Postbank Studie: Deutsche fahren ihre private Altersvorsorge signifikant zurück
Wohn-Riester und Abgeltungsteuer vielfach noch unbekannt / Inflation spielt für Mehrheit der Deutschen bei Vorsorgeplanung "keine Rolle"
Die monatlichen Ausgaben der Berufstätigen in Deutschland für ihre private
Altersvorsorge sind auf den niedrigsten Stand seit 2005 gefallen: Waren dies
2007 noch durchschnittlich 202 Euro unter denjenigen, die privat vorsorgen, sind
es aktuell lediglich 188 Euro. Um dieses Minus von sieben Prozent gegenüber dem
Vorjahr fiel auch der Anteil der Berufstätigen, die ihre Altersvorsorge
überhaupt verstärken wollen. Unter allen Deutschen sagen 52 Prozent, dass sie
keinen Ausbau der privaten Altersvorsorge planen. Lediglich das Interesse am
Erwerb eines Eigenheims und an Bausparverträgen hat sich gegenüber 2007 erhöht -
dies jedoch zulasten anderer privater Vorsorgeformen wie etwa privaten
Rentenversicherungen. Dies sind Kernergebnisse der Postbankstudie
"Altersvorsorge in Deutschland 2008/2009", die in Zusammenarbeit mit dem
Institut für Demoskopie Allensbach zum sechsten Mal bundesweit repräsentativ
durchgeführt wurde.
Fehlendes Wissen zur Altersvorsorge
Erstmals
seit 2005 glaubt mit 41 Prozent eine Mehrheit der Berufstätigen in Deutschland,
fürs Alter ausreichend vorgesorgt zu haben, 40 Prozent sehen dies nicht so und
immerhin 19 Prozent sind unentschieden. Jedoch: 54 Prozent der Deutschen geben
an, dass die Inflation in ihren Planungen zur Altersvorsorge "keine Rolle
spielt".
Beim Thema "steigende Lebenserwartung" denken die Deutschen in
die gleiche Richtung: 44 Prozent planen ihren Ruhestand ohne zu berücksichtigen,
dass eine gestiegene Lebenserwartung auch eine Menge Geld kostet. Und dass,
obwohl sie gleichzeitig laut Postbank Studie mit 83 Jahren ihre eigene
Lebenserwartung deutlich über dem heutigen Bundesdurchschnitt schätzen. "Dass
damit ausgerechnet zwei zentrale Aspekte der Altersvorsorge so wenig
berücksichtigt werden, nämlich die Kaufkraft von Ruhestandsgeldern und die Länge
ihres Bezugs, sollte jeden stark beunruhigen", kommentiert dies Dr. Michael
Meyer, Vorstandsmitglied der Postbank, vor Journalisten in
Berlin.
Abgeltungsteuer und Wohn-Riester wenig vertraut
Aktuell
gibt fast jeder dritte Deutsche an, "zum ersten Mal" von einer Abgeltungsteuer
auf Kapitalerträge zu hören. Und noch weit höher ist die Unkenntnis zur neuen
Eigenheimförderung, dem so genannten "Wohn-Riester": Hiervon hören nach eigenen
Angaben 59 Prozent aller Deutschen in der Postbank Studie "zum ersten Mal
etwas".
"Dieses Ergebnis ist umso überraschender, da 85 Prozent der
Deutschen in unserer Studie die staatliche Förderung eines Eigenheims zur
Altersvorsorge als eine gute Idee bewerten", erläutert Meyer. "Von der Existenz
einer bereits konkreten Umsetzung durch den so genannten Wohn-Riester haben die
meisten aber bis heute noch nie etwas gehört."
Stark gestiegenes
Interesse am Eigenheim zur Altersvorsorge
Die Postbank Studie offenbart
auch, welche Wünsche zum Thema Eigenheim bei den Deutschen verankert sind:
Gefragt, was für sie "die ideale Form der Alterssicherung ist", sagen inzwischen
65 Prozent der Deutschen "ein eigenes Haus oder eine eigene Wohnung". Vor zwölf
Monaten waren es erst 58 Prozent. Unter den Berufstätigen erreicht die Nennung
des Eigenheims inzwischen gar 68 Prozent und bei Berufstätigen mit Kindern 72
Prozent. Bei den Berufstätigen mit Kindern übertrifft dieser Wert damit bereits
die staatliche Rentenversicherung, die auf eine Nennung von 70 Prozent als
ideale Form der Altersicherung kommt.
Fast jeder zehnte Berufstätige
gibt aktuell an, die eigene Altersvorsorge durch den Bau oder Kauf eines
Eigenheims künftig verstärken zu wollen. Ganz oben auf der Hitliste stehen auch
Bausparverträge. Diese machen mit einem Plus von rund 40 Prozent gegenüber ihrer
Nennung im Vorjahr damit den größten Sprung nach vorn auf der
Beliebtheitsskala.
Kombination aus privater und staatlicher
Altersvorsorge gefragt
Ungeachtet der Turbulenzen an den Finanzmärkten in
den vergangenen Monaten hält auch 2008 wie im Vorjahr weiterhin eine relative
Mehrheit von 45 Prozent der Berufstätigen in Deutschland private Vorsorgemodelle
wie Versicherungen oder Sparverträge für sicherer als die staatliche
Rentenversicherung. 38 Prozent der Bürger sind gegenteiliger Meinung. Unter
Nicht-Berufstätigen, also insbesondere Rentnern, sieht dagegen eine Mehrheit von
51 Prozent die staatliche Rente als sicherer an.
Eine klare Meinung haben
aber alle Deutschen bei der Frage, ob zur Stabilisierung der gesetzlichen
Rentenkasse die staatliche Förderung privater Altersvorsorge insgesamt
abgeschafft werden sollte: Dies halten 47 Prozent für "nicht gut" und nur 26
Prozent für "gut".
"Insgesamt zeigt die diesjährige Postbank Studie, wie
notwendig und zielführend staatliche Anreize für private Altersvorsorgemodelle
sind", resümiert Meyer. "Insbesondere die wiedererwachte Liebe der Deutschen zum
Bau oder Kauf eines Eigenheims durch Wohn-Riester zu unterstützen, könnte zu
einem Erfolgsmodell werden. Entscheidend ist jedoch, den Menschen die
Notwendigkeit noch klarer zu verdeutlichen, dass sie bei der Altersvorsorge
selbst aktiv werden müssen. Der Trend, dass hier die Bereitschaft und die
eingesetzten Mittel zurückgehen, muss dringend gestoppt und umgekehrt
werden."
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