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07.10.2010 - dvb-Presseservice

Postbank Studie: Staatsverschuldung lässt Deutsche um ihre Altersvorsorge fürchten

Mehr als jeder dritte Berufstätige befürchtet Rentenkürzungen und jeder vierte Ersparnisverluste durch stark steigende Preise / Private Vorsorge nimmt ab / Besorgnis erregende Entwicklungen in Ostdeutschland

37 Prozent aller Berufstätigen in Deutschland befürchten, dass ihnen der Staat wegen seiner stark gestiegenen Verschuldung die Rente im Alter kürzen müssen wird. Und 28 Prozent sorgen sich, dass durch die hohe Staatsschuld stark steigende Preise ihre eigenen Ersparnisse zur Altersvorsorge entwerten.

Hinzu kommt, dass 20 Prozent aller Berufstätigen aufgrund der Finanz- und Wirtschaftskrise bereits Kürzungen oder Kündigungen von privaten Vorsorgeverträgen vorgenommen haben.

In Ostdeutschland fragt sich mit 43 Prozent zudem bereits fast jeder zweite Berufstätige, "welche private Anlageform überhaupt noch Sinn macht."

Diese brisanten Kernergebnisse liefert die bundesweite repräsentative Postbank-Studie "Altersvorsorge in Deutschland 2010/2011", die seit 2003 in Zusammenarbeit mit dem Institut für Demoskopie Allensbach im inzwischen achten Jahr in Folge erstellt wird.

Dr. Michael Meyer, Retailvorstand der Postbank, legte auf der heutigen Pressekonferenz in Berlin die Fakten auf den Tisch: "Wir messen in diesem Jahr einen Rekord bei der Differenz zwischen dem, was Berufstätige für ihre Altersvorsorge selbst als nötig ansehen und dem, was sie hierzu tatsächlich investieren. Besonders in Ostdeutschland ist die Entwicklung alarmierend. Es zeigt sich, dass kurzfristige konjunkturelle Erholungsphasen das langfristige Thema Alterssicherung in Deutschland nicht wirksam beeinflussen können."

"Schock-Starre" nach Finanz- und Wirtschaftskrise verfestigt sich

Trotz zwischenzeitlicher Wirtschaftsbelebung geben heute mit 68 Prozent mehr als zwei Drittel der Berufstätigen in Deutschland an, dass sich ihre Einstellung zur privaten Altersvorsorge wegen der Finanz- und Wirtschaftskrise geändert hat. Neben einer gewachsenen Skepsis zur Sicherheit der meisten Vorsorgeformen kommt 2010 offenkundig die Unsicherheit bei Anlageentscheidungen hinzu: Von den Berufstätigen, die eigentlich ihre Absicht zum Ausbau der Vorsorge in den kommenden Jahren erklären, haben exakt ein Viertel bestehende Vorsorgeverträge aufgrund der Finanz- und Wirtschaftskrise gekündigt oder gekürzt. Am häufigsten sind hiervon private Renten- und Lebensversicherungen sowie privat abgeschlossene Riester-Verträge betroffen. Insgesamt geben die Berufstätigen in Deutschland auch monatlich weniger für ihre Altersvorsorge aus, als noch im vergangenen Jahr. Bei den unter 50-Jährigen beträgt das Minus im Schnitt rund 12 Prozent.

Gefährliche Scherenbildung zwischen Ost- und Westdeutschland

Im zwanzigsten Jahr der Wiedervereinigung ergeben sich in Ostdeutschland besorgniserregende Studienergebnisse. So haben hier die Berufstätigen ihre Vorsorgeaufwendungen um glatte 25 Prozent gegenüber 2009 gekappt, auf nunmehr im Schnitt 123 Euro monatlich. Damit werden in Westdeutschland mit 215 Euro heute exakt drei Viertel oder fast 100 Euro monatlich mehr in die private Altersvorsorge investiert.
Spiegelbildlich erwarten im Osten jetzt auch nur noch 14 Prozent der Berufstätigen - jeder siebte also - im Alter keine finanziellen Sorgen zu haben. Im Vorjahr lag der Wert noch bei 20 Prozent. Dagegen ist in Westdeutschland der Kreis der Berufstätigen mit dieser Erwartung von 26 Prozent auf nunmehr 30 Prozent gewachsen. Allerdings geht unter allen Berufstätigen in West- und Ostdeutschland die Zahl derer zurück, die ihre bisherige Altersvorsorge dazu als heute schon ausreichend ansehen.

Michael Meyer: "Ähnlich wie bei demografischen Entwicklungen lassen sich auch im Bereich der Altersvorsorge gefährliche Trends früh erkennen. So potenziert der Zinseszins-Effekt Versäumnisse beim Ansparen im Zeitverlauf bis zum Ruhestand. Im Osten Deutschlands ist deshalb spätestens jetzt dringender Handlungsbedarf gegeben."

Riester verliert an Ansehen und Bedeutung

Insbesondere in den Bevölkerungsgruppen, für die sich eine Riester-Förderung besonders empfiehlt, sind starke Rückgänge bei Ansehen und Bedeutung feststellbar. Bewerteten junge Berufstätige unter 30 Jahren die privat abgeschlossene Riester-Rente vor zwei Jahren noch zu 45 Prozent als "ideale Form der Alterssicherung", fiel dieser Wert 2009 auf 37 Prozent und in diesem Jahr nochmals auf 26 Prozent. Und einen Riestervertrag privat abzuschließen, planten 2008 von den jungen Berufstätigen noch 23 Prozent, 2009 waren es 13 Prozent und heute sind es nur noch 9 Prozent.

Das Eigenheim ist weiter en vogue - Wohn-Riester aber wenig bekannt

Keine andere private Vorsorgeform ist in Deutschland so angesehen wie der Besitz eines eigenen Hauses oder einer eigenen Wohnung. Zwei Drittel aller Berufstätigen sehen hierin heute eine "ideale Form der Alterssicherung". Und deutlich zeigt sich das auch in den Plänen derer, die ihre private Altersvorsorge ausbauen wollen: Mit 23 Prozent hat jeder vierte dieser Berufstätigen vor, ein Eigenheim zu erwerben. Auch unter den jungen Berufstätigen bis 29 Jahren steht dieses Ziel vor allen anderen.

Im Gegensatz zu dieser breiten Nachfrage steht aber die Bekanntheit der staatlichen Eigenheimförderung: 42 Prozent aller Berufstätigen in Deutschland haben noch nie von Wohn-Riester gehört. Michael Meyer: "Wir wissen aus unserer Studie aber, dass für 58 Prozent der Berufstätigen eine staatliche Förderung Anreiz ist, ein Eigenheim zu bauen oder zu kaufen. Hier kann und sollte daher mehr passieren. Auch ist eine Ausweitung der Wohn-Riester-Förderung auf Ausbauten oder altersgerechte Umbauten bestehender Immobilien sinnvoll."

Aus den Ergebnissen der Postbank-Studie hat Meyer zusammenfassend einen 5-Punkte-Katalog entwickelt:

1. Vorsorge-Angebote müssen attraktiver werden. Dies gilt neben der Riester-Förderung insbesondere auch für die betriebliche Altersvorsorge.

2. Das Thema Vorsorgeplanung gehört fest in den Unterrichtsplan an allen Berufs- und weiterführenden Schulen verankert.

3. Interessieren statt Verschrecken: Mit Panikmache vor den Folgen fehlender Vorsorge ist auf Dauer wenig zu erreichen - auch in politischen Diskussionen.

4. Auf das Eigenheim setzen - denn bei keiner anderen Vorsorgeform ist die Sympathie und schnelle Bereitschaft der Deutschen zum Handeln so groß.

5. Ostdeutschland mitnehmen: der immer größer werdenden Kluft zum Westen bei der Altersvorsorge muss dringend begegnet werden.




Herr Joachim Strunk

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