Marktstudie 2007: Gewinnbeteiligung trotz(t) VVG-Reform
Köln, den 16. Januar 2007 – Die ASSEKURATA Assekuranz
Rating-Agentur stellte heute zum fünften Mal in Folge ihre Erhebung zur Gewinnbeteiligung
deutscher Lebensversicherer vor. 79 Unternehmen nahmen in diesem Jahr an der
Studie teil. Das entspricht einem Marktanteil von 93,41 % (Vorjahr: 92,68 %).
Trotz einer spürbaren Verunsicherung bei den Versicherern über die Folgen der
anstehenden VVG-Reform bleibt die Gewinnbeteiligung im Marktdurchschnitt gegenüber
dem Vorjahr konstant. Die Studie 2007 einschließlich umfangreicher
Einzelauswertungen kann ebenso wie alle Assekurata-Ratingberichte auf der
Website www.assekurata.de kostenlos heruntergeladen werden.
Laufende Gesamtverzinsung trotz Rechnungszinssenkung stabil
Die Ergebnisse 2007 im Überblick:
- Laufende Gesamtverzinsung auch nach Rechnungszinssenkung im Schnitt praktisch unverändert
- Wie im Vorjahr halten über 70 % der Versicherer ihre Deklaration im Neugeschäft stabil, das heißt die laufende Überschussbeteiligung wurde in der Mehrzahl der Fälle um jene 0,5 Prozentpunkte angehoben, um die der Rechnungszins gesenkt wurde. Von den restlichen 30 % haben zwei Drittel die Gewinnbeteiligung erhöht und ein Drittel abgesenkt; allerdings sind je nach Produktart, zum Beispiel Riester und laufende Renten, Unterschiede zu beobachten.
- Während sich das Marktniveau nicht verändert, zeigen sich an der oberen und unteren Grenze deutliche Tendenzen in Richtung Durchschnitt: Der Markt rückt weiter zusammen.
Riester-Produkte erstmals marktgängig verzinst
- Unterschiedliche Gewinnbeteiligung für die verschiedenen Produkte
- Einheitliche Deklarationen über alle Produkte und Tarifgenerationen werden zunehmend zur Ausnahme – die Komplexität der Gewinndeklarationen nimmt weiter zu.
- Verzinsung von Riester-Produkten in der Deklaration 2007 erstmals fast auf dem Niveau der übrigen Produkte: Ausdruck der verschärften Wettbewerbsintensität in diesem Geschäftsfeld.
- Gesamtüberschussbeteiligung inklusive aller Komponenten liegt unverändert über 5%
Erstmals detaillierte Analyse der Beitragsrendite
- Garantiezinsanforderungen in den Beständen weiterhin dicht am „sicheren Zins“
- Garantierte Beitragsrendite der Verträge im Neugeschäft reicht nicht mehr für Inflationsausgleich
- Nominaldeklarationen und prognostizierte Beitragsrenditen unterscheiden sich erheblich
- Unterschiedliche Kosten und zusätzliche Gewinnbeteiligungskomponenten haben zur Konsequenz, dass die Deklaration der laufenden Gesamtverzinsung kein geeigneter Anhaltspunkt für den Vergleich aus Kundensicht ist.
- In den untersuchten Beispielrechnungen ergibt sich durchschnittlich eine prognostizierte Beitragsrendite von rund 4 %. Das heißt: Trotz Abzug der Kosten für Risiko- und Dienstleistungsgeschäft liegt die prognostizierte Rendite einer Rentenversicherung gleichauf mit dem aktuellen Zins für ein zehnjähriges Bundeswertpapier.
Auswirkungen der VVG-Novelle
- Umfrage zu den Auswirkungen der VVG-Reform für Kunden und Versicherer lässt starke Veränderungen erwarten
Kluft zwischen hohen und niedrigen Deklarationen schließt
sich
„Der Markt tritt auf der Stelle und konsolidiert sich weiter“, teilte Dr.
Reiner Will, Geschäftsführer der ASSEKURATA Assekuranz Rating-Agentur, auf der
heutigen Pressekonferenz mit. „Die in den Vorjahren entstandene Kluft zwischen
sehr hohen und sehr niedrigen Deklarationen schließt sich wieder, während sich
im Marktdurchschnitt gegenüber 2006 faktisch keine messbare Veränderung
ergibt“.
Assekurata erwartet kurzfristig anhaltende Seitwärtsbewegung
Aufgrund der unklaren Rahmenbedingungen und der spürbaren Verunsicherung bei
den Gesellschaften sowie der weiterhin niedrigen Zinssätze am Kapitalmarkt
erwartet Assekurata, dass diese Seitwärtsbewegung kurzfristig anhält.
Marginale Unterschiede
Im Durchschnitt ist in allen untersuchten Tarifgenerationen und Produktarten
eine hohe Konstanz bei der Gewinnbeteiligung zu beobachten. Die Unterschiede
sind marginal und liegen in der zweiten Nachkommastelle.
Rechnungszinssenkung ohne Einfluss auf Gesamtverzinsung
Die Rechnungszinssenkung ab dem 01.01.2007 von 2,75 % auf 2,25 % hat praktisch
keinen Einfluss auf die laufende Gesamtverzinsung. Rund 70 % der befragten
Versicherer haben ihre Deklaration im Neugeschäft so geändert, dass die
laufende Gesamtverzinsung, also die Summe aus Garantiezins und laufender
Überschussbeteiligung, unverändert blieb.
Unterschiedliche Deklarationen erhöhen Komplexität. Auch bei der Deklaration
2007 setzt sich der bereits in den Vorjahren zu beobachtende Trend fort, dass
die Lebensversicherer zunehmend nicht mehr einheitlich für den Gesamtbestand
deklarieren. Die Studie zeigt eine deutliche Differenzierung in Abhängigkeit
von Tarifart und Tarifgeneration.
„Deklaration ist nicht gleich Deklaration“
Auch in diesem Jahr ging Assekurata der Frage nach, welche Gesamtüberschussbeteiligung
sich ergibt, wenn man alle Überschusskomponenten (laufende Gesamtverzinsung
gemäß Deklaration, Schlussüberschuss, Risikogewinn und Kostengewinn)
zusammenrechnet. Das Ergebnis: Die maßgeblichen Versichertenguthaben werden
auch im Jahr 2007 wieder mit mehr als 5 % verzinst. Hierbei ergibt sich eine
stärkere Spreizung im Markt als bei den reinen Deklarationssätzen. Die Grafik
zeigt eine Reihe von Gesellschaften, die trotz einer geringen Deklaration
(orange Balken) eine überdurchschnittliche Verzinsung (grüne Balken) in
Aussicht stellen. „Deklaration ist nicht gleich Deklaration“, betonte Dr.
Reiner Will. „Ein Vergleich der alljährlich zum Jahresende in der Presse
vorgestellten Gewinnbeteiligungssätze führt nach wie vor nicht zu transparenten
Ergebnissen, die sich Kunden, Interessenten und Vermittler für ihre
Entscheidung wünschen.“
Zudem sollte bei dieser Rechnung stets berücksichtigt werden, dass die
Schlussüberschusskomponente den Verträgen noch nicht verbindlich gutgeschrieben
ist und nachträglich verändert werden kann.
Erstmals Ermittlung der Beitragsrendite
Erstmals hat Assekurata in diesem Jahr die effektive Rendite ermittelt, die
sich in Relation zum Beitrag der Kunden ergibt. Diese Beitragsrendite liegt
wegen der Risiko- und Kostenabzüge unterhalb der Deklaration. Bezogen auf die
Garantieleistung befindet sie sich nach der Rechnungszinssenkung unter der
Inflationsrate, während die prognostizierte Beitragsrendite im Schnitt noch
rund 4 % Verzinsung ergibt.
Dabei gilt es allerdings zu berücksichtigen, dass eine Versicherungsprämie auch
Bestandteile enthält, die nicht zur Ablaufleistung beitragen. Denn eine
Versicherung dient in erster Linie der Absicherung von Risiken und ist erst in
zweiter Linie ein Kapitalanlageprodukt.
Die Modellrechnungen ergeben, dass die Risiko- und Kostenanteile ca. einen
Prozent der Beitragsrendite aufzehren.
Bei der Messung der Rendite von Lebens- bzw. Rentenversicherungsverträgen
ergeben sich somit beträchtliche Unterschiede - je nachdem, welche Bestandteile
und welche Basis in die Betrachtung einfließen.
Einheitliche Standards für Beispielrechnungen gefordert
Gemeinhin wird in entsprechenden Vergleichen die „laufende Gesamtverzinsung“
dargestellt und so auch alljährlich von den Versicherern veröffentlicht.
Gleichzeitig ist ein Preis-Leistungs-Vergleich, zumal über alternative Anlageformen,
anhand der laufenden Gesamtverzinsung denkbar ungeeignet. „Umso wichtiger sind
einheitliche Standards für vergleichbare Beispielrechungen, die künftig nach §
7 VVG-E und ergänzender Rechtsverordnung vorgesehen sind“, betonte Dr. Reiner
Will.
Niedrige Kapitalmarktzinsen für Neuanlagen bergen unternehmerisches Risiko
Garantiezinsanforderungen in den Beständen weiterhin nahe am „sicheren Zins“.
Trotz dreier Rechnungszinssenkungen seit dem Jahr 2000 liegt die
durchschnittliche Garantiezinsanforderung im Markt immer noch bei rund 3,50 % -
und damit nur knapp unter dem Niveau der aktuellen Umlaufrenditen für
„risikofreie“ Kapitalanlagen. Angesichts der aktuell niedrigen Kapitalmarktzinsen
für Neuanlagen steckt hierin ein erhebliches unternehmerisches Risiko. „Müssten
künftig im größeren Stil ältere Papiere mit hohem Kupon verkauft werden, weil
sie aktuell stille Reserven aufweisen, käme dies einer akuten Gefährdung der
Garantieansprüche der verbliebenen Versicherten gleich“, betont Dr. Reiner
Will. „Genau dies aber wäre eine drohende Konsequenz aus dem aktuellen Regierungsentwurf
zur VVG-Novelle.“ Die nachstehende Grafik beleuchtet das Verhältnis von
durchschnittlichem Garantiezins pro betrachtetem Einzelunternehmen im
Verhältnis zum Marktdurchschnitt und zur aktuellen Umlaufrendite zehnjähriger
Staatsanleihen.
Auswirkungen der VVG-Reform
Im Zuge der Marktstudie 2007 befragte Assekurata die Versicherungsunternehmen
überdies, welche Auswirkungen sie aus der VVG-Reform erwarten. Die Ergebnisse
dieser Umfrage werden im Folgenden dargestellt. Zunächst wollte Assekurata wissen,
welche Auswirkungen die Versicherer für die Höhe der laufenden Gesamtverzinsung
erwarten. Aus den 50 qualitativen Antworten lässt sich ableiten, dass sich die
VVG-Novelle mindernd auf die laufende Gesamtverzinsung auswirken dürfte.
4 % erwarten Rückgang der laufenden Gesamtverzinsung
Demnach erwarten 84 % der Lebensversicherer einen Rückgang der laufenden
Gesamtverzinsung, während nur 16 % davon ausgehen, dass die VVG-Reform ohne
Auswirkung auf die Gewinnbeteiligung bleiben wird.
Auffällig ist das unterschiedliche Antwortverhalten der verschiedenen Rechtsformaggregate.
Demnach sehen die Aktiengesellschaften den stärksten Rückgang voraus, während
die öffentlichen Versicherer ein moderateres Absinken der laufenden
Gesamtverzinsung prognostizieren.
Noch stärkere Betonung der Schlussüberschussanteile nach der VVG-Reform?
Nachdem der Regierungsentwurf zur VVG-Novelle sowohl verschärfte Rückkaufswertregelungen
als auch strengere Vorgaben zur Beteiligung an den stillen Reserven vorsieht,
wird marktweit vermutet, dass die Lebensversicherer nun vermehrt auf
Schlussüberschussanteile setzen dürften. Damit könnten sie den gefürchteten
„Log-In-Effekt“ bei der laufenden Gewinnbeteiligung abmildern. Bei dieser Frage
zeigen die 50 qualitativen Äußerungen kein eindeutiges Bild: Insgesamt erwarten
34 % der Versicherer einen relativen Anstieg der Schlussüberschüsse, während 44
% einen Rückgang vorhersehen. 22 % der Versicherer erwarten, dass die
VVG-Reform überhaupt keine Auswirkungen auf die Schlussüberschussbeteiligung
haben wird.
Weiter wollte Assekurata wissen, wie sich die VVG-Reform auf die Stornoquote
auswirken könnte. 58 % der antwortenden Gesellschaften gehen davon aus, dass
die Stornoquote um bis zu 10 % steigen wird. Weitere 4 % prognostizieren sogar
einen Anstieg um bis zu 20 %. Gleichzeitig rechnen die Versicherer mehrheitlich
damit, dass die Stornoabzüge künftig eine geringere Höhe haben werden als dies
heute noch der Fall ist.
VVG-Reform könnte für Kurskorrektur bei Stornoabzügen sorgen
„Die VVG-Novelle könnte an dieser Stelle zu einer deutlichen Kurskorrektur im
Markt führen“, bemerkt Dr. Reiner Will. „Die Tatsache, dass die Stornoabzüge
künftig explizit zu vereinbaren und damit auch zu beziffern sind, veranlasst
die Mehrzahl der Versicherer offensichtlich, hier moderater zu agieren.“ Das bedeute
aber auch, dass die entsprechenden Stornoerträge für das Versichertenkollektiv
zurückgehen könnten beziehungsweise die verbleibenden Versicherten über ihre
Gewinnbeteiligung für die durch die Stornierer verursachten Kosten stärker als
bisher aufkommen müssten.
Die Vorschriften zur Beteiligung der Kunden an den stillen Reserven, aber auch
die verbesserten Regelungen im Rückkaufsfall werden sich auf die Kapitalanlagepolitik
der Versicherer. Assekurata ist der Frage nachgegangen, wie weitreichend diese
Änderungen voraussichtlich sein werden. Hierbei zeigten sich die Gesellschaften
besonders zurückhaltend. So wollten 27 Unternehmen hierüber keine Einschätzung
abgeben. Fast drei Viertel der Versicherer sehen eine mäßige, weitere knapp 8 %
eine starke Veränderung ihrer Kapitalanlagestrategie voraus.
Abschließend wollte Assekurata von den Lebensversicherern wissen, wie stark die
geplanten Neuregelungen im VVG auf das Produktangebot ausstrahlen werden. Über
80 % der Lebensversicherer gehen davon aus, dass sie infolge der VVG-Reform
ihre Produktpolitik ändern müssen: Herkömmliche deutsche
Lebensversicherungsprodukte mit Garantien und zeitnaher Gewinnbeteiligung
drohen damit an Bedeutung zu verlieren..
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Herr Russel Kemwa
Tel.: 0221 27221-38
Fax: 0221 27221-77
E-Mail: kemwa@assekurata.de
ASSEKURATA Assekuranz Rating-Agentur GmbH
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