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30.03.2007 - dvb-Presseservice

Neuer AOK-Vertrag hilft Patienten bei Essstörungen

AOK schließt erste Vereinbarung mit NEO im Ostalbkreis - landesweite Ausweitung bei erfolgreichem Test geplant

Erstmals schafft die AOK mit einem Gesundheitspartner in Baden-Württemberg eine vertragliche Grundlage über die Behandlung von Essstörungen. "Unser Ziel ist es, jetzt eine besser vernetzte Behandlung sicher zu stellen und dadurch den Ablauf der Therapie für den Patienten mit Essstörungen zielgerichteter zu gestalten". So die Vorsitzenden des neu gegründeten Vereins Netzwerk Essstörungen Ostalbkreis, Dr. med. Ulrich Brickwedde und Dr. Martin von Wachter.

Auf der Grundlage dieses neuen Konzeptes bilden 20 Psychologen, Ärzte und sonstige Therapeuten eine Versorgungskette und können so in individuell auf den Patienten abgestimmten Behandlungsphasen differenziert auf die therapeutischen Erfordernisse eingehen. "Das wollen wir als AOK besonders fördern", so der Vorstandsvize der AOK Baden-Württemberg, Dr. Christopher Hermann, am Donnerstag (29.03.2007) in Aalen anlässlich der Vertragsunterzeichnung.

Die AOK stelle den behandelnden Ärzten und Psychologen des im Ostalbkreis beteiligten "Netzwerk Essstörungen im Ostalbkreis" (NEO) zusätzliche Honorare für die Netzwerkarbeit und die weitergehenden gruppentherapeutischen Leistungen in Aussicht. Laut Hermann erwartet die AOK im Ergebnis trotzdem eine Kostenersparnis von über 50 Prozent der bisherigen Aufwendungen, die pro Patient und Behandlung bei bis zu 20.000,00 Euro liegen können.

"Die Einsparungen sollen sich, das ist unser gemeinsames Bestreben im Ostalbkreis, dadurch ergeben, dass statt den bisher nicht selten durchgeführten Klinikbehandlungen jetzt in den betreffenden Fällen eine intensive ambulante Netzwerk-Therapie durchgeführt wird. Außerdem ergänzen wir die Behandlung durch eigene AOK-Gesundheitsangebote, die auf die Belange der Patienten ausgerichtet sind, wie zum Beispiel individuelle themenbezogene Ernährungsberatung und Betreuung durch den AOK-Sozialdienst. Wir unterstützen die Betroffenen auch durch Vermittlung von Selbsthilfeangeboten", bestätigt der Geschäftsführer der AOK Ostalb, Till H. Klein.

Nach dem Vertrag wird das Behandlungskonzept stufenweise umgesetzt: "Wir beginnen mit der neuen Behandlungsstruktur für die Patienten mit Anorexie (Magersucht) und Bulimie (Ess-Brech-Sucht), die sich beim Arzt ihren Vertrauens einschreiben können. Dies kann der Hausarzt, Facharzt oder Psychotherapeut sein, der unserem Netzwerk angehört," so Dr. med. Ulrich Brickwedde von NEO. Wenn sich das Konzept der Vernetzung bewähre, sei in einem weiteren Schritt die Behandlung von Adipositas (Fettsucht) geplant.

In NEO arbeiten 20 Haus- und Fachärzte, insbesondere auch Psychologen/Psychotherapeuten, Ärzte/Mitarbeiter der Kliniken sowie der Suchtberatungsstellen des Landkreises eng zusammen. Dr. med. Martin von Wachter (NEO): "Ziel ist eine verbesserte Kooperation und Kommunikation zwischen Leistungserbringern, Patienten und der AOK. Die Beziehungen zwischen Netzwerk und Ärzten sollen durch Qualitätszirkelarbeit und Fortbildung gestärkt werden. Wir legen die Erkenntnisse des sogenannten 'Casemanagements', also des Fallmanagements, unserer Praxis zugrunde. Dabei wird innerhalb des Behandlungskonzeptes wesentlich auf die Motivation des Patienten sowie dessen Nachsorge und Langzeitbetreuung Wert gelegt. Unser medizinisches Versorgungskonzept basiert auf der aktuellen, nationalen Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, der AWMF."

Thema "Essstörung"
Essstörungen bilden ein komplexes psychosomatisches Krankheitsbild. Magersucht, Ess-Brech-Sucht oder auch Formen der Fettsucht sind Erkrankungen, die in unserer Gesellschaft weit verbreitet sind. Die Erkrankung, die vor allem zu Beginn von Betroffenen, Angehörigen oder Anderen nur selten erkannt wird, nimmt in vielen Fällen einen dramatischen, chronischen Verlauf.

Die störungsspezifische Früherkennung, Diagnostik und Behandlung essgestörter Patienten ist durch besondere Schwierigkeiten gekennzeichnet: Hohe Eingangsschwelle zur Behandlung, unzureichende und wechselhafte Behandlungsmotivation, Hilflosigkeit in der Familie, fehlende prä- und poststationäre Psychotherapieplätze, Klientel am Übergang vom Jugendlichen- zum Erwachsenenalter, hohe Anforderungen an Flexibilität auf Seiten der ambulanten, teilstationären und vollstationären Behandler und Einrichtungen.

Die jetzt vereinbarte Vernetzung der erforderlichen Behandlungssektoren hat daher zum Ziel, unzureichend koordinierte Behandlungsabläufe zu optimieren, um neben der Verbesserung der Behandlung eine Zunahme der Zufriedenheit sowohl auf Seiten der Patienten als auch der Behandler zu errreichen. Dass dabei Aspekte der Wirtschaftlichkeit ausreichend Berücksichtigung finden müssen, ist NEO klar. "Wir wollen erklärtermassen die Chance nutzen" so Dr.von Wachter, " mit diesem Konzept einen Gesamtbehandlungsplan umzusetzen, der im ambulanten Bereich alle Vorteile einer multimodalen Zusammenarbeit bietet, wie wir es sonst nur in interdisziplinären Teams der stationären Psychotherapie kennen. Wir sind überzeugt, damit Synergieeffekte zu schaffen, die bisher auf Grund der Trennung in verschiedene Versorgungssektoren nicht genutzt werden konnten. Wir gehen davon aus, so zu einer nachhaltigen Verbesserung der Behandlungsqualität beitragen zu können."



Herr
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