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27.05.2011 - dvb-Presseservice

Postbank: Einkommen der privaten Haushalte steigt durch Zinserhöhung um 6,5 Milliarden Euro

Keine Beeinträchtigung des Privaten Verbrauchs

Die Leitzinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) werden nach Ansicht der Postbank den Privaten Verbrauch in Deutschland nicht belasten. Dafür ist die Kreditfinanzierung des Konsums zu gering und die Einkommenseffekte höherer Zinsen sind sogar positiv.

Die Volkswirte der Postbank gehen davon aus, dass die EZB den Leitzins von derzeit 1,25 Prozent bis ins erste Quartal 2012 auf zwei Prozent anheben wird. Leitzinserhöhungen dämpfen grundsätzlich das Wirtschaftswachstum, weil in der Tendenz die Spielräume der Unternehmen bei der Finanzierung eingeengt werden. Deutlich differenzierter zeigt sich das Bild mit Blick auf die privaten Haushalte. Die direkten Auswirkungen sind hier nach einer Analyse von Postbank Research unter dem Strich positiv. Denn die Sparer profitieren von den höheren Zinszahlungen mehr als die Kreditnehmer zur Kasse gebeten werden.

Knapp 1.400 Milliarden Euro hatten Ende März Privatpersonen an Krediten bei Banken aufgenommen. Davon waren gerade einmal 70 Milliarden Euro (5 Prozent) kurzfristiger Natur mit einer Zinsbindung von maximal einem Jahr. Der Zinsaufwand für die privaten Kreditnehmer würde dadurch um 700 Millionen Euro jährlich steigen. Der Löwenanteil der privaten Kredite entfällt mit 88 Prozent oder 1.232 Milliarden Euro auf Laufzeiten von mehr als 5 Jahren. Bei 95 Prozent aller Kredite an Privatpersonen erfolgt also keine kurzfristige Anpassung an veränderte Marktkonditionen. Diese wirken sich erst bei einer Prolongation und natürlich bei Neuabschlüssen aus. Die Zinsausgaben der privaten Haushalte steigen somit durch die veränderte Geldpolitik der EZB vorläufig nur geringfügig an. Der Aufwand für Sollzinsen erhöht sich dadurch nach einer Schätzung der Postbank gerade einmal um ein Prozent.

Einkommen steigen durch Zinsanhebungen

Die Sparer gehören hingegen zu den Gewinnern steigender Zinsen, da sie über sehr hohe Guthabenbestände verfügen, deren Verzinsung an die Entwicklung der Geldmarktsätze und damit letztlich des Leitzinses gekoppelt ist. Im März dieses Jahres hielten die privaten Haushalte 1.613 Milliarden Euro in Form von Einlagen bei den inländischen Banken. Hiervon entfielen 692 Milliarden Euro (43 Prozent) auf täglich fällige Einlagen und 604 Milliarden Euro (37 Prozent) auf Spareinlagen. Sparbriefe und Termineinlagen kamen zusammen auf 317 Milliarden Euro (20 Prozent).

Die Verzinsung kurzfristiger Termineinlagen reagiert regelmäßig sofort auf veränderte Marktbedingungen, wobei Leitzinsänderungen nahezu eins zu eins an die Kunden weitergegeben werden. Allerdings ist nur ein Teil der Termineinlagen, aktuell 75 Milliarden Euro, kurzfristig mit Laufzeiten von bis zu einem Jahr angelegt. Die auf diese Einlagen entfallenden Zinsen dürften bei der von der Postbank erwarteten Entwicklung des Leitzinses um jährlich 750 Millionen Euro zunehmen.

Spareinlagen reagieren dagegen wesentlich schwächer auf Änderungen der kurzfristigen Zinsen. In Hochzinsphasen liegt ihre Verzinsung regelmäßig deutlich unter dem Leitzins, während sie in der jüngsten Niedrigzinsphase darüber lagen und immer noch liegen. Unter der Annahme, dass der Durchschnittszinssatz für Spareinlagen im Zuge der erwarteten EZB-Zinserhöhungen von 1,4 auf zwei Prozent zulegt, würde hieraus ein Mehrertrag für die privaten Haushalte in Höhe von 3,6 Milliarden Euro resultieren.

Bei den Sichteinlagen profitieren insbesondere die Besitzer von Tagesgeldkonten. Die Volkswirte der Postbank erwarten, dass die Verzinsung der gesamten Sichteinlagen bei einer Anhebung des EZB-Refisatzes um einen Prozentpunkt um 0,4 Prozentpunkte steigt. Die Zinszahlungen auf Sichteinlagen dürften sich damit um 2,8 Milliarden Euro erhöhen.

Insgesamt dürften die Zinseinkünfte der Bundesbürger aus Bankeinlagen damit um über 7 Milliarden Euro jährlich steigen. Saldiert man dies mit den höheren Kreditkosten von 700 Millionen Euro, verbleibt ein positiver Nettoeffekt von knapp unter 6,5 Milliarden Euro.



Herr Joachim Strunk
Tel.: +49 (0)228 920 12100
E-Mail: joachim.strunk@postbank.de

Deutsche Postbank AG
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