Positive Zwischenbilanz für Hausarztzentrierte Versorgung in Baden-Württemberg
Stuttgart, Oktober 2008 - Mit über 2.000 angemeldeten Ärzten ist der Vertrag
zur hausarztzentrierten Versorgung (HZV) in Baden-Württemberg in das 4. Quartal
2008 gestartet. Damit ziehen die Vertragspartner Deutscher Hausärzteverband,
MEDI und AOK Baden-Württemberg nach drei Monaten Vertragslaufzeit eine positive
Zwischenbilanz.
"Es haben sich nach drei Monaten bereits zwei Drittel
der im Vertrag als erstes Ziel definierten 3.000 Hausärzte in die HZV
eingeschrieben", erläutert Dr. Rolf Hoberg, Vorstandsvorsitzender der AOK
Baden-Württemberg. "Wir sind zuversichtlich, dass wir dieses Ziel bereits im
Frühjahr 2009 erreichen werden. Parallel dazu wird im 4. Quartal 2008 die Anzahl
der Patienteneinschreibungen deutlich in den sechsstelligen Bereich
gehen."
Kritik von vielen Seiten schmälert Attraktivität des Vertrages
nicht
Mit hohem Aufwand haben Kritiker wie die Kassenärztliche
Bundesvereinigung (KBV), der Bundesverband Deutscher Internisten (BDI) oder
verschiedene Kinderarztgruppierungen versucht, von der Teilnahme an der HZV
abzuraten. "Die Hausarztzentrierte Versorgung in Baden-Württemberg ist ein
Eisbrechervertrag", erklärt Ulrich Weigeldt, Bundesvorsitzender des Deutschen
Hausärzteverbandes. "Der Vertrag macht den Weg in eine neue Richtung frei. Daher
war der massive Widerstand insbesondere der KBV an der HZV für uns
vorauszusehen." "Allen Berechnungen der KBV zum Trotz ist unser Vertrag dennoch
attraktiver als das KV-System", kommentiert Dr. Berthold Dietsche,
Landesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes in Baden-Württemberg dieses
Vorgehen. Die Philosophie des Vertrages, verstärkt auf Pauschalen zu setzen,
erfordere ein Umdenken. Insgesamt biete die HZV eine honorarmäßige
Besserstellung für die Ärzte. "Sie entkommen damit dem Hamsterrad der
Einzelleistungen und haben mehr Zeit für ihre Patienten", führt der Vorsitzende
von MEDI Baden-Württemberg Dr. Werner Baumgärtner weiter aus. "Für uns stand
die Attraktivität des Vertrages von Anfang an fest. Zum einen aufgrund der
höheren Fallwerte in Euro, zum anderen wegen der nicht vorhandenen
Fallzahlbegrenzung. Das unterstreicht auch der EBM-Entwurf 2009, der aufgrund
des Punktwertverlusts auf magere 3,5 Cent für alle Ärzte in Baden-Württemberg
einen Honorarverlust von fünf bis zehn Prozent bei gleichem Leistungsspektrum
erwarten lässt." Dr. Berthold Dietsche ergänzt: "Bedenkt man zudem, dass Ende
2008 der Vertrag zur integrierten hausarztbasierten Versorgung ausläuft, ist
schnelles Handeln gefragt, um Honorareinbußen über die HZV zu kompensieren."
"Damit sichern wir die hausärztliche Versorgung mit Zusatzvorteilen für unsere
Versicherten auf hohem Niveau und fördern gleichzeitig den weiteren Ausbau einer
qualitätsgesicherten Fortbildung und Behandlung", fasst AOK-Vorstandsvize Dr.
Christopher Hermann den wegweisenden Vertrag zusammen.
Duale Strategie
für die Vertragssoftware
"Wir mussten in Bezug auf die Vertragssoftware auf
eine duale Strategie setzen", erklärt Eberhard Mehl, Geschäftsführer der HÄVG.
"Damit der Vertrag in Kraft treten konnte, war eine Vertragssoftware notwendig,
die sich anfangs mit etablierten Softwareherstellern nicht umsetzen ließ, da die
PVS-Hersteller um ihr Geschäftsmodell der werbefinanzierten
Arzneimittelverordnungen fürchteten. Die Unstimmigkeiten mit den PVS-Herstellern
sind mittlerweile ausgeräumt. Die PVS-Hersteller müssen nun ihre Versprechen
einhalten und schnellstmöglich weitere Software-Alternativangebote zur Verfügung
stellen." Mittlerweile gibt es dreizehn zertifizierte Vertragssoftwares, die die
Abwicklung der HZV ermöglichen. Damit gibt es nun weitere Alternativen zu der
Vertragssoftware Hausarzt+ des Unternehmens ICW. Die Einführung von Hausarzt+ in
den Arztpraxen lief laut HÄVG anfänglich nicht überall reibungslos. "Natürlich
gehen wir davon aus, dass bei derartigen Veränderungen, insbesondere in der IT,
nicht alles immer gleich perfekt funktioniert. Zusammen mit unserem Partner ICW
werden wir in den kommenden Wochen die Bedienungsfreundlichkeit von Hausarzt+
mit höchster Priorität optimieren. Zusätzlich stellen wir ein umfassendes
Schulungsangebot für Vertragsteilnehmer bereit", so Eberhard Mehl zum
Schluss.
Weitere Informationen unter www.aok-bw-presse.de, www.hausaerzteverband.de und www.medi-verbund.de
Herr Otwin Schierle
Pressesprecher
Tel.: 0711/25 93-231
E-Mail: otwin.schierle@bw.aok.de
AOK Baden-Württemberg
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