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26.04.2007 - dvb-Presseservice

Lebensstil und Sucht

Das Suchtforum 2007 mit dem Titel „Lebensstil und Sucht – Schöner, schneller, besser, jünger – zu welchem Preis?“ fand am 18. April zum sechsten Mal im Ärztehaus Bayern statt. Dr. Max Kaplan, Vizepräsident der Bayerische Landesärztekammer (BLÄK) gab gleich zu Beginn des Suchtforums zu Bedenken, dass im Zuge der Globalisierung sich auch die Lebensbedingungen der einzelnen Menschen verändert hätten. In Arbeit und Freizeit werde Tag für Tag maximale Leistung gefordert. „Die Folge ist, dass Menschen einerseits versuchten ihre körperliche, geistige und emotionale Leistung zu maximieren, andererseits aber auch der psychischen und physischen Belastung entgegen zu wirken“, so der BLÄK-Vize. Hierzu gehöre auch der Griff zu Drogen. Doch Kaplan hinterfragte auch, warum die Krankenkassen derzeit weder Prävention noch Behandlungskosten von „Nicht-stofflich-Abhängigen“ mittragen. Überhaupt fehle das Problembewußtsein für diese Art von Sucht in unserer Gesellschaft. Hierzu zählen Menschen, die von einer substanzunabhängigen Verhaltenssucht abhängig sind, beispielsweise von der Kaufsucht, der Spielsucht, der Handysucht oder auch der Onlinesucht. Forscher ermittelten, dass bereits etwa zehn Prozent der „vernetzten Jugendlichen“ an der Schwelle zur Sucht stünden. Genau hier sollte die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) zu Hilfe kommen. Doch auch die Kostenübernahme der Behandlung Suchtkranker von legalen Drogen müsse sichergestellt sein. Die BLÄK unterstütze mit dem Suchtforum vor allem auch die Hausärzte im Kampf gegen die ‚stillen Süchte’, „haben doch wir Hausärzte zweifelsohne die Schlüsselfunktion in der Erkennung und Behandlung dieser Suchtformen inne“, so Kaplan. Aber leider fehle es hier an dem nötigen zeitlichen Freiraum und letztendlich auch an der Honorierung. Dennoch sei der Hausarzt oft die erste und leider häufig auch die letzte Anlaufstelle für Suchtkranke.

Staatssekretär Dr. Otmar Bernhard, Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz (StMUGV), betonte, dass „immer mehr Menschen in Deutschland versuchen tagtäglich, ihrer Leistung, Stimmung oder Schönheit mit Medikamenten oder psychoaktiven Substanzen auf die Sprünge zu helfen“. Daher habe Bayern z.B. vor kurzem als erstes Bundesland ein umfassendes Gesetz zum Schutz von Nichtrauchern auf den Weg gebracht. Aber auch der Medikamentenmissbrauch sei nicht zu unterschätzen. Die Betroffenen fänden sich in allen sozialen Gruppen. Bernhard warnte: „Körper und Psyche auf eigene Faust mit Helfern aus dem Arzneischrank ‚aufzubohren’, ist oft nichts anderes als ein gefährlicher Menschenversuch am eigenen Leib“. Das StMUGV nehme das Problem sehr ernst. Als Beispiele nannte er die Initiativen gegen Doping im Breitensport, Klasse 2000 oder Lions Quest.

Weitere Referenten des Suchtforums waren: Dr. med. Götz Berberich, Psychosomatische Klinik Windach, Prof. Dr. med. Jost Böning, Bayerische Akademie für Suchtfragen in Forschung und Praxis (BAS) e. V., Prof. Dr. phil. Dietrich von Engelhard, Institut für Medizin- und Wissenschaftsgeschichte, Universität zu Lübeck, PD Dr. Sabine Grüsser, Interdisziplinäre Suchtforschungsgruppe Berlin (ISFB), Institut für Medizinische Psychologie, Charité Zentrum für Human- und Gesundheitswissenschaften (ZHGB), Berlin, Univ.-Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz, Institut für Pharmazeutische Chemie, Johann-Wolfgang Goethe Universität Frankfurt am Main, Prof. Dr. Dr. Dr. med. Felix Tretter, Suchtabteilung, Isar-Amper-Klinikum, Klinikum München-Ost und Dr. Heiner Vogel, Bayerische Landeskammer der Psychologischen Psychotherapeuten und der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten.

Die etablierte Veranstaltung wird alljährlich veranstaltet von der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), der Bayerischen Landesapothekerkammer (BLAK) und der Bayerischen Akademie für Suchtfragen (BAS) e.V.



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