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15.01.2007 -
dvb-Presseservice
Mehr Unabhängigkeit und Lebensqualität im Alltag
Wie Hi-Tech blinden und sehbehinderten Menschen hilft
Dienstagmorgen in einem ganz normalen Gymnasium in Baden-Württemberg: Die 28
Schülerinnen und Schüler der Klasse 10 schreiben einen Englisch-Test. Während
sich ihre Klassenkameraden konzentriert über die Aufgabenblätter beugen, tastet
Bianca mit den Fingern über ein kleines Kästchen, das an ihr Notebook
angeschlossen ist. Nur so kann sie die Englisch-Aufgabe lesen. Bianca, 16 Jahre
alt, ist seit ihrer Geburt blind.
Mit dem Computer und der Braille-Zeile
lässt sie sich die Unterrichtsmaterialien in Punktschrift "übersetzen", die sie
auf der Ausgabe-Zeile ertasten kann. Das technische Hilfsmittel ermöglicht es
Bianca, trotz ihrer Behinderung die Regelschule zu besuchen. Der Vorteil
gegenüber der Blindenschule: kürzere Fahrzeiten und mehr Kontakt zu den
Klassenkameraden außerhalb der Schule. "In der Grundschulzeit wohnte meine beste
Schulfreundin 60 Kilometer entfernt. Da hat man sich halt nur in den Ferien mal
getroffen. Hier sind meine Mitschüler alle in der Nähe."
Für Biancas
Klassenkameraden im Gymnasium ist es längst nichts Besonderes mehr, dass ihre
Mitschülerin nicht sehen kann. Die 16-Jährige gehört jetzt einfach dazu, fühlt
sich in ihre Klasse gut integriert. "Das ist sicher nicht für alle Schüler der
passende Weg, aber für mich war die Entscheidung für die Regelschule die
richtige," sagt Bianca. Zumal die Alternative, zum Abitur zu kommen, ein
Blinden-Internat in Marburg gewesen wäre. So muss sie wohl etwas mehr zu Hause
nacharbeiten als ihre sehenden Klassenkameraden. Im Wesentlichen aber kommt
Bianca dank der technischen Hilfe und der Unterstützung durch ihre Assistentin -
eine junge Frau im Freiwilligen Sozialen Jahr - bestens zurecht.
Ein
weiteres technisches Hilfsmittel wird sich Bianca demnächst anschaffen: ein
tastbares Grafikdisplay für den Taschenrechner. Es wandelt Grafiken mit Hilfe
von herausragenden Stiften in ein tastbares Bild um. Zum Beispiel bei
Kurvendiskussionen in Mathematik in der Oberstufe ist eine solche technische
Schnittstelle zwischen dem "normalen" Unterricht und ihren besonderen
Bedürfnissen von entscheidender Bedeutung.
Insgesamt leben mehr als
35.000 blinde und sehbehinderte Menschen in Baden-Württemberg, so die neuesten
Zahlen des Statistischen Landesamtes. "Für viele dieser Menschen bringen neuere
technische Entwicklungen ein deutliches Plus an Unabhängigkeit und
Lebensqualität," so der Vorstandsvorsitzende der AOK Baden-Württemberg, Dr. Rolf
Hoberg. "Wir freuen uns, dass wir mit unseren Leistungen hier eine echte Hilfe
sein können."
Hi-Tech für mehr Lebensqualität - das ist auch der Vorteil
des so genannten Laser-Langstocks. Der Griff, der auf die meisten üblichen
Blindenstöcke passt, funktioniert ähnlich wie die Park-Abstandsmessung beim
Auto. Mit einem Vibrationssignal warnt er den Benutzer vor Hindernissen im Kopf-
und Oberkörperbereich. Mit dem herkömmlichen Stock werden vor allem Hindernisse
am Boden ertastet. Die technische Raffinesse des Laser-Langstocks verhilft also
unterwegs zu mehr Sicherheit.
Auch in anderen Alltagsbereichen hilft
immer ausgefeiltere Technik vielen blinden und sehbehinderten Menschen: Über
verschiedene Scanner-Systeme lassen sich Dokumente und Bücher schnell und
unkompliziert in die Braille-Schrift übersetzen. Sogenannte
Screenreader-Programme lesen den Inhalt von Internetseiten vor. Kleine
Handgeräte sagen auf Knopfdruck die Farbe eines Kleidungsstücks an und helfen so
bei der Zusammenstellung der Garderobe. Eine spezielle Handy-Software ermöglicht
es, SMS mit der Braille-Tastatur zu schreiben.
Trotz aller Hi-Tech ist
aber für viele Betroffenen eines der ältesten bekannten Hilfsmittel weiterhin
enorm wichtig: der Blindenhund. Beleg: Allein im vergangenen Jahr hat
beispielsweise die AOK Baden-Württemberg 45 Blindenhunde unterhalten.
Weitere
wichtige Informationen und Links zum Thema gibt es im Internet unter
AOK
Baden-Württemberg: www.aok-bw.de
Nikolauspflege, Stitung für
blinde
und sehbehinderte Menschen: www.nikolauspfllege.de
Integration
blinder und sehbehinderter Kinder: www.integrationskinder.de
www.familienhandbuch.de
AOK Baden-Württemberg
Heilbronner Str. 184
70191 Stuttgart
Deutschland
www.aok.de/bw
URL: www.deutsche-versicherungsboerse.de/pressespiegel/Mehr-Unabh%E4ngigkeit-und-Lebensqualit%E4t-im-Alltag-ps_3438.html