den Arbeitsprozess zu integrieren. Denn die verdeckten Kosten solcher Personalausfälle sind höher als allgemein angenommen - rund 400 Euro pro Tag. Firmen können durch professionelles "Disability Management" beträchtliche Kosten einsparen.
Seit 2004 sind alle Unternehmen - unabhängig von ihrer Größe -
gesetzlich verpflichtet, für ein betriebliches Eingliederungsmanagement zu
sorgen. "Das hat sich allerdings noch nicht überall herumgesprochen", sagt Dr.
Friedrich Mehrhoff von der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV).
"Noch weniger bekannt ist der betriebswirtschaftliche Nutzen einer solchen
Maßnahme." So hat das Bundesministerium für Arbeit und Soziales errechnet, dass
ein Fehlzeitentag ein Unternehmen im Schnitt mit rund 400 Euro belastet. Außer
den direkt feststellbaren Kosten wie Entgeltfortzahlung, Entlohnung von
Aushilfen und Bezahlung von Überstunden entstehen verdeckte Kosten etwa für
Personalsuche, Vorstellungsgespräche, die Ausbildung und Einarbeitung neuer
Kräfte sowie zusätzliche Personalverwaltung.
Demographischer Wandel
verschärft das Problem
"Dies alles kann jedoch noch durch die immateriellen
Verluste übertroffen werden, die ein langfristig oder dauerhaft ausfallender
Mitarbeiter verursacht", weiß Dr. Mehrhoff. "Gerade für mittelständische und
kleinere Unternehmen kann der Verlust einer bewährten und erfahrenen Kraft, die
intensive Kundenkontakte hat und alle Abläufe kennt, existenzgefährdend werden."
Denn der Betrieb verliert damit auch Kompetenz und Know-how, möglicherweise
erhebliche Investitionen in Aus- und Weiterbildung und in manchen Fällen auch
Aufträge und Kunden. Diese Problematik wird sich unweigerlich verschärfen, wenn
auf dem Arbeitsmarkt der alternden deutschen Gesellschaft immer weniger
Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. "Wiedereingliederungsmanagement ist daher
eine hochaktuelle Herausforderung für jedes deutsche Unternehmen und ein
Instrument der Zukunftssicherung", so Dr. Mehrhoff.
Disability Management
- international anerkannt und standardisiert
Vor diesem Szenario hat der
Gesetzgeber zwar festgelegt, dass Betriebe ein Eingliederungsmanagement aufbauen
müssen, aber nicht, wie. Die DGUV hat daher die Initiative ergriffen und das
international anerkannte und standardisierte "Disability Management" in
Deutschland eingeführt. Sie bildet mit weiteren Partnern Disability Manager aus
und verleiht geprüften Managern die Zulassung; nähere Informationen dazu bietet
die Internetseite www.disability-manager.de.
Inzwischen gibt es rund 500 so genannte "Certified Disability Management
Professionals" (CDMP) - meist Betriebsärzte, Fachkräfte für Arbeitssicherheit,
Betriebsräte, Personalverantwortliche und Führungskräfte von Unternehmen,
Experten von Versicherungen sowie Ärzte und Therapeuten, die die Weiterbildung
absolviert und die Zusatzqualifikation erhalten haben.
Frühzeitiges
Eingreifen enorm wichtig
Ein Beispiel ist Petra Zink. Als eine der ersten
Spezialistinnen hierzulande hat sie das Disability Management bei den
Ford-Werken aufgebaut. Inzwischen steuert sie 13 so genannte Integrationsteams
an zwei Standorten mit knapp 24.000 Mitarbeitern. "Die eigentliche
Integrationsarbeit findet vor Ort statt", sagt Zink. Jedes Team bestehe aus
einem Spezialisten für Disability Management, dem betrieblichen Vorgesetzten,
einem Vertreter des Betriebsrats und der Personalabteilung, einem
Arbeitsmediziner sowie bei Bedarf dem Schwerbehindertenvertreter und nicht
zuletzt dem Betroffenen selbst.
"Die Teams vergleichen die Anforderungen des
Arbeitsplatzes mit den Fähigkeiten des Betroffenen", so Zink. "Sie prüfen dann,
ob die Anforderungen verändert werden können - zum Beispiel durch technische
Maßnahmen - oder ob die Fähigkeiten des Mitarbeiters angepasst werden können -
beispielsweise mit Hilfe berufsspezifischer Rehabilitationsmaßnahmen." 1.085
Fälle haben die Teams im vergangenen Jahr bearbeitet. Aktiv werden sie, wenn
Fehlzeiten auf ein Problem hindeuten. "Aber nicht nur dann", sagt die Disability
Managerin. "Frühzeitiges Eingreifen ist für uns sehr wichtig. Wir schalten uns
auch dann ein, wenn ein Mitarbeiter ein grundsätzliches gesundheitliches
Problem, aber noch keine Ausfalltage hat."
Motivation und Loyalität der
Mitarbeiter entscheidend gestärkt
Das Disability Management bei Ford sorgt
dafür, dass die langzeiterkrankten Mitarbeiter einen auf ihre gesundheitliche
Situation abgestimmten Arbeitsplatz angeboten bekommen. Natürlich ist hierfür
viel Vertrauensbildung und menschliches Einfühlungsvermögen nötig. Disability
Management soll von den Betroffenen nicht als Zwang oder Bedrohung empfunden,
sondern als Chance begriffen werden. Viele sind sehr froh, dank der Bemühungen
von Petra Zink und ihren Kollegen wieder am Arbeits- und sozialen Leben
teilnehmen zu können. Auf die Motivation und Loyalität dieser Mitarbeiter hat
dies Auswirkungen, die gar nicht hoch genug eingeschätzt werden können und von
denen das Unternehmen enorm profitiert.
Herr Stefan Boltz
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Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) ist der Spitzenverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften und der Unfallversicherungsträger der öffentlichen Hand. Ihre Mitglieder versichern über 70 Millionen Menschen gegen die Folgen von Arbeits-, Wege- und Schulunfällen sowie
Berufskrankheiten. Als Unfallversicherungsträger verfügen Berufsgenossenschaften und Unfallkassen über umfassende Kompetenzen in der medizinischen und beruflichen Rehabilitation nach Arbeitsunfällen und bei Berufskrankheiten.