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10.12.2008 - dvb-Presseservice

Lehman-Opfer: Auswertung belegt Bankenhaftung

Verbraucher, denen Lehman-Zertifikate verkauft wurden, haben in fast allen Fällen einen Schadenersatzanspruch gegen ihre Bank oder Sparkasse. Das ergab eine Auswertung der Verbraucherzentrale Hamburg von knapp 400 Fällen von Lehman-Opfern. „Wir verlangen vollständige und schnelle Entschädigung der Opfer. Sonst rollt eine Prozesslawine auf die beteiligten Banken und Sparkassen zu“, sagt Günter Hörmann, Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Hamburg.

Die Grundsätze der anleger- und objektgerechten Beratung seien in den analysierten Fällen praktisch nie beachtet worden. Eine sorgfältige Aufklärung über die Risiken, die Regeln der Zinswette und die versteckten Provisionen, die von der Lehman-Bank geflossen sind, seine nicht erfolgt.

In den 393 ausgewerteten Fällen lag der durchschnittliche Schaden bei knapp 17.300 Euro, die Spanne reicht von 1.000 bis 200.000 Euro. In 27 Fällen lag die Anlagesumme bei mehr als 50.000 Euro. Jeweils rund ein Viertel der Anleger haben einen Betrag bis 5000 Euro, bis 10.000 Euro, bis 20.000 Euro bzw. darüber vorerst verloren.

71 Prozent der untersuchten Anleger sind Kunden der Hamburger Sparkasse (Haspa), 13 Prozent der Citibank und 8 Prozent der Dresdner Bank. Auf die Postbank entfallen 2 Prozent, auf andere Geldinstitute 6 Prozent.

Das Durchschnittsalter der untersuchten Kunden liegt bei knapp 64 Jahren. Betrachtet man nur die Haspa-Kunden, so sind die Betroffenen im Mittel knapp 65 Jahre alt, 26 sind älter als 80 Jahre, einer sogar über 90 Jahre.

94 Prozent der Kunden gaben an, sie hätten keine Ahnung gehabt, wie ein  Zertifikat funktioniert.  Nur 1 Prozent wusste, dass man mit dieser Anlage das Geld hätten verlieren können, 99 Prozent hatten von dem Risiko keine Ahnung, wurden also auch nicht darauf hingewiesen.

In fast drei Viertel der Fälle ging die Initiative zum Kauf von dem Geldinstitut aus; die meisten erhielten einen Anruf, gut ein Drittel wurde in der Filiale angesprochen.

Entschädigungsangebote haben bisher nur 8 Prozent der Kunden bekommen, alle von der Haspa. Alle anderen Geldinstitute verweigern bislang jede Entschädigung.

Bisher haben sich rund 2.000 Lehman-Opfer ratsuchend an die Verbraucherzentrale Hamburg gewandt. Von diesen nahmen 1.100 an sieben (!) Informationsveranstaltungen der Verbraucherschützer teil, andere wurden schriftlich und persönlich beraten. Die Termine für die persönliche Beratung sind ausgebucht bis April 2009.

Nach Schätzungen der Verbraucherzentrale Hamburg gibt es in Deutschland 40.000 Lehman-Opfer, davon in Hamburg 10.000, darunter wiederum 4.000 Haspa-Kunden. Rechnet man die Auswertung der untersuchten knapp 400 Fälle auf die geschätzte Gesamtzahl der Betroffenen hoch, so ergibt sich für Deutschland eine Schadenssumme von 692 Millionen Euro, für Hamburg von 173 Millionen Euro und für Haspa-Kunden von 69 Millionen Euro.

Die Verbraucherzentrale Hamburg fordert von den beteiligten Banken und Sparkassen: Kunden, die nicht über das Insolvenz-Risiko aufgeklärt wurden, denen mit den Zertifikaten eine offenkundig falsche Anlageempfehlung gegeben wurden, die nicht über die komplizierten Zinswetten aufgeklärt wurden oder denen die Provision, die von Lehman an die herausgebende Bank oder Sparkasse gezahlt wurde, verschwiegen wurde, sind vollständig, schnell und unbürokratisch zu entschädigen. Andernfalls wird auf die Gerichte in den kommenden Monaten eine Prozesslawine zurollen.

Die letzte Sonderveranstaltung für Lehman-Opfer  in diesem Jahr findet heute, Mittwoch, 10. Dezember 2008, um 18 Uhr in der Heinrich-Wolgast-Schule,Aula (genannt PAULA), Carl von Ossietzky-Platz (Lange Reihe), 20099 Hamburg, statt.

Fallschilderungen und FAQ zu Lehman und zur Finanzkrise allgemein unter www.vzhh.de.

Telefonische Beratung Mo bis Do 10 – 18 Uhr unter 09001-77 54 42 (1,50 €/Min. aus dem dt. Festnetz, mobil evtl. teurer).



Frau Edda Castello
E-Mail: presse@vzhh.de

Verbraucherzentrale Hamburg e.V.
Kirchenallee 22
20099 Hamburg
http://www.vzhh.de/