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20.01.2011 - dvb-Presseservice

Neuer Bericht warnt - Globale Steuerungssysteme sind mit heutigen Risiken überfordert

- Der Bericht des World Economic Forum Global Risks 2011 identifiziert wirtschaftliche Ungleichgewichte und Global-Governance-Versagen als zentrale globale Risiken, die eine Reihe weiterer Risiken antreiben und verschärfen.

- Wirtschaftliche Ungleichgewichte und ungedeckte Verbindlichkeiten könnten laut dem Bericht die Basis für weitere Staatsschulden- und Finanzkrisen bilden. Zur Steuerung dieser Risiken seien gemeinsame und koordinierte Schritte dringend notwendig.

- Global Risks 2011 weist insbesondere auf drei wichtige Risiko-Cluster hin: „Makroökonomische Ungleichgewichte“, „Schattenwirtschaft“ sowie „Wasser, Nahrungsmittel und Energie“.

- Die Zusammenfassung, den vollständigen Bericht, ein Video-Interview mit Robert Greenhill, dem Managing Director und Chief Business Officer des World Economic Forum, und mehr finden Sie unter http://www.weforum.org/globalrisks :

Die Finanzkrise hat die Widerstandsfähigkeit der Welt gegenüber weiteren Schocks geschwächt. Während sich Anzahl und Intensität globaler Risiken drastisch ausweiten, sind globale Steuerungssysteme nicht ausreichend auf diese Situation vorbereitet. Diese Schlussfolgerungen zieht der aktuelle Bericht des World Economic Forum Global Risks 2011.

„Die Systeme des 20. Jahrhunderts sind den Risiken des 21. Jahrhunderts nicht mehr gewachsen. Um globale Risiken zu erkennen und einzudämmen, bevor sie eine globale Krise auslösen, sind neue vernetzte Systeme vonnöten“, so Robert Greenhill, Managing Director und Chief Business Officer des World Economic Forum.

Von besonderer Bedeutung sind wirtschaftliche Ungleichgewichte und Global-Governance-Versagen. Diese Faktoren beeinflussen die Entwicklung vieler weiterer internationaler Risiken und schränken die Fähigkeit ein, diesen wirkungsvoll zu begegnen. Die Probleme sind so verwoben und komplex, dass Abhilfemaßnahmen ungewollte Folgeerscheinungen hervorrufen können. Außerdem bestehen die traditionellen Risikobekämpfungsmechanismen oft einfach darin, das Risiko auf andere Akteure oder Teile der Gesellschaft abzuwälzen.

Global Risks 2011 bietet Erkenntnisse, die die Ergebnisse aus einer quantitativen wie auch qualitativen Analyse reflektieren. Dabei wurden drei wichtige Risiko-Cluster identifiziert, mit denen wir im kommenden Jahrzehnt konfrontiert sein werden:

Makroökonomische Ungleichgewichte:

Für die Entstehung der globalen Finanzkrise waren langfristige strukturelle Schwächen der Weltwirtschaft verantwortlich. Nun ist durch makroökonomische Ungleichgewichte, die wachsende Verschuldung von Industrienationen, die massiven ungedeckten öffentlichen Verbindlichkeiten aus den Sozialversicherungssystemen und die Volatilität an den Finanzmärkten ein undurchschaubarer Komplex ökonomischer Risiken entstanden. Durch den krisenbedingten Anstieg der Staatsverschuldung ist jedoch der Handlungsspielraum bei weiteren Krisen erschreckend klein geworden. Daniel M. Hofmann, Chefökonom von Zurich Financial Services, meint dazu: „Die meisten Industrienationen verfolgen keine nachhaltige Geldpolitik. Wenn hier keine strukturellen Reformen erfolgen, besteht ein hohes Risiko für Staatsinsolvenzen.“ Christian Mumenthaler, Chief Marketing Officer Reinsurance und Vorstandsmitglied bei Swiss Re, fügt hinzu: „Durch die langfristigen öffentlichen Verbindlichkeiten, die aufgrund der alternden Bevölkerung auf uns zukommen, dürfte sich die Staatsschuldenproblematik noch zuspitzen. Nur wenn der öffentliche und der private Sektor zusammenarbeiten, können wir sicherstellen, dass die bevorstehenden finanziellen Herausforderungen gemeistert werden und die höhere Lebenserwartung sich nicht in einen nachteiligen Trend für die Gesellschaft umkehrt.“

Schattenwirtschaft:

Dieser Komplex umfasst Risiken wie gescheiterte oder fragile Staaten, illegaler Handel, organisiertes Verbrechen und Korruption. Eine immer stärker vernetzte Welt, Regierungsversagen und wirtschaftliche Disparitäten können solchen illegalen Aktivitäten Auftrieb verleihen. Im Jahr 2009 wurde illegaler Handel weltweit auf etwa 1,3 Bio. US-Dollar geschätzt (Tendenz steigend). Diese Risiken, die mit enormen Kosten für die legalen Wirtschaftsaktivitäten verbunden sind, tragen ausserdem zur Unterwanderung von Staatlichkeit bei, gefährden Entwicklungsmöglichkeiten und halten Armutsspiralen und Instabilität in einigen Ländern aufrecht. Stärkere internationale Zusammenarbeit ist dringend erforderlich.

Wasser, Nahrungsmittel und Energie:

Die Welt stößt bei absoluten Grundbedürfnissen wie Wasser, Nahrungsmittel und Energie an strikte Grenzen. Hauptprobleme dabei sind die schnell wachsende Weltbevölkerung, der steigende Wohlstand und der Klimawandel. Alle diese Faktoren sind eng miteinander verknüpft, was die Umsetzung von Abhilfemaßnahmen zusätzlich erschwert. Die meisten Eingriffe schaffen zudem neue, noch schwerwiegendere Probleme oder verteilen das Risiko einfach um. Zudem vergrößert eine Verknappung der Kernressourcen das Konfliktpotenzial zwischen den Gesellschaftsgruppen, Ländern und Industriezweigen, die von ihnen abhängig sind. „Die Nachfrage nach Nahrungsmittel-, Wasser- und Energieressourcen wächst im zweistelligen Prozentbereich. In Anbetracht der chronischen Staatshaushaltsdefizite könnte das Geld für wichtige Infrastrukturprojekte, die diese Ressourcen besser verfügbar und zugänglich machen, plötzlich fehlen. Die daraus entstehenden Verknappungen gefährden dann den globalen Wohlstand”, so John Drzik, Präsident und Chief Executive Officer der Oliver Wyman Group (Marsh & McLennan Companies).

Neben diesen drei Risiko-Clustern identifizieren die Autoren von Global Risks 2011 auch folgende fünf Risiken, die es zu beobachten gilt:

- Cyber-Kriminalität reicht von der Zunahme von Cyber-Diebstählen bis hin zu der bisher weitgehend unerforschten Möglichkeit der umfassenden Cyber-Kriegsführung.

- Demografische Herausforderungen bedrohen die soziale Stabilität in fragilen, rohstoffarmen Ländern, die ein hohes Bevölkerungswachstum aufweisen; es kann zu vermehrten gewaltsamen Ausschreitungen oder gar einem Staatszerfall kommen.

- Ressourcensicherheit − die begrenzte Verfügbarkeit von Rohstoffen, Wasser und Energie setzt dem Wachstum klare Grenzen und kann neue Krisenherde entzünden.

- Rückzug aus der Globalisierung aufgrund populistischer Tendenzen infolge wirtschaftlicher Ungleichgewichte gefährdet die wirtschaftliche und politische Zusammenarbeit.

- Massenvernichtungswaffen, insbesondere die erneute Gefahr der Verbreitung von Kern- und biologischen Waffen in einer fragilen Welt.

Das World Economic Forum wird anlässlich seines diesjährigen Jahrestreffens, das vom 26. bis 30. Januar in Davos/Klosters stattfindet, wieder ein sogenanntes „Risk Response Network“ ins Leben rufen. Dieses Netzwerk verfolgt einen ganz neuen Ansatz im Umgang mit den komplexen Risiken, die unsere Entscheidungsträger heute beschäftigen. Zudem zeigt es ihnen auf, wie sie die Chancen im Zusammenhang mit diesen Risiken nutzen können.

Howard Kunreuther, Co-Director des Wharton Risk Management and Decision Processes Center, betont: „Geschäftsführer und Entscheidungsträger sollten in der Lage sein, ihren Hang zu schnellen oder kurzfristigen Lösungen abzulegen und stattdessen langfristig zu denken. Damit würden sie einen wichtigen Schritt hin zu einer Haltung tun, die es ihnen erlaubt, die zunehmend komplexen und verknüpften globalen Risiken wirkungsvoll zu vermindern.“

Global Risks 2011 wurde in Zusammenarbeit mit Marsh & McLennan Companies, der Swiss Re, dem Wharton Center für Risk Management und Zurich Financial Services veröffentlicht. Der Bericht beruht auf den Meinungen von 580 Experten, die an dem Global Risks Survey 2010 des World Economic Forum teilgenommen haben und verschiedene Interessengruppen und Regionen vertreten. Das Ziel bestand darin, die wahrgenommenen Wahrscheinlichkeiten, Konsequenzen und Zusammenhänge von 37 Risiken auf Sicht von zehn Jahren abzuschätzen. Das Ergebnis dieser Umfrage ist im Bericht enthalten. Global Risks 2011 behandelt auch eine Reihe von neu entstehenden sowie versteckten Risiken, die erst in Zukunft in Erscheinung treten könnten.




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