Über 90 Prozent der mittelständischen Unternehmen, die ihren Mitarbeitern
Zeitwertkonten anbieten, sind äußerst zufrieden mit ihren Modellen. Mit der
Einführung dieses Personalinstruments verfolgen sie vor allem zwei Ziele: eine
Lösung für den Gleitzeitüberlauf sowie eine Regulierung der Mitarbeiterzahl in
Zeiten geringer Auslastung. Zu diesen Ergebnissen kommt eine repräsentative
Studie von HDI-Gerling Leben, HDI-Gerling Pensionsmanagement und dem
F.A.Z.-Institut. Hierbei wurden 200 Mittelstandsbetriebe mit 50 bis 1.000
Mitarbeitern, die Zeitwertkonten führen oder ihre Umsetzung bis 2011 planen, zu
ihren Erwartungen und Erfahrungen mit diesen Modellen
befragt.
Zeitwertkonten eröffnen den Unternehmen neue Möglichkeiten, ihr
Personal effizient und flexibel einzusetzen. Mitarbeitern hilft dieses
Instrument bei der individuellen Lebensplanung - im Erwerbsleben ebenso wie für
die Gestaltung des persönlichen Ruhestandsbeginns. Während Zeitwertkonten in
Großunternehmen schon stark verbreitet sind, verhält sich der Mittelstand bisher
zurückhaltend mit deren Implementierung.
Durchdringung abhängig von Gesetzesnovelle
Um Zeitwertkonten für mittelständische Betriebe
attraktiver zu gestalten, wünschen sich die Personalentscheider eine leichtere
Portabilität der Wertguthaben, einen geringen bürokratischen Aufwand sowie
verbesserte Regelungen zum Insolvenzschutz (Grafik 1). An zwei dieser Kriterien,
der Portabilität und dem Insolvenzschutz, setzt auch der Gesetzgeber mit seinem
aktuellen Referentenentwurf zum "Flexi-Gesetz" an, das die
sozialversicherungsrechtlichen Rahmenbedingungen von Zeitwertkonten regelt. "Die
grundsätzliche Zielsetzung dieser Gesetzesnovelle ist zu begrüßen, weil damit
die Akzeptanz für dieses wichtige personalpolitische Instrument gestärkt wird",
betont Björn Schütt-Alpen, Vorstand der HDI-Gerling Pensionsmanagement AG.
"Allerdings muss der Gesetzgeber darauf achten, dass er nicht über das Ziel
hinausschießt und Zeitwertkonten unnötig
reglementiert."
Wertguthaben in Zeit bevorzugt
So ist das
Gros der Personalentscheider dagegen, dass der Gesetzgeber die Kontoführung von
Wertguthaben in Geld obligatorisch vorschreiben will. Drei Viertel der befragten
Nutzer von Zeitwertkonten führen sie derzeit nicht in Geld sondern Zeit. Auch
die Mittelständler, die in den nächsten drei Jahren dieses Personalinstrument
bei sich implementieren möchten, bevorzugen mehrheitlich die Kontoführung in
Zeit statt Geld.
Knackpunkt insolvenschutz
Dass starker
Aufholbedarf bei der Insolvenzsicherung besteht, zeigt ein weiteres
Studienergebnis: Nur gut 40 Prozent der Unternehmen bestätigen in der Befragung
ausdrücklich, ihrer Pflicht zur Insolvenzsicherung für Zeitwertkonten
nachzukommen. "Viele Mittelständler ignorieren bisher offensichtlich den
Insolvenzschutz ihrer Zeitwertkonten", stellt der Vorstand Schütt-Alpen fest.
"Zwar gibt es eine Pflicht zur Insolvenzsicherung, aber das Gesetz sieht bislang
keine direkten Sanktionen bei Verstößen vor. Deshalb ist der Gesetzgeber
gefordert, eindeutige und verbindliche Regelungen zum Schutz der Wertguthaben im
Insolvenzfall zu treffen."
Zufriedenheit Überwiegt
Insgesamt sind die Unternehmen, die Zeitwertkonten führen, mit
ihren Modellen sehr zufrieden. Ebenfalls positiv äußern sie sich über die
Nachfrage auf Mitarbeiterseite: Vier von zehn Mittelständlern geben an, ihre
Erwartungen seien hierbei übertroffen worden. Immerhin mehr als 50 Prozent der
Beschäftigten beteiligen sich an den angebotenen Zeitwertkontenmodellen. Bei
kleineren Unternehmen mit 50 bis 499 Mitarbeitern ist die Nachfrage sogar größer
als bei Betrieben mit 500 bis 1.000
Beschäftigten.
Mitarbeiterbingung wird wichtiger
Neben den
Vorteilen zur Gleitzeit- und Kapazitätenregulierung sehen die Unternehmen, die
die Einführung von Zeitwertkonten planen, ihre wichtige Funktion als
Rekrutierungsinstrument. Siegfried Hischke, Leiter des Produktmanagements Firmen
bei HDI-Gerling Leben, zieht daraus folgende Rückschlüsse: "Es ist davon
auszugehen, dass in Zeiten, in denen hochqualifizierte Mitarbeiter gefragter
denn je sind, Unternehmen neue Wege gehen und verstärkt Anreize über ein gutes
Grundgehalt hinaus bieten." Zudem würden die Planer die Bedeutung von
Zeitwertkonten als Ersatz für die auslaufende Regelung zur Altersteilzeit sehen.
(Grafik 2)
Externe Berater künftig Gefragter
Bislang hat
die interne Unterstützung bei der Einrichtung von Zeitwertkonten überwogen.
Hingegen wollen sich Betriebe mit dem Vorhaben, Zeitwertkonten demnächst
umzusetzen, vermehrt externe Spezialisten ins Boot holen, die eine
professionelle Beratung zu den rechtlichen Erfordernissen bieten können. Zudem
achten sie besonders darauf, dass die Einführungs- und Verwaltungskosten niedrig
bleiben und dass sich die Modelle für Zeitwertkonten individuell gestalten
lassen.
An vierter Stelle steht bei Betrieben mit Erfahrungswerten zu
Zeitwertkonten die Bedeutung von EDV-Schnittstellen zwischen der
Personalabteilung und dem externen Dienstleister (Grafik 3). Schütt-Alpen von
HDI-Gerling Pensionsmanagement hierzu: "Das Ergebnis deckt sich mit unseren
Beratungserfahrungen. Aus diesem Grunde bieten wir unseren Kunden ein neues
Zeitwertkonten-System, das eine webbasierte Verwaltung und
Informationsvermittlung für Arbeitgeber und Arbeitnehmer ermöglicht. Hinzu kommt
eine variable Kontoführung in Zeit oder Geld, die Abbildung sämtlicher
Insolvenzsicherungsformen sowie die Anlagemöglichkeit in Fonds oder
Versicherungen als Kapitalisierungsprodukt."
Zeitwertkonten ergänzen die BAV
Dass Zeitwertkonten an Zuwachs gewinnen werden, darauf
setzt auch HDI-Gerling Produktexperte Hischke. "Zeitwertkonten und betriebliche
Altersversorgung bilden zwei Disziplinen in der Personalpolitik mit
Zukunftscharakter - die erste Disziplin ist auf den Vorruhestand fokussiert, die
zweite auf die Vorsorge", resümiert Hischke. "Die bAV ist das Pflichtprogramm
und bildet die Basis. Zeitwertkonten sind hingegen als Kür zu sehen. Denn wer
über Zeitwertkonten nachdenkt, der sollte die bAV schon geregelt haben."
Frau Melanie Staudt
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