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07.11.2011 - dvb-Presseservice

Markteinschaetzung GECAM AG: Trojanisches Pferd unterbricht Herbstrallye

- Positive Konjunktur-/Unternehmensdaten aus China, Deutschland, USA - Papandreou tritt EFSF-/EU-Gipfelbeschlüsse in die Tonne - Es gibt auch ein Leben „nach Griechenland“ - EZB senkt Zinsen und US-Notenbank bekräftigt „Nullzinspolitik“ bis 2013

Die Frage aus unserer Markteinschätzung von Anfang Oktober „Showdown zum Quartalswechsel – Boden für Börsenhausse?“ wurde vom Markt zunächst eindeutig mit Ja beantwortet und es sah tatsächlich nach einem möglichen Befreiungsschlag an den Börsen aus. Nachdem der Oktoberauftakt noch sehr verhalten war, konnten sich die meisten internationalen Aktienindices bereits vor dem großen „Euro-Rettungsgipfel“ am 27.10.2011 erholen. Nach dem vermeintlich „großen Wurf“ startete eine regelrechte Rallye, die untergewichtete Investoren und Leerverkäufer zu Eindeckungen zwang. Angeführt wurde die Erholung von Banken- und Versicherungstiteln, die weder vom „freiwilligen“ Verzicht auf 50 Prozent der Forderungen gegenüber Griechenland, noch von den ab Mitte 2012 auf 9 Prozent erhöhten Eigenkapitalanforderungen gebremst werden konnten.

Zusammen mit europäischen Bankentiteln zählte der deutsche Markt zu den größten Gewinnern. Neben den mit den Beschlüssen schwindenden „Weltrezessionsängsten“ half dem DAX auch die Annahme, dass deutsche Banken wahrscheinlich keine staatlichen Mittel für die Kapitalerhöhung benötigen werden. Hinzu kam die Erleichterung darüber, dass Deutschland über die angestrebte „Teilkasko-Versicherungslösung“ (EFSF garantiert bei Neuemissionen von Euro-Wackelkanditaten einen 20prozentigen Anteil) zumindest der kompletten Vergemeinschaftung der Euroschulden (via Eurobonds oder eine Hebelung der EFSF-Mittel via Banklizenz) entgehen könnte. Auch der DowJones konnte mit gut 1000 Punkten Zugewinn sogar einen der besten Oktoberverläufe in seiner langjährigen Geschichte hinlegen. Der breitere S&P 500 sowie der technologielastige Nasdaq notierten zum Monatsultimo nur noch knapp unter ihren Jahreshochs. Weil auch der SSE-China-Composite endlich seinen viermonatigen Abwärtstrend durchbrechen konnte, sah neben der Markttechnik zuletzt auch die Marktbreite sehr gut aus. Es schien, als wäre das „Euro-Problem“ gerade noch rechtzeitig gelöst worden, bevor nachhaltige Bremsspuren in der Realwirtschaft zu spüren waren.

Papandreou stößt alle vor den Kopf

Vor diesem Hintergrund hatte das Timing bzgl. der Ankündigung eines Referendums von Giorgos Papandreou, kurz nach Schluss der europäischen Börsen am 31.10. und unmittelbar vor dem Allerheiligen-Feiertag, einen Attentats-Charakter. Nur ein heftiger Terroranschlag hätte ein ähnliches Erdbeben an der Börse auslösen können: Der DAX verlor zeitweise mehr als 6 Prozent. Dabei wurden nicht nur die Börsen sondern auch die Europapolitiker völlig auf dem falschen Fuß erwischt. Auf dem G20-Gipfel in Cannes wurde von Merkel und Sarkozy prompt der Stopp der 8 Mrd.-Hilfe, deren Freigabe für den 8.November geplant war, angedroht . Darüber hinaus wurde erstmals der Austritt Griechenlands offen andiskutiert. Frau Merkel sprach dabei letztlich nur aus, was mittlerweile rund 84-90 Prozent (lt. ZDF/ntv-Umfragen) der Bevölkerung dachten. Kein Wunder angesichts der Tatsache, dass die halbe Welt wenige Tage zuvor in einem absoluten Kraftakt seitens europäischer Gemeinschaft und IWF eigens ein Rettungspaket samt Schuldenverzicht und ein „Rettungsinstitut“ (EFSF) für die Griechen beschlossen hatten, obwohl die Griechen bisher so gut wie nichts von Ihren Spar- und Privatisierungsversprechen umgesetzt haben. Abgesehen von Generalstreiks war davon hierzulande jedenfalls sehr wenig zu sehen. Hoffentlich bleibt es bei Merkels Ansage an die Griechen, dass ab jetzt nur noch Taten zählen. Selbiges muss auch für Italien gelten, dessen Sparmaßnahmen in der Regel auch sehr weit in die Zukunft – meist in die nächste Legislaturperiode – verlegt werden. Ohne diesen Handlungsdruck können und wollen sich manche Euro-Südstaaten offenbar nicht bewegen. EU-Staaten, die sich chronisch wie Trojaner verhalten und sich als Einbahnstraßen für EU-Hilfen verstehen, müssen die Gemeinschaft verlassen. Jedenfalls kann es nicht sein, dass diese ständig versuchen als Schwanz mit dem Hund (von der Größenordnung wäre die Zecke im Schwanz des Hundes passender) zu wedeln.

Realwirtschaft weiter intakt

Dem Hund (der globalen Wirtschaft) als solchen, ginge es an sich nicht so schlecht. Die Einkaufsmanagerindices fallen trotz der politischen Unwägbarkeiten global eher besser aus als erwartet, die Auftragseingänge bei den Investitionsgütern in USA waren unerwartet kräftig und das Bruttoinlandsprodukt für das 3. Quartal sah dort alles andere als rezessiv aus. Ob Autoabsatz (deutsche Hersteller vermelden Spitzenzahlen) oder auch LKW-Bestellungen (MAN meldete für Oktober nahezu Rekordwerte): eine massive Abschwächung der Weltwirtschaft oder gar Rezession fühlt sich sicher anders an. Da die Unternehmensbewertungen – griechenlandbedingt - günstig und die Kriegskassen vieler Unternehmen prall gefüllt sind, ist auch weiterhin mit Übernahmen zu rechnen. Allein im Oktober kündigte der neben SAP größte Datenbank- und Firmensoftwarespezialist Oracle an, den „Cloud-Spezialisten“ RightNow für 1,8 Mrd. und Cigna (US-Versicherer) HealthSpring für 3,8 Milliarden US-Dollar zu übernehmen. Daneben wurden viele Insider- und Aktienrückkäufe angekündigt, so z.B. von Warren Buffett’s Berkshire Hathaway. Auch fremdfinanzierte Übernahmen sind wegen der extrem niedrigen Zinsen jederzeit denkbar.

Ausblick
 

Die klaren Worte von Merkel/Sarkozy auf dem G20-Gipfel in Cannes sind sehr zu begrüßen, was erste positive Marktreaktionen bestätigen. Selbst wenn Griechenland austreten sollte und aufgrund einer Staatsinsolvenz mehr als 50-Prozent der Schulden ausfallen sollten: sowohl der EFSF-Mechanismus, der ja auch für weitere Problem-Länder eingesetzt werden kann, als auch die Rekapitalisierung der Banken bleiben. Dennoch gibt es, selbst wenn Griechenland nun einlenkt, immer noch genügend offene Fragen zum Rettungspaket an sich: z.B. was ist, wenn die US-Ratingagenturen den Schuldenschnitt Griechenlands letztlich doch als „Default“ werten und dadurch die sog. „CDS / Credit-Default-Swaps“ mit einem „Kreditevent“ belastet werden, so dass vielleicht ein CDS-/Versicherungsgeber (wie damals AIG bei der Lehmanpleite) ins schlingern gerät? Was passiert mit den Griechenlandanleihen von privaten Nichtbankgläubigern? Was ist, wenn diese klagen und ggf. einen Insolvenzantrag für Griechenland stellen? Bekommen alle europäischen und vor allem auch die griechischen Banken die 9 Prozent Eigenkapitalquote zusammen? Was passiert im Falle des Zusammenbruchs einer griechischen Bank? Der relativ stabile Euro deutet jedenfalls darauf hin, dass es auch ein Leben „nach Griechenland“ gibt: Die Aktionäre sollten sich dessen auch mehr und mehr bewusst werden, vor allem solange die Notenbanken alle Schleusen weit geöffnet halten. Die US-Notenbank hat am 02. November noch mal bekräftigt ihre Nullzinspolitik bis 2013 aufrecht zu halten. Die EZB stieß mir ihrer Zinssenkung am 3.November ins gleiche Horn. Zwei Dinge sind aber sicher: Die Flut (Liquidität) hebt langfristig alle Boote und Angstphasen sind ein guter Boden für Langfristinvestitionen in Qualitätsaktien. Dass sich die sogenannte „Euro-Krise“ bisher primär am Aktienmarkt, statt am Devisenmarkt abspielt (der Euro war im Außenverhältnis ja nie wirklich schwach), ist für uns jedenfalls nicht nachvollziehbar.

Helmut Knestel ist mitverantwortlich für das Portfoliomanagement der vier Dachfonds des unabhängigen Finanzdienstleisters GECAM AG. Der GECAM-Marktkommentar erscheint monatlich.



Herr Matus Qurbany
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Über die German Capital Management AG (GECAM AG)

Seit Gründung vor über zehn Jahren hat sich die GECAM AG als unabhängiger Finanzdienstleister mit einer Zulassung nach §32 Kreditwesengesetz auf das Investmentgeschäft spezialisiert. Das Unternehmen bündelt die fünf für das Investmentgeschäft essenziellen Bausteine Investmentdach, Vermögensverwaltung, Produkte, Partner-Portal und Dienstleistungskonzept in einem Haus. Mit ihrem ganzheitlichen Servicepaket unterstützt GECAM Vermittler in der professionellen Beratung, individuell passenden Fondsauswahl, gesetzeskonformen und haftungsminimierenden Angebotserstellung, Depotkontrolle sowie im Reporting und in der Auftragsabwicklung. Durch die Entwicklung eigener, erfolgreicher Superfunds unterstreicht das Unternehmen die fachliche wie organisatorische Leistungsfähigkeit ihres Finanzmanagements. GECAM verwaltet in ihren vier Dachfonds aktuell ein Gesamtnettovermögen von 150 Mio. Euro. Der GECAM-Dachfonds Global Value wurde von Fonds professionell mit dem Deutschen Fondspreis 2008 ausgezeichnet. Dem Unternehmen wurde 2008 zudem der Preis Top100 als einem der 100 innovativsten Mittelständler Deutschlands verliehen.

URL: www.deutsche-versicherungsboerse.de/pressespiegel/Markteinschaetzung-GECAM-AG-Trojanisches-Pferd-unterbricht-Herbstrallye-ps_23811.html