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23.10.2006 - dvb-Presseservice

Langzeitstudie belegt: In den letzten acht Jahren haben Rückenschmerzen um 30 Prozent zugenommen

Ärzte werden weniger gefragt - Männer leiden anders als Frauen

Die Zahl der von Rückenschmerz geplagten Bundesbürger hat in den letzten acht Jahren um 30 Prozent zugenommen: Heute geben fast 70 Prozent der Bundesbürger an, dass sie Rückenbeschwerden haben, wenn auch die meisten nur gelegentlich. Noch vor acht Jahren betraf dies lediglich jeden Zweiten (53 Prozent). Allerdings hat sich auch die Zahl der Menschen mit ständigen Schmerzen mehr als verdoppelt: Sagten 1998 nur sechs Prozent der Befragten, ihnen schmerze der Rücken täglich, sind es 2006 bereits 15 Prozent.

Das ergab die aktuelle Repräsentativbefragung des BKK Bundesverbandes, die tns healthcare (Emnid) bei 6.016 Personen ab 14 Jahren durchführte. Dies ist die vierte repräsentative Umfrage der Betriebskrankenkassen zu Rückenschmerzen seit 1998.

Ärztlicher Rat weniger gefragt
In den letzten Jahren gingen immer weniger Menschen wegen Rückenschmerzen zum Arzt: Suchten im Jahr 1998 noch mehr als die Hälfte der Betroffenen ärztlichen Rat (57 Prozent), geben in diesem Jahr nur noch Vier von Zehn (39 Prozent) an, sich deswegen behandeln zu lassen; 2005 waren 44 Prozent beim Arzt. Die meisten suchen 2006 wegen ihrer Rückenprobleme den Hausarzt auf (74 Prozent), mehr als die Hälfte (62 Prozent) suchen Hilfe beim Orthopäden. Relativ selten werden Internisten (17 Prozent) und Schmerztherapeuten (12 Prozent) benannt.

Im vergangenen Jahr wurde gefragt, warum immer mehr Rückenschmerzgeplagte auf einen Arztbesuch verzichtet haben. Ein Viertel meinte, dass die Schmerzen nicht schlimm genug gewesen seien. 13 Prozent glaubten, die Beschwerden verschwinden von allein und zwölf Prozent behandeln ihren Rücken lieber selbst. Acht Prozent hatten keine Zeit zum Arzt zu gehen oder glaubten, der Arzt könne ihnen nicht helfen. Nur vier Prozent gaben an, aus Kostengründen auf medizinische Behandlung zu verzichten.

Wo genau es weh tut
Die überwiegende Mehrheit (70 Prozent) der Rückenschmerzgeplagten gibt 2006 an, dass bei ihnen der Schmerz im Lendenwirbelbereich sitzt. Dies war vor acht Jahren anders: Nur bei jedem Zweiten saß der Schmerz vor allem im Lendenwirbelbereich. Über hauptsächliche Beschwerden im Schulter- und Nackenbereich klagen heute 43 Prozent, dies sind etwas weniger als vor acht Jahren (1998: 46 Prozent).

Woran es liegen könnte
Laut Auskunft der Befragten sagen 2006 die meisten Ärzte (63 Prozent), dass die Beschwerden vor allem auf Verspannungen zurückzuführen seien. Vor acht Jahren hielt weniger als die Hälfte der Ärzte Verspannungen für die Ursache von Rückenschmerzen (43 Prozent in 1998). Als häufige Auslöser von Rückenschmerzen werden 2006 die ungünstige oder falsche Körperhaltung von den Ärzten benannt (45 Prozent). 1998 spielte die falsche Körperhaltung als Schmerzursache kaum eine Rolle (18 Prozent). Die Befragten selbst meinen 2006 am häufigsten, ihre Rückenschmerzen seien berufsbedingt (32 Prozent).

Was verordnet wird
Befragt nach der ärztlichen Therapie gegen Rückenschmerzen werden 2006 am häufigsten Medikamente benannt (63 Prozent). Damit werden Medikamente, wie beispielsweise Schmerzmittel der Muskelentspanner, über 30 Prozent häufiger angegeben als noch vor acht Jahren (1998: 47 Prozent). Krankengymnastik verordnen die Ärzte aktuell jedem Zweiten (57 Prozent) und damit mehr als doppelt so häufig als 1998 (22 Prozent). Der Anteil chiropraktischer Maßnahmen hat enorm zugenommen: Von sieben Prozent im Jahr 1998 auf nun 24 Prozent.

Das persönliche Rezept gegen Rückenschmerz
Die Befragten selbst setzen, zum Vorbeugen oder Lindern ihrer Beschwerden vor allem auf Gymnastik und Sport (17 und 15 Prozent). Medikamente (10 Prozent), Massagen und Wärme als Rezept gegen Schmerzen (jeweils 12 Prozent) werden seltener benannt.

Männern tut es anders weh als Frauen
64 Prozent der Betroffenen klagen gelegentlich über Rückenschmerzen (einmal im Monat oder seltener). Zum einen sind dies die „Schreibtischtäter mit temporären Verspannungen“. Sie sind überwiegend weiblich, zwischen 14 und 39 Jahre alt und sportlich recht aktiv. Wenn sie Rückenprobleme haben, tut es ihnen vor allem im Schulter-Nackenbereich weh – zum Lindern und Vorbeugen setzen sie auf Massagen. Sie geben an, dass ihre Beschwerden vor allem am langen Sitzen liegen.

Den „Kreuzgeplagten“ jüngeren Männern (zwischen 20 und 40 Jahren) tut der Rücken ebenfalls seltener weh – allerdings sitzt bei ihnen der Schmerz eher im Lendenwirbelbereich oder unterhalb. Sie glauben häufiger als der Durchschnitt aller Betroffenen, dass ihre Rückenprobleme an einem Bandscheibenvorfall liegen könnten. Sie setzen vor allem auf Sport, um ihren Rückenbeschwerden vorzubeugen.

Wen Rückenschmerz am häufigsten trifft
36 Prozent aller Betroffenen schmerzt der Rücken häufiger (mindestens einmal wöchentlich). Dies sind zum Einen die Älteren (ab 60 Jahre), die vor allem über Schmerzen im Lendenwirbelbereich klagen. Ihre Eigen-Diagnose deckt sich mit der ihrer Ärzte: Abnutzung, Verschleiß und Alterserscheinungen. Beim Arzt sind sie öfter als der Durchschnitt und sie setzen bei Behandlung und Vorbeugung auf Gymnastik, Bewegung und Salbe. Sie treiben weniger Sport als der Durchschnitt und sind eher übergewichtig.

Unter chronischen oder sehr häufigen Schmerzen, die als global beschrieben werden (sowohl im Lendenwirbelbereich als auch im Schulter-Nackenbereich und in Armen und Beinen) leiden überwiegend Frauen und Ältere ab 50 Jahren. Neben dem Hausarzt suchen sie häufig Orthopäden, Internisten und Schmerztherapeuten auf. Die Ärzte diagnostizieren bei dieser Gruppe vielfältige Rückenschmerzauslöser. Diese Rückenschmerzpatienten bekommen diverse Behandlungen verordnet. Sport treiben die chronisch Schmerzgeplagten eher selten. Sie sind häufiger übergewichtig bis adipös.

Prävention von Rückenschmerzen
Von den Angeboten der Krankenkassen zur Vorbeugung von Rückenschmerzen haben 61 Prozent aller Befragten schon einmal gehört. An solch einem Kurs teilgenommen haben 18 Prozent. Die Betriebskrankenkassen bieten über 18.200 Bewegungskurse und fast 5.000 Entspannungskurse zur Prävention an. Sie werden vom BKK Bundesverband in einer zentralen Präventionskurs-Datenbank erfasst und qualitätsgeprüft. Bei Präventionsleistungen sind die Betriebskrankenkassen Spitzenreiter, im vergangenen Jahr gaben sie dafür 39 Millionen Euro (pro Versicherten 2,69 Euro) aus.

Mehr zum starken Rücken unter » www.bkk.de/ruecken

Die mit dem Verband der Rückenschullehrer erstellten Alltagstipps im Scheckkartenformat „Wir stärken Ihnen den Rücken“ gibt es unter » www.bkk.de/ruecken im Internet. Dort ist außerdem Wissenswertes über die Ursachen von Rückenerkrankungen und zur ganzheitlichen Behandlung in der Broschüre „Haltung bewahren“ erhältlich.

Die Klinik Physikalische Medizin und Rehabilitation der Charité und die Zentraleinrichtung Hochschulsport der Humboldt-Universität zu Berlin haben in Kooperation mit dem BKK Bundesverband ein Programm „Rückenfit am PC“ entwickelt, das unter: www.rueckenfit-am-pc.de bezogen werden kann.



Presse und Öffentlichkeitsarbeit
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